50 Jahre Caritas-Seniorenheim Begann die Rente, zogen viele Berchinger gleich ins Heim

Berching.Das Caritasseniorenheim feiert 50-jähriges Bestehen – Renate Weigl arbeitete in der Verwaltung und erinnert sich an die teilweise kuriosen Anfänge.
Weigl war die erste Verwaltungsfachkraft im Seniorenheim St. Franziskus. Niemand hat den Wandel der Einrichtung hin zu einem modernen Seniorenheim, das gerontopsychiatrische Erkenntnisse berücksichtigt, so hautnah erlebt wie sie. Sie war von 1980 bis 2015 als Ansprechpartnerin an der Pforte und im Büro zu finden.
Frau Weigl, wie haben Sie das St. Franziskus Seniorenheim aus den Anfangsjahren in Erinnerung?
Ganz am Anfang, so haben es mir die Niederbronner Schwestern erzählt, ist Schwester Polykarpa täglich aus Neumarkt nach Berching gefahren und hat gemeinsam mit Hausmeister Xaver Röll das Heim eingerichtet.
Weil das Haus noch nicht sicher verschlossen werden konnte, wurde nachts alles mögliche geklaut, was nicht niet- und nagelfest war. Zunächst hat die Heimleiterin Schwester Lidwina die Verwaltungsaufgaben selber gemacht, ich wurde dann eingestellt, weil sie mehr Zeit für die Bewohner haben wollte. Es war schön für mich, in die Aufgaben hineinzuwachsen.
Wie sahen die Zimmer in den Anfangsjahren aus?
Unten in der Pflegestation gab es zwölf Doppelzimmer für 24 Bewohner. Die anderen Zimmer für Rüstige waren unmöbliert, weil sich die Bewohner ihre Sachen selber mitgebracht haben.
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Welche Gründe hatten die Menschen damals, in ein Altenheim zu gehen?
Manche haben den Renteneintritt – viele waren erst 60 Jahre alt – zum Anlass genommen und sind sofort aus ihrer Wohnung ins Heim gezogen. Oftmals hat es sich hierbei um nicht verheiratete Menschen gehandelt, die vielleicht nie selber gekocht haben.
Das Heim war damals schon ein offenes Haus und die Senioren haben, soweit es ihnen möglich war, ihr ganz normales Leben weitergelebt, sind sogar in den Urlaub gefahren. Manche haben dann sehr lange im Heim gelebt. Eine Bewohnerin ist 1979 eingezogen und erst 30 Jahre später mit 90 Jahren gestorben. Sie hatte ein Drittel ihres Lebens im Seniorenheim gewohnt.
Wie hat der Alltag der Senioren in den 1980er und 1990er Jahren ausgesehen?
Es gab dreimal am Tag Essen im Speisesaal, das waren die einzigen festen Termine am Tag. Wenn man sich das Essen auf das Zimmer bringen lassen wollte, musste man dafür extra bezahlen.
Es gab keinerlei weitere Angebote zur Tagesgestaltung. Soweit ich mich erinnere, sind die Senioren viel spazieren gegangen, es gab Freundschaften und Feindschaften und manchmal gab es auch Eifersüchteleien wegen eines Mannes. Und einmal ist ein Paar, das sich im Heim gefunden hatte, in eine Wohnung nach Berching gezogen.
Der absolute gesellschaftliche Höhepunkt war die Weihnachtsfeier. Die Damen sind vorher extra zum Friseur gegangen, um chic für das Gala-Diner zu sein. Und auch das Franziskus-Fest wurde feierlich begangen. Damals haben alle Mitarbeiter ein Essen bekommen. Das wäre heute ja gar nicht mehr möglich.
Die Bewohner haben Ihnen bestimmt viel aus ihrem Leben erzählt?
Oh ja, sie sind oft zu mir gekommen, um sich zu unterhalten. Damals konnte ich mir die Zeit noch nehmen. Manchmal kam es mir so vor, als ob es einen Wettstreit gab, wer am meisten krank ist und besonders viel Aufmerksamkeit braucht. Ich bin auf die Zimmer gegangen und habe das Taschengeld verteilt.
Die Rüstigen mussten etwa 400 Mark bezahlen, später 600 Mark, da konnte es schon knapper werden mit der Rente. Dennoch gab es Bewohner, die sich ein großes Vermögen zusammengespart hatten, obwohl sie nur 300 Euro Rente bekamen.
Eine Besonderheit der Berchinger Einrichtung sind und waren die Schwestern des Niederbronner Ordens. Welche Rolle haben diese im Heim gespielt?
Eine überragende. Das Personal bestand aus Schwester Melania, zuständig für die Rüstigen, und weltlichen Stationshilfen. Die 16 Ruhestandsschwestern waren überall im Einsatz, sie haben sehr viel gearbeitet. Man hat gemerkt, dass der Niederbronner Orden sehr offen ist und nicht nur kontemplativ ausgerichtet.
Die Frauen arbeiten, so lange es eben geht. Sie haben im Speisesaal serviert und beim Kochen geholfen. Ich sehe sie noch vor mir, wie sie in der Küche sitzen und das Gemüse, das aus Plankstetten kam, geputzt haben. Den Pflegebedürftigen haben sie Essen eingegeben und Sterbende in den letzten Stunden begleitet.
Auch für den Garten waren sie zuständig. Sie haben wirklich viel geleistet und für eine familiäre Atmosphäre gesorgt. Ich hatte das Glück, dass ich meine damals noch kleinen Kinder mit in die Arbeit bringen durfte. Auch zu denen waren sie überaus nett, Schwester Fortunata hat meiner Tochter ihre Geige geschenkt. Sie hält diese bis heute in Ehren.
Waren auch Ehrenamtliche tätig?
Sonntags kamen immer Jugendliche ins Seniorenheim und auch in das Berchinger Krankenhaus und halfen in der Pflege, um die Schwestern zu entlasten. Das ging über die Pfarrei.
Wann hat sich das Seniorenheim hin zu der heutigen Einrichtung mit einem hohen Anteil an Pflegebedürftigen?
Das ging schleichend. Die Bewohner wurden bei ihrem Einzug immer älter und pflegebedürftig. Wenn 60-Jährige kamen, waren sie meistens schon krank und hilfsbedürftig. Um diesen gerecht zu werden, wurde 2012 umgebaut. Ich bin sehr froh, dass ich die Vorgänge aus dem Umbau noch abschließen konnte, bevor ich in Rente ging.
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