Corona
Mit Pop-up-Biergarten durch die Krise

Kneipen-Besitzer David Häuser will sein Angebot in Nürnberg bis in den Herbst durchziehen. Die Grenze zur Disco sei fließend.

15.09.2020 | Stand 16.09.2023, 4:43 Uhr
David Häuser stilecht mit Mundschutz in seinem neuen „Pop-up-Biergarten“ im Nürnberger Burggraben. −Foto: David Häuser/DH

Ohne Bar kein Moos: Weil die beliebten Kneipen im Nürnberger Burgviertel wie alle Bars in Bayern in der Corona-Krise schließen mussten, haben David Häuser und Muamet Abdiji von der bekannten „USG6-Bar“ gemeinsam mit Michael Weghorn vom unter Nachtschwärmern nicht weniger legendenumwobenen „Downtown“ einen „Pop-up-Biergarten“ im Nürnberger Burggraben eröffnet. Trotz der kürzlich angekündigten Lockerungen für Schankwirtschaften denkt Häuser mit seinen Kompagnons ganz aktuell über eine Verlängerung des Biergartens bis in den Herbst hinein nach.

„Mit Abständen und ohne laute Musik – das funktioniert vielleicht im Restaurant aber nicht in einer Bar. Dort gehört der Austausch unter den Gästen einfach zur DNA“, zeigt sich David Häuser wenig euphorisch von dem angekündigten Konzept zur Wiedereröffnung der Bars. „Begeistert bin ich nicht. Ich weiß nicht, wie die Restaurant-Auflagen in einer Bar funktionieren sollen.“ In seiner „USG6-Bar“ würden sich beispielsweise viele Gäste zu romantischen Rendezvous verabreden.

Viele Besucher würden auch kommen, um durch die „Magie der Nacht“ vielleicht neue Bekanntschaften am Tresen machen zu können. So manche Liebe habe in seiner Bar ihren Ausgang genommen, erzählt Häuser und lacht. Viele Bar-Besitzer würden sich schon aus wirtschaftlichen Gründen wohl zweimal überlegen würden, ob sie ihre Kneipen unter diesen Auflagen und Bestimmungen ab dem 19. September tatsächlich wieder aufmachen wollen.

Ein Restaurant ist keine Bar

„Wenn bei mir zehn Leute mit Mindestabstand in der Bar hocken und brav am Tisch ein Getränk bestellen, dann lohnt sich der hohe Aufwand einfach nicht für mich“, berichtet Häuser und erklärt, dass ein Bar-Betrieb mit Bedienung am Tisch und ohne laute Musik fast keinen Sinn machen würde. Die vielen kleinen Szenekneipen im beliebten Nürnberger Burgviertel wie das berühmt-berüchtigte „Downtown“ in einem Kellergewölbe in der Oberen Schmiedgasse oder die „USG6-Bar“ in einem Fachwerkhaus in der Unteren Schmiedgasse würden gerade auf Flirt-Atmosphäre setzen.

Regeln:Für die Bars sollen ab dem nächsten Wochenende dieselben „Corona-Spielregeln“ wie für Speisegaststätten gelten. Bar-Besitzer wie David Häuser sind skeptisch, ob ein Bar-Betrieb so funktionieren kann und wollen deshalb weiterhin auf ihren neuen Pop-up-Biergarten im Burggraben setzen.

Die Grenze zum Club und Disco sei im Nachtleben mittlerweile sowieso fließend. Letztere stuft Ministerpräsident Söder aktuell als „Infektionsbomben“ ein. Daher müssten Clubs und Discos laut Söder bis auf Weiteres leider geschlossen bleiben.

Um sich wirtschaftlich über Wasser halten zu können, haben David Häuser und Muamet Abdiji von der „USG6-Bar“ gemeinsam mit Michael Weghorn vom „Downtown“ mitten in der Corona-Krise einen „Pop-up-Biergarten“ im Nürnberger Burggraben eröffnet.

Nächtliche „Infektionsbomben“

„Wir freuen uns riesig über den großen Anklang. Alle Besucher sagen coole Idee und geile Location“, freut sich Häuser über die gelungene Hauruck-Aktion zur Krisen-Bewältigung. „Wir sind der Stadt Nürnberg super dankbar, dass wir den Biergarten im Burggraben so schnell aus dem Boden stampfen konnten.“ Weil die Idee bei den Gästen so gut ankommt und die Bars im Schatten der Burg mit den neuen Regeln wohl nicht wirtschaftlich betrieben werden können, arbeitet Häuser mit seinen Kollegen aktuell daran, den Biergarten in die Verlängerung zu schicken .

„Der Biergarten läuft super. Das ist alles entspannter unter freiem Himmel als mit vielen Regeln in einer kleinen Bar“, begründet Häuser diesen Schritt. Auch wenn der Biergarten-Betrieb viel Einsatz erfordert. „Es ist viel Arbeit. Aber es macht einfach Spaß. Und vielleicht haben wir ja richtig Glück mit dem Wetter in dem Herbst.“

Mehr aus Neumarkt und der Region lesen Sie hier!