Abensberg
Politischer Montag: Diese Politiker kommen heute auf den Gillamoos

05.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:48 Uhr
Premiere als Gillamoos-Duo: Hendrik Wüst (l.) und Markus Söder. −Foto: dpa

Der erste reguläre Gillamoos seit 2019 versetzt Abensberg in den vertrauten Ausnahmezustand.



„Wir freuen uns alle“, sagt der Kelheimer Landrat Martin Neumeyer, der das Gillamoos-Gen im Blut hat. „Der Gillamoos hat ein Flair und eine Einmaligkeit“, schwärmt der CSU-Mann. 2020 und 2021 wurden coronabedingt kleine Ersatzveranstaltungen auf die Beine gestellt – einmal von der Stadt ein „Gillamoos dahoam“ und einmal von einem Festwirt in einer Halle. Dieses Jahr läuft alles, wie Neumeyer es mag. Auch wenn die politischen Zeiten turbulent sind. Energiekrise und Ukraine-Krieg sorgen für einen Herbst und Winter der Unwägbarkeiten – und das ausgerechnet ein Jahr vor der bayerischen Landtagswahl. Viel Redestoff für die Fernduelle, die beim traditionellen politischen Montag am 5. September gegen 10 Uhr nahezu zeitgleich in den Gillamoos-Festzelten beginnen.

Für Merkel gab‘s einen Hut

• CSU:Bei der CSU treten Ministerpräsidenten im Doppelpack an: Markus Söder aus Bayern und Hendrik Wüst aus Nordrhein-Westfalen. „Das gab es noch nie. Das ist eine Premiere“, sagt Landrat Neumeyer. Kurz vor 10 Uhr werden die Limousinen der Regierungschef am Volksfestgelände eintreffen. Dann geht es weiter ins Hofbräuzelt. Erst spricht Wüst, dann Söder. Von ihm wird erwartet, dass er den Mut und die Kampfbereitschaft der CSU-Basis stärkt. Bei den Umfragewerten der Partei ist deutlich Luft nach oben. Der Gillamoos endet bei der CSU aber auf jeden Fall fröhlich − mit dem traditionellen Abschiedspräsent Neumeyers: Der damaligen Kanzlerin Angela Merkel drückte er nach einem Gillamoos-Auftritt einen Trachtenhut in die Hand. Für Söder gab es schon mal eine Lederhose, für den früheren Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt ein Maut-Pickerl – eine Sonder-Edition in der Auflage von 1500 Stück, das freie Fahrt auf Gillamoos-Wegen garantierte. Was er dieses Mal bereit hält? Das bleibt vorerst Neumeyers Geheimnis.

Freie Wähler:Vize-Ministerpräsident und Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger ist wie Söder ein geübter Gillamoos-Matador: Im Weißbier-Stadl darf man bei ihm mit harten Angriffen auf die Opposition in Bayern und die Ampel-Koalition in Berlin rechnen. „Man will Holzöfen und Verbrennungsmotor verbieten, macht den Landwirten und dem Mittelstand das Leben schwer“, läuft er sich schon vorab warm. Die arbeitende Bevölkerung müsse immer höhere Steuern und Abgaben tragen, während Sanktionen für „Arbeitsunwillige“ abgeschafft würden. Sein Ärger entzündet sich auch an Winnetou-Debatte und Fridays-for-Future-Anhängern. „Winnetou ist politisch unerwünscht, man kommt medial aber groß raus wenn man sich mit den Händen auf die Straße klebt anstatt zu arbeiten.“

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• Grüne:Bei den Grünen ist ein Trio am Start: Die beiden Landtagsfraktionschefs Katharina Schulze und Ludwig Hartmann werden im Weinzelt vom Bundespolitiker Toni Hofreiter flankiert. Schulze ist in großer Angriffslaune – und ihre Bilanz fällt sehr konträr zu der von Aiwanger aus. „Ich werde auf jeden Fall sehr deutlich erklären, wieso die Menschen in Bayern ab 2023 eine bessere Staatsregierung verdient haben“, kündigt sie an. Ihr Zeugnis für die Söder-Regierung werde nicht gut sein, „so viel kann ich schon mal sagen“. Sie macht es unter anderem an Versäumnissen bei der Energiewende fest. „Bayern ist besonders abhängig von Öl und Gas. Das liegt an der rückwärtsgewandten Energiepolitik der CSU. Das hat Auswirkungen auf uns alle.“ Schulz war schon 2019 Rednerin auf dem Gillamoos. Sie outet sich als Fan. „Die Politik ist da, wo sie hingehört: bei den Menschen, mitten im Leben.“

