Friedhof in Sulzbürg Erinnerung an die jüdische Geschichte
Ein Projekt des AOM widmet sich der Dokumentation des jüdischen Friedhofs Sulzbürg. Im Herbst ist eine Ausstellung geplant.

Mühlhausen.Kulturgut im ländlichen Raum erhalten: Das ist das Ziel eines Projekts des Aktionsbündnisses Oberpfalz-Mittelfranken, das in Zusammenarbeit mit den Kommunen, Vereinen und Verbänden im Allianzgebiet für das Jahr 2022 ein Förderprogramm aufgelegt hat.
Heide Inhetveen, die in Sulzbürg lebt, ist eine profunde Kennerin jüdischen Lebens in der Landlmetropole und Sprecherin der Initiative „Stolpersteine“. Sie hat den Antrag gestellt, eine umfassende Dokumentation des jüdischen Friedhofs an der Engelgasse in Sulzbürg zu fördern. Diesem Antrag wurde am 10. März im Rahmen des Regionalbudgets stattgegeben.
Zeugen jüdischer Vergangenheit
Vorbereitung und Umsetzung haben am vergangenen Donnerstag begonnen. Bei einem Gespräch im Landlmuseum wurden erste Eckpunkte festgezurrt. Der israelitische Friedhof Sulzbürg dokumentiert die 600 Jahre lange Geschichte der jüdischen Landgemeinde Sulzbürg und des friedlichen Zusammenlebens der Religionen, dem, so Inhetveen, 1942 durch den Nationalsozialismus ein Ende gesetzt wurde.
Dr. Magnus Weinberg, einer der bekanntesten Rabbiner, die hier tätig waren, prägte den Begriff, dass dieser Ort ein „Hort des Friedens“ sei. Bis heute erfreut sich Sulzbürg bei Besuchern- und Touristengruppen aus der Region sowie dem In- und Ausland zunehmenden Interesses. Über den Friedhof hinaus sind aber noch viel mehr Zeugen jüdischer Vergangenheit im Ort zu sehen.
„Zwar wurde der jüdische Friedhof im Jahr 2010 mit öffentlichen Mitteln in hohem Maße auch von der israelitischen Kultusgemeine München aufwendig saniert, jedoch fehlt bis heute zu dem Friedhof und seinen historisch, künstlerisch und sepulkralkulturell äußerst wertvollen Gräbern eine angemessene Dokumentation“, sagt Inhetveen zu ihren Beweggründen der Antragsstellung. Die Verwitterung der Grabsteine schreitet voran, ihre Inschriften, die auch kleine Miniaturgeschichtsbücher der besonderen Art sind, werden zunehmend unlesbar und es droht ein großer Verlust jüdischer Geschichte. Deshalb bestehe dringender Handlungsbedarf.
Dokumentation bis zum Herbst
Ziel des Projekts ist eine umfassende Dokumentation des jüdischen Friedhofs Sulzbürg. Grabsteine und Grabsteinfragmente werden nun systematisch aufgenommen und die Inschriften sorgfältig fotografiert, gelesen und ihre epigrafische und kulturhistorische Bedeutung herausgearbeitet.
Das Projekt
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Mitarbeiter:
In der Arbeitsgruppe engagieren sich Michael Brocke, ehemaliger Leiter des Steinheim-Instituts Essen und Experte für hebräische Epigrafik, Hans Dammers, Vereinsmitglied des Steinheim-Instituts, Heide Inhetveen, Sprecherin der Initiative Stolpersteine für Neumarkt und Sulzbürg, Friedhofswart Hubert Lemnitzer sowie Christine Merzbacher.
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Förderung:
Es werden Fördermittel aus dem Regionalbudget für die Dokumentation zu den insgesamt 364 Grabsteinen und zur Gestaltung einer Broschüre gewährt. Das Projekt kann darüber hinaus mit Spenden unterstützt werden: Sparkasse Neumarkt-Parsberg, IBAN: DE49 7605 2080 0042 7163 32. Betreff: Jüdischer Friedhof Sulzbürg.
Das Projekt soll Ende September abgeschlossen sein und im Rahmen einer Ausstellung im Landlmuseum Sulzbürg vorgestellt werden. Als zentrale Punkte listete Inhetveen folgenden Mehrwert für die Region und ländlichen Raum auf: Pflege eines bedeutsamen kulturellen Erbes in der Oberpfalz, Erinnerung an die jüdische Geschichte und ihre Bedeutung für die Region, Verbesserung der Identifikation der Bevölkerung mit ihrer Heimat, Förderung des Geschichtsbewusstseins, vor allem, der jüngeren Generationen sowie Prävention gegen zunehmenden Antisemitismus.
Am vergangenen Mittwoch kam Michael Brocke, Experte für hebräische Epigrafik, mit einer Delegation nach Sulzbürg, um sich ein Bild zu machen. Er zeigte sich beeindruckt von dem Friedhof mit seinen 364 Grabsteinen.
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