Tiergarten
Ins Gebirge geflogen: Steinböcke aus Nürnberg ausgewildert

06.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:34 Uhr

Die Steinböcke wurden in Kisten ins Gebirge geflogen.

Zehn Alpensteinböcke aus vier Zoos haben eine neue Heimat: Sie wurden bei Altenmarkt im Pongau in Österreich ausgewildert. Der Nürnberger Tiergarten war mit zwei Tieren beteiligt.

Im 19. Jahrhundert war der Alpensteinbock als Symboltier der Alpen beinahe ausgerottet, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Inzwischen seien die Bestände durch Schutzprojekte und erfolgreiche Auswilderungen wieder stabil. Bei Altenmarkt seien bereits zwei Mal Steinböcke ausgewildert worden, die Population hat sich seitdem gut entwickelt.

Zusammen mit den jetzt ausgewilderten Tieren leben nach Schätzungen lokaler Wildbiologen wieder 50 bis 60 Tiere in der Region. Ziel des Auswilderungsprojekts ist es, die einzelnen Vorkommen miteinander zu verknüpfen und so die genetische Vielfalt der Populationen zu erhöhen.

Steinböcke mit dem Helikopter ins Gasthofgebirge geflogen

„Auswilderungen machen nur einen sehr kleinen Teil der Arten- und Naturschutzarbeit von Zoos aus. Dennoch gehören sie zu den absoluten Höhepunkten unserer Arbeit“, sagt Jörg Beckmann, biologischer Leiter und stellvertretender Direktor des Tiergartens Nürnberg. Es gebe viele Tierarten, die nur dank gezielter Zuchtprogramme sowie durch Schutz- und Wiederansiedlungsprojekte überlebt hätten.

Die Auswilderungsaktion in Österreich basierte auf einer privaten Initiative – dabei wurden zehn Steinböcke mit einem Helikopter ins Gasthofgebirge oberhalb der Baumgrenze geflogen. Nachdem die zehn Kisten geöffnet wurden, stiegen die ein- bis zweijährigen Tiere nach kurzer Orientierung arttypisch bergauf in das höher gelegene, felsige Gelände. Dort bleiben sie weiter unter Beobachtung – sie haben Ohrmarken mit Nummern, die sich auch aus großer Entfernung mit einem Beobachtungsfernrohr ablesen lassen.

Zwei Steinböcke mit GPS-Sender ausgestattet

So können die Herkunft und der Verbleib der Steinböcke nachverfolgt werden, auch wenn sie abwandern sollten. Zwei Steinböcke haben außerdem GPS-Sender bekommen. Ein Wildbiologe verfolgt darüber die Tiere und gewinnt so Daten über das Verhalten und die Bewegungsmuster der Tiere. Im Vorfeld der Auswilderung hatte er auch den Lebensraum begutachtet.

Der Tiergarten Nürnberg hält seit Mitte der 1960er Jahre Alpensteinböcke und beteiligt sich seit 1995 an Auswilderungsprojekten. Bislang hat der Tiergarten insgesamt rund 30 nachgezüchtete Alpensteinböcke in Österreich ausgewildert – im Nationalpark Hohe Tauern, im Naturpark Zillertal, im Lessachtal in Österreich und dieses Jahr im Pongau.

Nahezu alle Steinbockvorkommen im Alpenraum außerhalb des Gran Paradiso Nationalparks in Italien gehen laut Stadt Nürnberg auf erfolgreiche Auswilderungen zurück.