Ausstellung
Paintens steinerne Schätze zeigen sich

Das Dinosaurier-Museum Denkendorf zeigt Kostbarkeiten aus dem Rygol-Steinbruch. Dafür reist sogar Ministerpräsident Söder an.

21.06.2019 | Stand 16.09.2023, 5:29 Uhr

Da seien ihm Bayerns Urviecher doch lieber, befand Ministerpräsident Markus Söder bei der Ausstellungseröffnung in Denkendorf im Schatten eines (amerikanischen) Tyrannosaurus rex. Foto: Hutzler

Ein Riesen-Meereskrokodil, ein Saurier im Eichhörnchen-Pelz und anderes Tropengetier: Das Dinosaurier-Museum bei Denkendorf im Altmühltal zeigt jetzt, was über Millionen von Jahren hinweg im Paintner Steinbruch schlummerte. Zur Eröffnung der neuen Ausstellung „Die einzigartigen Fossilfunde von Painten“ kam am Freitag, 21. Juni 2019, sogar Ministerpräsident Dr. Markus Söder in den Dino-Park. Und gestand, staundend unterm Skelett von Tyrannosaurus rex: „Da werden Bilder aus der Kindheit wach!“

Fasziniert sei er von den Paintner Fundstücken im Denkendorfer Museum, sagte Söder, als er die Ausstellung eröffnete. Ermahnt fühle er sich aber auch – davon, dass die meisten Ur-Tiere längst ausgestorben sind: „Man sieht, was damals war – und man sieht, was heute drohen kann“, so Bayerns Regierungschef; das rufe einem die Verantwortung ins Bewusstsein für das jetzige Leben am Planeten.

Launige Parallelen zur Politik zog er freilich auch, etwa angesichts eines Flugsauriers, dem die Flügel abgefallen waren: „Kann Dir im Bundestag auch passieren: Kaum schaust’, fällt Dir ein Flügel weg…“

Zumindest der schieren Größe nach lief dem Ministerpräsidenten einer den Rang ab. Aber der „Dakosaurus“ ist auch wissenschaftlich der (neue) Star im Dinosaurier-Museum in Denkendorf: Das rund 5,40 Meter lange Meereskrokodil ist am Freitag feierlich enthüllt worden. Es war der Höhepunkt bei der Eröffnung der Ausstellung „Die einzigartigen Fossilfunde von Painten“.

Im Tropenmeer, das einst den Tangrintel bedeckte, räuberte die noch panzerlose Echse vor etwa 152 Millionen Jahren. Bis sie selbst das Zeitliche segnete, auf den Meeresgrund sank und dort in eine immer dickere Schicht herabsinkenden Schlammes eingebettet wurde.

Im Schlamm ruhte sie gut geschützt, bis das Grabungsteam von Birgit und Raimund Albersdörfer sie vor etwa acht Jahren ans Tageslicht holte: Einer der vielen Funde, die den Steinbruch des Kalkwerks Rygol zu einer einzigartigen und international bedeutsamen Fundstelle für Fossilien machen.

„Wir würden da nichts finden“ – Dr. Wolfgang Rygol, Besitzer des Paintner Steinbruchs und selbst Mineraloge, weiß, welch fachlich geschulte Adleraugen es braucht, um in einem steinernen „Heuhaufen“ die Schätze zu entdecken. Zwei kleine braune Stückchen waren es zum Beispiel, die Grabungsleiter Wolfgang Häckel einst quasi im Vorbeigehen fand – und daraus sofort schloss: Hier liegt ein Krokodil!

So fand er 2011 den „Zwilling“ des Denkendorfer Meeres-Krokos: Dieses Exemplar bewacht heute als Präparat den Rygol-Firmeneingang.

Zwei glückliche Umstände machen Painten zum paläontologischen Dorado, erklärt Prof. Dr. Oliver Rauhut von der bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie: zum einen der Fossilien-Reichtum, den diese ältesten Plattenkalke im Jura der südöstlichen Frankenalb hüten; zum anderen der Umstand, dass die Schätze systematisch, wissenschaftlich korrekt und technisch hochprofessionell geborgen und präpariert werden.

Das Kroko in seiner jetzigen Form zu präsentieren, kostete Jahre und Unsummen: Aus rund 400 Gesteinsstücken setzte sich der Fund zusammen, und das Fossil musste aus extrem hartem Gestein mit diamantbestückten Feinfräsern herauspräpariert werden.

Bedeutender Oachkatzlschwoaf

Deutlich kleiner, aber wissenschaftlich nicht weniger spannend als das Meereskroko ist ein kleiner Raub-Saurier, der ebenfalls von Painten nach Denkendorf „umgezogen“ ist. Sciurumimus, übersetzt „Der dem Eichhörnchen gleicht“, heißt das Fundstück, das das Grabungsteam 2005 entdeckte.

Was diesen Raubsaurier-Fund für Wissenschaftler so besonders macht: Sein Schwanz ist mitsamt der buschigen, eichhörnchen-artigen Behaarung versteinert worden; das gilt in der Evolution als die Vorstufe zu den verzweigten Federn, wie sie dann zum Beispiel der berühmte Urvogel „Archäopteryx“ schon besaß, der unter anderem bei Solnhofen gefunden wurde.

Eltern werden noch gesucht

Als neu entdeckte Dinosaurier-Art wurde das Jungtier aus dem Paintner Steinbruch von Konservator Dr. Rauhut 2012 erstmals wissenschaftlich beschrieben – und erhielt zu Ehren des Finderteams den Namen „Sciurumimus albersdoerferi“. Der Namensgeber Raimund Albersdörfer, der die paläontologischen Grabungen in Painten verantwortet, hofft, dass dort irgendwann noch ein ausgewachsenes Exemplar auftaucht.

Auch ein Angler-Paradies

Heute kaum vorstellbar – Painten wäre vor 150 Millionen Jahren ein Anglerparadies gewesen. Etliche fossile Fische, die dem Grabungsteam „an den Haken“ gingen, zeugen davon. Einer ziert demnächst das Chefbüro in der bayerischen Staatskanzlei: Einen feinst herauspräparierten Fisch überreichten Michael Völker und Raimund Albersdörfer, die Gründer des Dinosaurier-Museums, an Ministerpräsident Söder. Der kündigte sichtlich verzückt an, „den werd’ ich in meinem Büro aufhängen“.

Bei den Dinosauriern seien ihm „natürlich die friedlichen pflanzenfressenden am liebsten“, sagte Söder ironisch: „Alles andere wär’ ja ein Kommunikations-Debakel…“