Gute Tat
Haare ab für guten Zweck

Daniela Geltl lässt sich von Friseurin Havana Gashi eine neue Frisur verpassen, damit eine Krebskranke eine Perücke bekommt.

22.04.2018 | Stand 16.09.2023, 6:07 Uhr

Daniela Geltl hält einen der sechs abgeschnittenen Zöpfe in die Kamera. Fotos: Abeltshauser

Die schönen, langen Haare von Daniela Geltl sind in sechs offene Zöpfe aufgeteilt – mit Hilfe kleiner Gummiringe hat Friseurmeisterin Havana Gashi das erledigt. Zuvor wurde noch richtig durchgekämmt. Nun greift Gashi zur Schere. Jetzt geht es schnell. Zopf für Zopf fällt. Die junge Frau aus Unterteuerting nimmt das gelassen hin. Schmunzelt sogar dabei. Denn die Aktion ist für einen guten Zweck. Sie will einem an Krebs erkranktem Kind eine Perücke aus echten Haaren ermöglichen. Und hat deshalb ein gutes Gefühl dabei.

Am Beginn stand eine traurige Geschichte. „Vor zwei Jahren ist ein guter Bekannter von mir an Krebs gestorben“, berichtet Daniela Geltl. Damals war sie erstmals mit dem Thema konfrontiert. Erfuhr über diesen Bekannten, das Frauen, die Chemotherapie bekommen, oft unter dem Verlust ihrer Haare leiden. Was eine Nebenwirkung dieser Behandlung ist.Eine ohnehin schon schwierige Situation werde noch problematischer.„Denn durch den kahlen Kopf fühlen sich die Frauen stigmatisiert“, sagt Susanne Weg-Remers, die Leiterin des Krebsinformationsdienstes, im Gespräch mit unserem Medienhaus. Die Krankheit werde für jedermann sichtbar.

Ein Fall in der Familie

Als dann auch noch in der Familie ein Krebsfall auftrat, wollte Geltl handeln. Und eigentlich einer engen Verwandten ihre Haare spenden. Das war vor einem halben Jahr. Damals waren diese aber noch zu kurz. Sie erfuhr damals von einem Perückenexperten, dass sie mindestens 25 Zentimeter lang sein müssen.

An ihrem Entschluss, Krebskranken zu helfen, änderte sich aber nichts. Ein Kind soll nun die Freude haben. Da sind sich Geltl und Friseurmeisterin Havana Gashi einig. Die Spenderin wartete nun noch einige Wochen ab, bis ihre Haarpracht auf die richtige Länge angewachsen war.

Mittlerweile sind mehr als zwei Stunden vergangen, seit Gashi zur Schere griff. Die verbliebenen Haare sind frisch gefärbt. Jetzt geht es an die Feinarbeit. Mit einem Styler werden die Haare geglättet. Mit der Schere noch einmal nachgeschnitten. „Sie sind jetzt ein wenig kürzer als ich sie eigentlich habe“, berichtet Geltl. Geduldig lässt sie diese Prozedur über sich ergehen. Auch sonst würden Sitzungen beim Friseur ja lange dauern. „Mir macht das Spaß“, sagt sie. Ihr Lächeln zeigt: Sie meint das auch so.

Hilfsbereite Friseurmeisterin

Schließlich ist sie in heimischen Gefilden: Für die Spenderin ist es ein glücklicher Zufall, dass Friseurin Havana Gashi, die ihren Salon in der Straubinger Straße betreibt, für Spenderinnen diesen Service kostenlos anbietet. So konnte Geltl in ihr gewohntes Haarstudio für diese Aktion gehen. Über eine Freundin, die dort arbeitet, hat sie davon erfahren. Gashi wiederum ist vor einigen Monaten auf Aktionen dieser Art aufmerksam geworden. Ein bekanntes Model hatte da ihre Haare gelassen. Das sorgte für Interesse. „Ich will eigentlich immer Menschen Helfen“, sagt die Friseurin. Und so machte sie über die sozialen Medien publik, dass sie für Spenderinnen einen kostenlosen Haarschnitt mit Färben anbietet. Immerhin gab es vor Daniela Geltl schon vier Kandidatinnen.

Beide haben im Internet mehrere Plattformen gefunden, über die gespendete Haare an Perückenmacher weitergegeben werden können. Die Teile aus Echthaaren für Krebspatienten herstellen. Damit können sich deren Kunden immerhin die Materialkosten sparen. Experten sprechen immerhin von mehreren tausend Euro für so eine Perücke. Wohin genau die Spende gehen soll, steht noch nicht fest. Derzeit hat Gashi noch alle Haare ihrer bisherigen Spenderinnen bei sich. Sie wolle sich noch intensiver kundig machen, um einen Partner zu finden, der ihr gut zusage. Sie habe zwar eine Tendenz – aber noch keine Entscheidung getroffen.

Endlich ist es soweit: Die Friseurmeisterin nimmt den Spiegel in die Hand. Das kennen wir alle vom Haare Schneiden. Am Ende der Prozedur dürfen wir uns das entstandene Werk anschauen. Daniela Geltl geht es nicht anders. Sie hat auch nichts auszusetzen. Ihr gefällt das, was in den vergangenen knapp drei Stunden entstanden ist. Besondere Wünsche hatte sie ja keine gehabt. „Ich wollte nur keine Ponyfrisur.“

Ihrer Mutter gefällt es übrigens auch. Die ist die ganze Zeit über artig danebengesessen und hat gewartet. Der Freund der Spenderin weiß jetzt zwar noch nicht, wie die nun aussieht. Sein „Ok“ zur Aktion habe er aber längst gegeben. Mehr noch: „Der ist stolz auf mich.“

Nun kann sie endlich wieder aufstehen. Und sie kann sich eine Wiederholung durchaus vorstellen. Sollten ihre Haare problemlos wieder wachsen, kann es gut sein, dass sie zur Wiederholungstäterin wird. Auch die Friseurmeisterin aus Abensberg will ihr Engagement eher noch ausweiten. So hat sich der Nachmittag für beide gelohnt.

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