Menschenrechtspreis Gegen Ausbeutung von Arbeitern: Auszeichnung geht an kenianischen Blogger

Nürnberg.Mit dem Schlusspfiff bei der Fußball-WM in Katar darf das Thema Zwangsarbeit nicht aus dem Bewusstsein verschwinden. Deshalb vergibt Nürnberg seinen Menschenrechtspreis an den kenianischen Wanderarbeiter und Menschenrechtsaktivisten Malcolm Bidali.
Die Internationale Arbeitsorganisation ILO schätzt die Zahl der Arbeitsmigranten weltweit auf 170 Millionen Menschen. Einem von ihnen, dem Kenianer Malcolm Bidali, gibt die Jury des Internationalen Menschenrechtspreises der Stadt Nürnberg 2023 seine mit 25 000 Euro dotierte Auszeichnung. Der 30-jährige Menschenrechtsaktivist setzt sich gegen die Ausbeutung von Arbeitsmigranten ein. Mit dem Preis wolle man den Scheinwerfer auf ein Problem richten, das weltweit ein Thema sei, auch wenn es nach der Fußballweltmeisterschaft in Katar von der Bildfläche verschwunden sei, sagte Nürnbergs Oberbürgermeister und Juryvorsitzender Marcus König (CSU) am Montag vor der Presse. Arbeitsmigration und die Ausbeutung von Menschen gebe es auch in Europa.
Malcolm Bidali hat von 2018 bis 2021 als Wachmann in Katar gearbeitet und dort unter schwierigen Bedingungen wie Niedriglohn, überfüllte Schlafsäle, überlange Arbeitszeiten, Hitze oder beschlagnahmte Pässe gelitten. Er veröffentlichte unter dem Pseudonym Noah auf unterschiedlichen Kanälen wie Twitter oder Instagram Blogs über die Zustände, nachdem Beschwerden bei den Behörden erfolglos geblieben waren, heißt es in der Jury-Entscheidung.
Bidali wurde inhaftiert, saß 30 Tage in Einzelhaft und erhielt keinen Rechtsbeistand. Nachdem sich Menschenrechtsorganisationen für ihn eingesetzt hatten, kehrte er nach Kenia zurück. Mit einer Mitstreiterin, die als Hausangestellte in Bahrain Erfahrungen gemacht hat, baut er die Organisation „Migrant.Defenders.org auf. Man wolle in der Zivilgesellschaft die Sensibilität für die Probleme der Arbeitsmigration fördern, unterstrich Oberbürgermeister König.
Keine Gesellschaft dürfe Ruhm und Wachstum auf Ausbeutung aufbauen. Er schlug die Brücke nach Deutschland, wo 50 000 rumänische Männer auf Baustellen arbeiten, auch hier niedrigste Löhne erhielten und in überfüllten Unterkünften lebten. Die noch junge Organisation Migrant.Defenders.org fordert auch den Staat Kenia auf, sich für die Menschenrechte ihrer Bürger einzusetzen, erklärte die Leiterin des Menschenrechtsbüros in Nürnberg, Martina Mittenhuber.
Der Internationale Nürnberger Menschenrechtspreis wird seit 1995 alle zwei Jahre verliehen. Die Ehrung soll gefährdete Verteidiger der Menschenrechte schützen und andere ermutigen, sich für die Menschenrechte zu engagieren. Die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung wird an Einzelpersonen oder Gruppen vergeben. Der Preis an Malcolm Bidali wird am Sonntag, 24. September, im Nürnberger Opernhaus verliehen.
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