Wald Was Verbissspuren aussagen
Die Förster erheben Daten für „Forstliche Gutachten zur Situation der Waldverjüngung“. Der Startschuss fiel am Buchberg.

Neumarkt.Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Forstverwaltung in Bayern sind in den nächsten Wochen mit einem ganz besonderen Auftrag unterwegs: Sie suchen an 22 000 Aufnahmepunkten in den Wäldern nach Wildverbissspuren, wie das Pressebüro Lorenz Märtl mitteilt. Die erhobenen Daten fließen dann in die „Forstlichen Gutachten zur Situation der Waldverjüngung“ ein. Anhand dieser Zahlen wird dann bewertet, ob in den landesweit 750 Hegegemeinschaften der Verbiss für den Wald tragbar ist oder nicht.
Am Buchberg ist nun für den Landkreis Neumarkt der Startschuss gefallen, coronabedingt ohne die ursprünglich geplante öffentliche Veranstaltung. Normalerweise „ ist uns größtmögliche Transparenz und umfassende Information der beteiligten Jagdgenossenschaften, Revierpächter und Eigenjagdbesitzer sehr wichtig“, sagte Forstdirektor Harald Gebhardt. Umso mehr freut es ihn, dass sich trotzdem rund 90 Interessenten angemeldet haben, die dabei sein wollen, wenn an einzelnen der insgesamt 580 Inventurpunkten im Landkreis die Daten zur Entwicklung von rund 36 000 einzelnen Bäumchen erhoben werden.
Gerade in Zeiten der Klimakrise, so Gebhardt, sei es von existenzieller Bedeutung, die Wälder für nachfolgende Generationen zu erhalten. Dies gelinge nur, wenn gemischte, stabile, gesunde und leistungsfähige Wälder möglichst ohne Schutzmaßnahmen geschaffen und erhalten werden, wobei gerade der natürlichen örtlichen Verjüngung, weil vielfältig angepasst und damit risikoärmer, eine besondere Bedeutung zufalle.
Deswegen seien die forstlichen Gutachten unverzichtbar, „denn sie zeigen objektiv und transparent, wo Wald und Wild im Einklang stehen und wo es noch Handlungsbedarf gibt“.
Gutachten liegt im Sommer vor
Wie das aussieht, erfahren die Hegegemeinschaften im Landkreis dann im Sommer über die Untere Jagdbehörde am Landratsamt. Dieses Gutachten soll dann im Dialog der beteiligten Jagdgenossenschaften und Revierpächtern eine wesentliche Entscheidungsgrundlage für die Abschussplanung sein.
Noch besser wäre es, so Gebhardts Meinung, diesen Austausch nicht nur alle drei Jahre im Nachgang zu den forstlichen Gutachten durchzuführen, sondern permanent. Regelmäßige Revierbegehungen wären eine gute Möglichkeit, sich über Interessen und Zielsetzungen auszutauschen, wobei sich die Forstverwaltung gerne mit einbringe.
Ein Blick auf die Ergebnisse der Verjüngungsinventur 2018 sowie die Wertungen der Verbisssituation und der Abschussempfehlungen der forstlichen Gutachten für die 16 Hegegemeinschaft im Landkreis Neumarkt zeigt auf, das damals vier als „tragbar“, elf zu „hoch“ und ein Revier im Hinblick auf den Verbiss als „deutlich zu hoch“ eingestuft wurden und als Abschussempfehlung für ein Revier „senken“, für drei „beibehalten“ und für alle anderen eine Erhöhung vorgeschlagen wurde, um die Situation zu verbessern.
Dabei bedeutet „tragbar“, dass Schalenwildverbiss zwar an allen vorhandenen Baumarten vorkommt, die Wuchsverzögerung der stärker verbissgefährdeten Baumarten aber noch tolerierbar ist. Auch sie entwachsen in angemessener Zahl und Verteilung dem Höhenbereich.
Geringe Beschädigungen
„Zu hoch“ sagt aus, dass hier weniger verbissgefährdete Baumarten nur in geringem Ausmaß geschädigt sind. An stärker verbissgefährdeten Baumarten aber ist starker Schalenwildverbiss festzustellen. Sie geraten deshalb ins Hintertreffen und werden von weniger verbissgefährdeten Baumarten überwachsen, so dass eine Entmischung der Verjüngung gegeben bzw. zu erwarten ist.
Bei den Hegegemeinschaften, die als „deutlich zu hoch“ eingestuft wurden, sind auch weniger verbissgefährdete Baumarten bereits stark verbissen. Bei stärker verbissgefährdeten Baumarten war häufig bereits im Keimlingsstadium Totverbiss festzustellen und so besteht Gefahr, dass sie unter Umständen komplett ausfallen und eine starke Entmischung der Verjüngung bereits gegeben bzw. zu erwarten ist.
Gutachten
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Inventurpunkte:
Deshalb freut es Gebhardt, dass sich rund 90 Interessenten angemeldet haben, die dabei sein wollen, wenn an einzelnen der insgesamt 580 Inventurpunkten im Landkreis die Daten zur Entwicklung von rund 36 000 einzelnen Bäumchen erhoben werden.
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