IMA im Reitstadel Gesangstalente aus zehn Ländern brillieren in Neumarkt
Neumarkt –.Die Sängerinnen und Sänger der Internationalen Meistersinger Akademie (IMA) in Neumarkt durften sich freuen: Nach zwei Jahren Corona-Pause traten sie wieder vor Publikum auf.
Der angenehm kühle Historische Reitstadel – in der vergangenen Woche im Kulturmagazin „Capriccio“ des Bayerischen Fernsehens als Saal von Weltrang gepriesen – bildete den passenden Rahmen für die Eröffnungsgala. Kleiner Wermutstropfen: Die hinteren acht Reihen blieben unbesetzt. 14 Sängerinnen und Sänger aus zehn Ländern gaben ihr Bestes. Weitere vier Talente sind bei den kommenden Veranstaltungen der IMA zu hören. Sie alle qualifizierten sich bei Vorsingwettbewerben in London, New York und Neumarkt unter weit über 200 Kandidaten.
Professorin Edith Wiens, die Erfinderin und Leiterin der inzwischen elften IMA, strahlte bei ihrer Begrüßung. „Wie schön, dass wir und die wundervollen Talente wieder zusammen sind.“ Sie bedankte sich bei der Stadt Neumarkt und den zahlreichen Sponsoren, ohne die die IMA nicht stattfinden könnte. Wiens freute sich darüber, dass manche Sängerinnen und Sänger erst Anfang 20 sind. Dass die Alumni der IMA beste berufliche Chancen haben, listete Wiens am Beispiel zahlreicher Sängerinnen und Sängern auf, die jetzt an bekannten Opernhäusern auftreten.
Nürnberger Symphoniker eröffneten den Abend
Eröffnet wurde der Abend durch die Nürnberger Symphoniker mit Pauken und Trompeten und der Ouvertüre aus der „Zauberflöte“ von Mozart. Der erst 29-jährige ungarische Gábor Hontvári dirigierte umsichtig. Intendant Lucius A. Hemmer befand sich unter den Zuhörern. Pawel Horodyski aus Polen war für den Einstieg des Sängerreigens ausgewählt. Er zeigte mit seiner vollen Bassstimme bei der Arie des Osmin „O wie will ich triumphieren“ aus Mozarts „Entführung aus dem Serail“ bei den tiefen Tönen großes Durchhaltevermögen.
Danach der Kontrast: Die Engländerin Sarah Gilford: Mit der passenden Körpersprache lässt sie bewegungslos die Traurigkeit bei der Arie der Pamina „Ach, ich fühl‘s, es ist verschwunden“ aus der „Zauberflöte“ nachempfinden. Der rumänische Bariton Tamás Fazabas , wurde bei der Arie des Grafen aus „Le Nozze de Figaro“ leider etwas vom Orchester übertönt.
Stimmgewaltig und packend im knallroten Kleid die US-Sopranistin Olivia Boen. Sie durfte die Arie der Fiordiligi aus „Cosi fan tutte“ interpretieren. Nach den Mozart-Arien standen vor der Pause weitere Arien von Gaetano Donizetti und Vincenzo Bellini an. Der rumänische Tenor George Virban ließ voller Leidenschaft das Liebesleid des Nemorino aus „L‘ Elisir d‘ amore“ nacherleben. Aus Australien kam die Mezzosopranistin Xenia Puskarz Thomas. Voller Energie und mit reicher Gestik kam ihre Bellini-Arie des Romeo aus „I Capuleti e i Montecchi“ herüber.
Zum zweiten Mal in Neumarkt war die norwegische Sopranistin Eirin Rognerud. Sie bekam eine schwierige Aufgabe. In der langen zweigeteilten Arie der Amina aus „La Somnambula“ wird die Entwicklung der Schlafwandlerin zur lebendigen Liebenden geschildert und Rognerud bringt dies mit schwindelerregenden Höhen nahe.
Nach der Pause war der kanadische Tenor Rioux Zachary mit der Arie des Don José aus Bizets „Carmen“ an der Reihe. Den Ohrwurm „Habanera – L‘amour est oiseau rebelle“ aus „Carmen“ führte die Mezzosopranistin Beatriz Miranda aus Portugal aus. Die Engländerin Ava Dodd interpretierte beschwingt die Juliette aus „Roméo et Juliette“ von Charles Gounod.
Weitere Auftritte im Neumarkter Reitstadel
Ausdrucksstark stand Jacob Scharfman aus den USA mit einer Arie des Onegin aus „Eugen Onegin“ von Tchaikovsky auf der Bühne. William Su aus China schien mit seinem Bass mit den Symphonikern streiten, wer bei der Arie des Basilio aus dem „Barbier von Sevilla“ von Rossini die Oberhand behält. Die israelische Mezzosopranistin Maya Gour zeigte bei den Koloraturen in der Arie „Non più mesta“ aus Rossinis „La Cenerentola“ einen langen Atem.
Mit der optimistisch stimmenden Arie des Hauptmann Octavio „Freunde, das Leben ist lebenswert“ aus Franz Léhars Operette „Giuditta“, gesungen vom kanadischen Tenor Matthew Cairns, endete mit stehenden Ovationen der offizielle Teil. Als Zugabe gab es wie immer bei der IMA das Duett „Libiamo né lieti calici“ aus Verdis „La Traviata“ und das irische Segenslied.
Wenn der laienhafte Zuhörer meint, dass es da wohl nicht mehr viel zu verbessern gebe, antwortet Wiens: „Aber hallo, bei jedem.“ Da darf man auf die weiteren Auftritte gespannt sein.
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