• SPD:Die Kanzler-Partei tritt im Härteis-Zelt mit einem Bund-Bayern-Doppel an: Aus Berlin reist Generalsekretär Kevin Kühnert an, aus dem Urlaub im Allgäu der bayerische Landeschef Florian von Brunn. Kühnert, der ebenfalls bereits 2019 Gillamoos-Erfahrungen gesammelt hat und dort – noch als Juso-Bundeschef – mit „neoliberaler Politik“ abrechnete, wird nun die Strategie der Bundesregierung erklären. Brunn knöpft sich Söder und dessen Koalitionspartner Aiwanger vor, denen er beide Versäumnisse bei der Energiewende attestiert. Die Bayern-Koalitionäre, die aus seiner Sicht viel zu gern mit den Fingern auf Berlin zeigen, will er zu einem bayerischen Entlastungspaket drängen, das die Folgen der falschen Politik mildern soll: Er fordert 50 Euro Klimageld für jeden Bürger, 100 Euro pro Kind zusätzlich und eine bayerische Fortsetzung des Neun-Euro-Tickets. Brunn ist im Wahlkampfmodus. Der SPD-Landesvorstand hatte ihn im Juli bereits zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl nominiert.

Kontra für Ampel-Bashing

• FDP:Der bayerische FDP-Chef Martin Hagen ist zwar noch nicht als Landtags-Spitzenkandidat nominiert – über die personelle Aufstellung wird erst beim Parteitag im November in Amberg entschieden – doch bisher läuft alles auf ihn zu. Der Liberale zählt zu den starken Rednern seiner Partei. Er hat Gillamoos-Expertise – es ist sein zweiter Auftritt auf der Festwiese. An seiner Rede tüftelte er im Urlaub am Gardasee. Auch bei ihm wird die Energiepolitik eine zentrale Rolle spielen. „Die Leute spüren im eigenen Geldbeutel, welche Probleme wir haben. Da braucht es Lösungen.“ Von der bayerischen Regierung komme aber nicht viel mehr als „Ampel-Bashing.“ Hagen freut sich auf das Fernduell mit der Konkurrenz, das er aus dem Zelt neben dem Weißbierstadl bestreiten wird. „Das Besondere ist, dass es parallel stattfindet. Man steht in einem direkten Wettbewerb. Das ist spannend.“

• AfD:Die AfD hat im Schlossgarten außerhalb der Festwiese ihr Domizil. Hauptredner ist der bayerische Landeschef und Bundestagsabgeordnete Stephan Protschka, unter anderem sind zudem die Landtagsabgeordneten Katrin Ebner-Steiner und Christoph Maier vor Ort. „Einstimmung auf den Wahlkampf“, nennt Protschka als Hauptziel und gibt sich siegesgewiss. „Die AfD Bayern wird in Zukunft eine noch größere Rolle spielen in der Politik.“

• ÖDPDie ÖDP meldet sich als außerparlamentarische Opposition zu Wort und macht in der Stanxx Aumühl-Stube am Südrand des Festplatzes ein außergewöhnliches Angebot: Es gibt ÖDP-Freibier – allerdings vor ernstem Hintergrund, wie Landeschefin Agnes Becker vorab vermeldet. Sie zapfe an, bevor der Hopfen knapp wird. „Die Wissenschaft befürchtet, dass der weltweit bedeutende Hopfenanbau in der Hallertau vor größten klimatischen Problemen steht.“

Politischer Montag auf dem Gillamoos

Tradition:Auf dem Gillamoos in Abensberg (Lkr. Kelheim) steht am „politischen Montag“ traditionell der Schlagabtausch der Parteien im Mittelpunkt. In Zelten treten prominente Politiker diverser Couleur an. Die Fernduelle locken viele Besucher.

Termine:Die Parteien starten am 5. September parallel, etwa gegen 10 Uhr. Die CSU ist im Hofbräuzelt zu finden, die SPD im Härteis-Zelt, die Freien Wähler im Weißbierstadl, die FDP im Partyzelt daneben, die Grünen im Weinzelt. AFD und ÖDP tagen etwas abseits.

Vorzeichen:2023 ist Landtagswahl. Gillamoos-Besucher haben die Chance, das Spitzenpersonal der Parteien in den Blick zu nehmen: Von Markus Söder (CSU) und Hubert Aiwanger (FW) bis zu Katharina Schulze (Grüne) und Martin Hagen (FDP).