Porträt Die Lehmeiers haben Musik im Blut
Die Brüder Willi und Roland gründeten 1986 den Musikverein Pyrbaum. Heute sind alle Familienmitglieder in der Kapelle aktiv.

Pyrbaum.Klavier, Trompete, Klarinette, Schlagzeug, Kontrabass, Tuba, E-Bass – die Lehmeiers können nicht ohne Instrumente. Die Liebe zur Musik bringt aber nicht nur Vorteile. Wir haben eine der musikalischsten Familien des Landkreises Neumarkt in Rengersricht besucht.
Das musikalische Talent wurde den Brüdern Willi und Roland Lehmeier in die Wiege gelegt. Ihr Papa spielte ihnen öfter auf seiner Steirischen Harmonika vor. Als Roland Lehmeier das alte Instrument des mittlerweile verstorbenen Vaters aus seinem Musikzimmer holt, kommen nicht nur alte Notenbücher und Liedzettel zum Vorschein, sondern auch Erinnerungen hoch. Der Vater wollte immer gemeinsam mit den Kindern musizieren. Also lernten sie Instrumente: Roland Trompete, Willi Klarinette.
Mit 23 eine Kapelle gegründet

So entdeckten die Brüder ihre Liebe zur Musik. Und die wollten sie mit anderen teilen. Deshalb beschlossen Willi und Roland am Muttertag 1986, eine Musikkapelle zu gründen. Damals waren die Brüder Anfang 20. Der heute 58-jährige Roland Lehmeier erzählt davon, als wäre es das normalste der Welt, im Alter von 23 Jahren eine eigene Blaskapelle auf die Beine zu stellen. „Wir spielten vorher schon in einer Musikkapelle, aber dann löste sich diese größtenteils auf. Kurz darauf trafen sich die Brüder am 11. Mai 1986 bei ihrer Mutter. Und dann kam ihnen spontan die Idee, die ihr Leben prägt. Heute ist Roland der Vorsitzende, Willi der Dirigent.
Die MZ-Serie
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Inhalt:
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Nur gut eine Woche nach der Gründung schlossen sich den Brüdern zwölf weitere Musiker aus der Gemeinde Pyrbaum an. Wenige Tage später fand die erste Probe in Rengersricht statt. Seitdem trainiert der Musikverein Pyrbaum jeden Donnerstag. An den ersten Auftritt der Blaskapelle während des Adventskonzertes 1986 in Seligenporten kann sich Roland Lehmeier noch genau erinnern. Trotz großer Nervosität funktionierte damals alles recht gut, sagt Roland Lehmeier.
Froh, als das Stück vorbei war

Dennoch lief in den Anfangsjahren nicht alles rund. Giuseppe Verdis Nabucco etwa war dem Musikverein bei einem Konzert in Pyrbaum eine Nummer zu groß, gibt Roland Lehmeier zu. „Wir waren froh, als das Stück vorbei war.“ Statt gemeinsam im Takt zu harmonieren, spielte jeder sein eigenes Tempo. „Das Publikum hat das auch gehört“, sagt Roland Lehmeier, der seine Frau Andrea mit seiner Liebe zur Musik angesteckt hat.
„Ich war als Kind unmusikalisch und dann habe ich einen Mann geheiratet, in dessen Leben sich alles nur um die Musik gedreht hat.“
Am Anfang war Andrea von Rolands Hobby aber nicht sehr begeistert. „Ich war als Kind unmusikalisch und dann habe ich einen Mann geheiratet, in dessen Leben sich alles nur um die Musik gedreht hat“, sagt Andrea Lehmeier. Wenn Sonntagnachmittag Auftritte anstanden, habe ihr Mann nach dem Mittagessen das Besteck weggelegt und sei zum Konzert gefahren. „Da dachte ich mir: So kann es nicht weitergehen.“ Als dann ihr gemeinsamer Sohn Patrick Trompete lernte, nutzte Andrea die Gelegenheit. Mutter und Sohn nahmen gemeinsam Trompeten-Unterricht beim Papa.
Ein Vorbild für den Sohn
Eine durchaus harte Zeit für Anfängerin Andrea. „Wenn Patrick nicht dabei gewesen wäre, hätte ich den Trompeten-Unterricht hingeschmissen“, erinnert sie sich. Für die damals 33-Jährige war es schwer, das Instrument zu erlernen. „Aber ich konnte nicht aufgeben, ich musste ja ein Vorbild für meinen Sohn sein.“ Seit etwa 20 Jahren spielt Andrea Lehmeier nun Trompete im Musikverein Pyrbaum.
Sohn Patrick, der am Tag seiner Geburt von Papa Roland im Musikverein angemeldet wurde, spielte erst Trompete, dann Schlagzeug. Mit seiner Heavy Metal-Band „Savage Crow“ tourte er 2008 sogar durch deutsche Großstädte. „Als ich dann gemerkt habe, dass man als Berufsmusiker kaum Geld verdient, habe ich Veranstaltungs- und Medientechnik studiert“, sagt der heute 32-Jährige.
Eine eigene Firma gegründet
2012 hat er sich mit seiner Firma „Lionstag – Medientechnik und -produktion“ selbstständig gemacht. Sein Engagement als Schlagzeuger und Technik-Ass im Musikverein musste er deshalb zurückschrauben. Wenn Not am Mann ist, springt er aber als Aushilfe ein. Ansonsten erledigt seine Firma bei den Auftritten den Aufbau der Technik. Patricks Schwester Jessica hingegen ist weiterhin als Klarinettistin im Musikverein aktiv. Auch für sie stellte sich als Kind nicht die Frage, in der Blaskapelle des Vaters mitzuspielen. „Ich bin da hineingewachsen“, sagt die heute 29-Jährige.
Dirigent Willi Lehmeier

Auch für Jessicas Cousin Dominik Lehmeier gehört der Musikverein Pyrbaum schon immer dazu. Als Kind unterrichtete ihn sein Vater Willi. Erst spielte Dominik Klarinette, dann Tenorhorn, ehe der Berufsmusiker nun für E-Bass, Kontrabass und Tuba verantwortlich ist. Der 34-Jährige ist Leiter der Sing- und Musikschule Zusmarshausen-Horgau im Landkreis Augsburg. Im September wird er Leiter der Berufsfachschule für Musik in Sulzbach-Rosenberg. Wenn sein Vater Willi als Dirigent ausfällt, übernimmt er die Führung des Musikvereins. Komplett will der 60-jährige Willi den Taktstock aber noch nicht abgeben. „Solange es irgendwie geht, will ich die Kapelle weiter dirigieren“, sagt er.
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