Race24 Ein Solist strampelt wie die Feuerwehr
Thomas Harster geht erstmals als Einzelfahrer ins Race24. Die Floriansjünger Essing feuern ihn an, Stephan Schmaus zieht mit.

Essing.Seinen Talisman hat er dabei. Eine kleine Glücksschildkröte aus Stoff trägt Thomas Harster beim 24-Stunden-Radrennen in Kelheim bei sich. „Das Maskottchen hat mir meine Familie geschenkt“, erzählt der 45-jährige Essinger. Zum ersten Mal nimmt er heuer das Race24 im Einzel in Angriff und weiß große Unterstützung hinter sich: Harster tritt für die Feuerwehr Essing in die Pedale, auch um die Arbeit der Floriansjünger als Streckenposten aufzuzeigen. Harsters erste Solofahrt wird Stephan Schmaus (45), ebenfalls aus Essing, begleiten. Im Gleichklang wollen sie die Herausforderung meistern.
„Fährst du einmal, fährst du immer.“
Essings Feuerwehr hat ihre höchsten Würdenträger abkommandiert, um ihren Fahrer vorzustellen. Erster Vorsitzender Markus Schmaus und sein Stellvertreter Dominic Schinn erscheinen in Uniform, im Schlepptau auch Kommandant Peter Donauer. „Wir werden Thomas kräftig anfeuern“, sagen sie. Motivations-Täfelchen („Ziag o“, „Du schaffst es“, „Tritt nei“) haben sie für ihren Kameraden bereits gebastelt. „Ich bin allerdings nur passives Feuerwehrmitglied“, gesteht Harster. Einer fehlt allerdings noch: Mitstrampler Stephan Schmaus. „Mist! Ich bin noch beim Trainieren. Ich hab’ den Termin verschwitzt“, keucht er ins Handy und biegt mit etwas Verspätung zum Feuerwehrhaus ein.
Kein leichter Job an der Strecke
Harster, bei Krones in Regensburg Regionalbetreuer für Nordeuropa, und Schmaus, Lagerist („Staplerraser“, lachen die Feuerwehrler) bei Johnson Controls in Neustadt, sind keine Neulinge beim 24-Stunden-Radrennen. Sie fuhren schon für Teams wie die BRK-Blaulichtradler, Meilenweit oder „Fast Green Heron“, hinter dem sich Essings Wappentier, der Reiher (engl. „Heron“), verbirgt. „Fährst du einmal mit, fährst du immer mit“, erklären die Herren. Bei den Sportfreunden Essing bekleiden sie das Amt des Ersten (Harster) und Zweiten Vorsitzenden (Schmaus).
Auf dieser Runde werden Einzelstarter und Teamfahrer 24 Stunden lang kreiseln:
„Unser Dorf muss unbedingt beim Rennen vertreten sein. Neben Kelheim ist Essing die einzige Ortschaft direkt an der Strecke des Race24“, sagt Harster. Im Bereich nach dem beschwerlichen Stausackerer Berg vom Bankerl bis zur Einmündung des Kurses in die Staatsstraße schiebt Essings Feuerwehr Streckendienst. „24 Kameraden sind in drei Schichten während des Rennens im Einsatz, dazu stehen permanent zwei, drei Helfer vom BRK parat“, zählt FFW-Vorsitzender Markus Schmaus auf. Die Abzweigung in die Staatsstraße sei durch einen Kreisverkehr „nicht ganz ungefährlich. Wir müssen aufpassen, dass kein Pkw reinrauscht. Teilweise bekommen wir von Autofahrern ganz schön was zu hören.“
10 000 Euro stecken im Material
Auf diese Arbeit beim Race24 möchte Thomas Harster hinweisen – freilich auch nicht ganz ohne Eigennutz. „Die Feuerwehr hat für mein Sponsoring über Firmen gesorgt“, erklärt er. „Das waren ein paar aufreibende Stunden“, so Feuerwehr-Chef Markus Schmaus. Nun hofft man, dass die (dienstfreien) Feuerwehrkollegen am Essinger Teilstück der Runde richtig Party machen. „Jeder, der dich anfeuert, hilft“, sagen Harster und Stephan Schmaus.

Nach Jahren als Teamfahrer wollen beide nun die Erfahrungen und Qualen eines Einzelstarters kennen lernen. Schmaus hatte das Vergnügen bereits vor zwei Jahren und schaffte 21 Runden. Beide sagen zur ihrem Wechsel ins Solistenlager: „In einer Mannschaft ist es für uns ältere Knochen schon etwas beschwerlich, in der Nacht um 2 und 4 Uhr rausspringen zu müssen, weil deine Runde ansteht. Das stecken jüngere Fahrer besser weg. Bei uns kommt der Weckruf wie mit dem Vorschlaghammer daher.“
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Natürlich reize die Frage: Wie viel schafft man als Einzelfahrer? „Wir haben uns 30 Runden vorgenommen“, so die beiden Solisten, die Rad an Rad strampeln wollen. „Thomas ist ein guter Bergfahrer, ich habe meine Vorteile im Ausdauerbereich“, sagt Stephan Schmaus über die gegenseitige Ergänzung. An der Vorbereitung mangelt es nicht: Beide fahren nicht nur hin und wieder mit dem Rennrad zur Arbeit, sondern spulen auch abends oder am Wochenende – da mit Touren über 100 Kilometer – ihr Pensum ab.
Thomas Harster hat zwei „Wums“, so sein Wort, ins Training eingestreut, den Lupburg-Marathon mit 160 km und die Oberpfälzer Rundfahrt mit 170 km. „Wir haben uns auch eine Taktik überlegt. Nach jeweils zehn Runden gibt’s eine halbe Stunde Pause, in der Nacht zwischen 2 und 6 Uhr legen wir eine Schlafphase ein“, erläutert das Duett. Und setzt grinsend hinzu: „Vielleicht fahren wir in der Nacht weiter, wenn uns der Rappel packt.“
Spannend ist, wie sich in den 20 Jahren des Rennens die Zahl der Solisten im Verhältnis zu den Teams entwickelt hat:
Wie viel Kleingeld man in eine solche Herausforderung investieren kann, zeigt Harsters Auflistung der Kosten. „Insgesamt stecken gut 10 000 Euro im Material.“ Allein ein Satz Räder mit höheren Felgen für bessere Aerodynamik schlägt mit 2000 Euro zu Buche. „Mittlerweile ist alles aus Carbon, bis hin zum ultraleichten Helm“, erklärt der 45-Jährige. Die Körner auf dem Rad kann man sich nicht kaufen – da helfen eher Glücksschildkröte und anfeuerende Floriansjünger.
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