Suchtprävention Wenn Alkohol ein Problem ist
Parsberg beteiligt sich an einer bundesweiten Aktionswoche. Am Dienstag ist ein Infotelefon besetzt.

Parsberg. Vom 14. Mai bis 22. Mai findet die Aktionswoche Alkohol der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen statt. Die Präventionskampagne stellt dabei die Suchtselbsthilfe in den Mittelpunkt. In Parsberg gibt es zwei Anlaufstellen, wenn es um die Frage geht, ob Alkoholkonsum für einen selbst oder die Angehörigen zum Problem wird.
Zum einen ist das die Fachambulanz für Suchtprobleme mit Sozialpädagogin Bettina Zurek vom Caritasverband Regensburg, die ihr Büro im Parsberger Rathaus hat. Zum zweiten hilft Renate Schnieringer, die seit 1993 die Kreuzbund Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige und deren Angehörige leitet. Beide sind gut miteinander vernetzt, auch wenn sie hinsichtlich der Hilfesuchenden die Schweigepflicht bewahren.
Zu der Aktionswoche Alkohol bietet die Fachambulanz mit Bettina Zurek gemeinsam mit Renate Schnieringer am Dienstag, 17. Mai von 16.30 bis 18.30 Uhr ein Infotelefon anbieten. Hier können Fragen zum Konsum und dem Umgang mit Alkohol geklärt werden.
Die deutschlandweite Aktionswoche findet seit 2017 in der Regel alle zwei Jahre statt. Schnieringer erklärt, dass Alkoholkonsum immer riskant sei. Deshalb sollte möglichst wenig oder gar kein Alkohol getrunken werden. Beide sprechen bei Alkoholabhängigkeit von einer Krankheit, die Betroffene wie auch Angehörige nicht gleich wahrhaben möchten. Jedoch habe man hier mehr Chancen, Einfluss zu nehmen als beispielsweise bei einer Krebserkrankung. Voraussetzung dafür ist: Der oder die Betroffenen möchte etwas ändern.
Alkohol: Der erste Schritt aus der Sucht ist der Schwerste
Der erste Schritt sei sicher der schwerste und um es so leicht wie möglich zu machen, gebe es das Infotelefon, bei dem man anonym Fragen stellen kann, ohne jemandem in die Augen schauen zu müssen. „Wer trinkt, glaubt oft, dass sein Umfeld das nicht bemerkt – oft ist das aber ein Trugschluss.“ Schnieringer verweist darauf, dass der Alkoholkonsum schon oft in der Jugend begann und dann zur Gewohnheit wurde. Anfangs stecke der junge Mensch das weg, später kämen körperliche Beschwerden und oft auch der Verlust des Führerscheins dazu. Hier zeige sich das Teuflische einer Suchterkrankung: Helfen könne man nur, wenn der oder die Betroffene dies selbst wolle, sonst beiße man sich die Zähne aus.
Für Frauen sei es oft besonders schwer, eine Alkoholproblematik einzugestehen. Schnieringer: „Betrunkene Männer werden in der Gesellschaft eher toleriert, betrunkene Frauen sind dagegen ein Tabu.“ Die Regelmäßigkeit der Treffen helfe den Betroffenen, dem Leben Struktur zu geben. „Außerdem gibt es immer jemanden, den ich anrufen kann, wenn es mir schlecht geht. Mit der Gruppe kann ich über alles reden, für das ich trotz eines großen Bekanntenkreises keinen Ansprechpartner habe.“ Doch wie komme ich auf den Weg zur Gruppe oder zur Einsicht, krank zu sein? Man rede sehr viel miteinander, ohne das Gesicht zu verlieren, verrät Schnieringer. Fast bei jedem Treffen falle der Satz: „Hätte ich doch schon eher Hilfe gesucht.“
Zur Sache
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Infotelefon:
Am Dienstag, 17. Mai, zwischen 16.30 und 18.30 Uhr: (0 94 92) 73 90, Caritas-Fachambulanz Parsberg oder (0 94 92) 61 22, Kreuzbundselbsthilfegruppe.
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Kreuzbundgruppe:
Sie trifft sich jeden zweiten Donnerstag im kleinen Sitzungssaal des Rathauses. Informationen zur Gruppe gibt es bei Renate Schnieringer, Telefon (0 94 92) 61 22.
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Caritas-Fachambulanz:
Außenstelle in Parsberg ist dienstags von 15 bis 19 Uhr, mittwochs von 9 bis 12 Uhr sowie donnerstags von 13 bis 17 Uhr im Rathaus geöffnet. Ansprechpartnerin ist Sozialpädagogin Bettina Zurek, Telefon (0 94 92) 73 90.
Eine psychische Erkrankung, dazu zähle auch die Alkoholabhängigkeit, könne jeden treffen, unabhängig von Alter, Herkunft und sozialem Umfeld. Deshalb ist es laut Zurek auch so wichtig, in der Bevölkerung eine Akzeptanz für die Betroffenen zu schaffen und gleichzeitig bewusst zu machen, wie wichtig es ist, sich um die eigene seelische Gesundheit zu sorgen. Denn gerade angesichts der Corona-Pandemie, die vielen Menschen sehr viel Kraft abverlangt hat, sei es besonders wichtig, auf die eigene psychische Stabilität zu achten, um den Herausforderungen des Lebens gewachsen zu sein.
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