Konzert
Viele Wunder im Steinbruch

Zum 13. Mal findet die „Serenade im Steinbruch“ in Marching statt. Sie ist mehr als ein Konzert, ist der Pfarrer überzeugt.

10.07.2018 | Stand 16.09.2023, 6:07 Uhr

Zum 13. Mal findet am Samstag, 14. Juli, die „Serenade im Steinbruch“ statt. Sie lockt jedes Jahr mehrere Hundert Musikfans in den Scheuermann-Steinbruch in Marching. Foto: Dannenberg

Zum 13. Mal findet am Samstag, 14. Juli, die „Serenade im Steinbruch“ statt. Sie lockt jedes Jahr mehrere Hundert Musikfans in den Scheuermann-Steinbruch und hat Marching weit über die Grenzen des Landkreises hinaus bekannt gemacht. Initiiert wurde das Klassik Open Air von Neustadts Stadtpfarrer Johannes Hofmann. Der sagt: „Das Open Air ist für mich noch lange keine Routine geworden.“

Das hängt nicht nur vom jeweiligen Programm ab, das für jede Serenade neu entwickelt wird. „Für das Konzert ist viel zu organisieren“, sagt Hofmann. Das Open Air finde zwar in einem Teil des Steinbruchs statt, der nicht mehr bewirtschaftet wird, aber eben in einem Steinbruch, der als solches eben schon noch bewirtschaftet werde. Das bedeutet, dass für das einmalige Event aufgeräumt werden muss, damit die Besucher unfallfrei die Sitzplätze erreichen, Parkplätze bereitgestellt sind, Stuhlreihen und auch eine Bühne für das Orchester aufgebaut wird.

Viele Helfer

Damit das alles gelingt, braucht es viele Helfer. Der Monsignore zählt auf: „Da ist ganz vorne an natürlich Reinhold Furtmeier als Dirigent und musikalischer Leiter des Abends und seine Musiker-Kollegen, die das Orchester bilden. Da sind aber auch die Helfer vom Pfarrgemeinderat, Emil und Gerina Leipert, die Familie Scheuermann, die Mitarbeiter des Neustädter Bauhofe sowie die Dorfgemeinschaft und die Freiwillige Feuerwehr Marching.“ Und das sie alle jedes Jahr aufs Neue zupacken und helfen, ist eines der vielen kleinen Wunder, die zum Gelingen des Abends beitragen.

Dabei, erinnert der Geistliche, sei es einst lediglich darum gegangen, etwas Unterstützung für die Innenrenovierung der Stadtpfarrkirche St. Laurentius zu beschaffen. „Außerdem wollte ich zeigen, dass die Kirche vielfältig was zu bieten hat“, sagt der Pfarrer. „Ich habe aber nicht so weit gedacht, wie lange die Veranstaltung laufen würde.“ Auch das ist eines der vielen kleinen Wunder, die zu der Serenade gehören. Ein weiteres ist für den Monsignore der Umstand, dasses jedes Jahr aufs Neue gelingt, ein Programm zu entwickeln, das die Zuhörer begeistert. Ebenfalls ein Wunder ist es, dass die Besucher auch kommen, wenn nicht gerade das schönste Sommerwetter angekündigt ist. Die Fans des Klassik Open Air, dass das Konzert auch seinen Reiz hat, wenn man sich in eine wärmende Decke hüllt oder eine dicke Jacke anzieht.

Sonne hinterm Horizont

Das wohl größte Wunder vollzieht sich beim Konzert selbst. „Der Mensch ist ein Gefühlsmensch“, weiß Hofmann und darauf setzt er. „Es werden beim Konzert nämlich alle Sinne angesprochen.“ Vögel zwitschern, vielleicht rauscht der Wind durch das Laub der Bäume am Steinbruch und über allem legt sich die Musik, während die Sonne hinterm Horizont verschwindet und sich die Nacht ausbreitet. Schließlich – meist in der Pause – werden Fackeln entzündet, deren Feuerschein die schroffen Wände des Steinbruchs erhellen, Schatten bilden und so auch für ein optisches Erlebnis neben dem musikalischen sorgen.

„Eine Gotteserfahrung“

Es ist der Moment, an dem die Besucher die Einheit von Natur, Musik und Schöpfung erleben. „Es ist eine Gotteserfahrung“, sagt der Geistliche, weshalb die „Serenade im Steinbruch“ denn auch kein beliebiges Konzert ist. Man muss sich nur darauf einlassen wollen.

Dazu trägt vor allem auch das NeustädterKammerorchester St. Laurentius unter der Leitung von Reinhold Furtmeierbei. In diesem Jahr wird es unter dem Motto „Very British!“ dem Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland eine musikalische Hommage erweisen. „In diesem Konzert soll die Schönheit, Vielfalt und Eigenheiten der englischen Musikliteratur beleuchtet werden“, sagt Reinhold Furtmeier. Da wäre zum einen die wunderschöne „Serenade für Streicher“ von Edward Elgar, mit der das Konzert eröffnet wird. Als der damals noch junge und relativ unbekannte britische Komponist dieses Stück komponierte, konnte er noch nicht ahnen, dass er eines Tages mit seinem berühmten „Pomp and Circumstances“ die inoffizielle Hymne des englischen Königshauses erschaffen, und damit schließlich Weltruhm erlangen würde.

James Bond als Soundtrack

In seiner „English Folk Song Suite“ verarbeitet ein weiterer Komponist von der „Insel“, Vaughan Williams, typische englische Volkslieder. In dieser sinfonischen Bearbeitung bekannter Tänze und Lieder der englischen Folklore tritt der Ideenreichtum der britischen Musik, ihre klar akzentuierte Rhythmik sowie die ausgelassene Lebensfreude aber auch sentimentale Nachdenklichkeit der Insulaner deutlich zutage. Reinhold Furtmeier verspricht: „An manchen Stellen des Stückes fühlt man sich beinahe in die Szenerie und Stimmung eines Rosamunde Pilcher-Filmes versetzt.“

Obwohl deutscher Abstammung wird Georg Friedrich Händel auch in England sehr verehrt, wo er ja auch einen Großteil seines Lebens verbracht hat. Daher ist die berühmte „Feuerwerksmusik“ auch ein zutiefst englisches Werk, da es als „Music for the Royal Fireworks“ für die Feier des „Aachener Friedens“ im Auftrag des englischen Königshauses komponiert wurde. Ebenfalls im Auftrag der britischen Krone unterwegs ist der „Geheimagent seiner Majestät“ – James Bond. Unweigerlich mit ihm verbunden sind die zahlreichen Darsteller aus den berühmten Filmen und der mittlerweile legendäre Soundtrack. So kommen zum krönenden Abschluss des Konzertes die bekanntesten und beliebtesten Melodien aus den James Bond-Filmen mit großem sinfonischen Orchester zur Aufführung.

Es scheint also wieder einmal ein immenses und in diesem Jahr durch und durch „britisches“ Vorhaben zu sein, das sich die Musiker um Dirigent Reinhold Furtmeier vorgenommen haben. Nicht zuletzt für Projekte wie dieses wurde das Orchester zusammen mit demKammerchor St. Laurentiusim vergangenen Jahr auchmit dem „Kulturpreis des Landkreises Kelheim“ ausgezeichnet. Da bleibt nur zu hoffen, dass das Wetter wieder „mitspielt“ und nicht typisch englische Verhältnisse annimmt, damit die Zuhörer auch heuer wieder einen herrlichen Konzertabend vor der grandiosen Kulisse des Marchinger Steinbruchs erleben können.

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