Corona
Inzidenz in Nürnberg wieder über 100

Nach einem herrlichen Frühlingswochenende macht sich in Nürnberg erneut Ernüchterung breit – mit ernsten Folgen.

22.02.2021 | Stand 16.09.2023, 4:24 Uhr
Die eigentlich ab Montag geltenden Lockerungen wurden sofort wieder zurückgenommen. −Foto: Daniel Karmann/picture alliance/dpa

Zurück zum Lockdown ohne Lockerungen: Weil die Fallzahlen in der Frankenmetropole über das vergangene Wochenende wieder gestiegen sind, muss Nürnberg laut den Vorschriften des Freistaats erneut eine nächtliche Ausgangssperre verhängen.

Auch die Schulen werden laut Oberbürgermeister Marcus König (CSU) ab sofort wieder mehr oder weniger freiwillig in den Distanzunterricht geschickt, um eine drohende „dritte Corona-Welle“ mit aller Macht zu vermeiden.

Noch am vergangenen Freitagvormittag hatte Nürnberg entschieden, die Schüler und Lehrer zumindest in den Grund- und Förderschulen wieder zurück in die Klassenräume in den Präsenzunterricht schicken. Bereits drei Tage später folgte jetzt am Montag die Kehrtwende. Weil die entschiedene Sieben-Tage-Inzidenz über das Wochenende auf 101,5 gestiegen ist, zieht Nürnberg die Notbremse und geht für die gesamte Woche zurück in den Distanzunterricht. Am Donnerstag will sich die Verwaltung die Entwicklung erneut ansehen.

Folgen:
Aufgrund der gestiegenen Fallzahlen muss Nürnberg erneut die nächtliche Ausgangssperre von 22 bis 5 Uhr in Kraft setzen. Außerdem verzichtet Nürnberg bis auf ganz wenige Ausnahmen beispielsweise in den Berufsschulen freiwillig auf eine Rückkehr zum Präsenzunterricht in den Grund- und Förderschulen.

Gesundheitsreferentin Britta Walthelm (Grüne) hat auf einer eilig anberaumten Pressekonferenz am Montagnachmittag die Entscheidung verteidigt und gleichzeitig keine allzu großen Hoffnungen auf eine baldige Rückkehr in die Schulgebäude gemacht. „Wir könnten am Beginn einer dritten Welle stehen“, hat Walthelm im Hinblick auf die wieder steigenden Zahlen gesagt.

Über das Wochenende mit herrlichem Sonnenschein habe sich die Lage kritisch entwickelt. Noch am letzten Freitag seien die Zahlen einigermaßen in Ordnung gewesen. Walthelm rechnet nun nicht mit einer schnellen Umkehr des Trends. „Die Zahlen werden nicht schnell sinken.“

Appell an die Nürnberger

Im besten Fall werde sich Nürnberg bei einem Inzidenzwert um die 100 einpendeln. An die Disziplin der Nürnberger hat Oberbürgermeister Marcus König (CSU) am Montag appelliert. Trotz des schönen Wetters müssten sich die Menschen in der Großstadt weiter an die Abstandsregeln halten. Die unbeschwerten Bilder vom Wochenende hätten König teilweise missfallen. Auch beim Besuch der Eisdiele oder des Spielplatzes dürfe die Bevölkerung die Virusgefahr noch nicht aus den Augen verlieren.

„Mit den aktuellen Zahlen und Mutationen ist nicht zu spaßen“, hat König mit ernster Miene gesagt und daran erinnert, dass sich Nürnberg mit viel Mühe von einem vergleichsweise hohen Inzidenzwert-Plateau von über 300 peu à peu auf 100 gemeinsam herunter gearbeitet habe. Diese Anstrengungen dürften jetzt trotz der frühlingshaften Temperaturen nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden, warnte König.

Während andere Städte schon langsam an Lockerungen denken könnten, müsste Nürnberg nachsitzen und sich bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie weiter am Riemen halten. „Wir verlieren ansonsten das, was wir uns erarbeitet haben.“

Kontaktverfolgung im Fokus

Derweil fordert SPD-Fraktionschef Thorsten Brehm ein Umdenken bei der Corona-Bekämpfung in der Frankenmetropole. „Wir müssen wissen, wann und wo sich die Leute anstecken“, hat Brehm am Montag auf Anfrage erklärt und wieder mehr personelle Ressourcen für die Kontaktverfolgung gefordert, um die Infektionsherde in der Großstadt wieder besser lokalisieren und identifizieren zu können.

„Dann kann man Kontaktpersonen schnell informieren und auch gezielter Maßnahmen ergreifen, anstatt pauschale Einschränkungen für alle zu verkünden“, ist Brehm sicher. Nach dem Vorbild aus der Hansestadt Rostocker sollte auch Nürnberg laut Brehm verstärkt über den Einsatz neuer Werkzeuge wie moderner Corona-Warnapps nachdenken.