Geburtstag
Neue Ideen für Nürnberger Fernsehturm

Seit 40 Jahren thront das Ei über Nürnberg. Der OB will daraus ein Denkmal machen und den Turm wieder für Besucher öffnen.

17.08.2020 | Stand 16.09.2023, 4:49 Uhr
Soll nach 40 Jahren schon zum Denkmal werden: der Nürnberger Fernmeldeturm. −Foto: Sven Heublein/Stadt Nürnberg

Die Franken sind gerne die Größten: die schönste Altstadt, die kürzesten Bratwürste, der tollste Fußball-Club. Zumindest sehen das viele Nürnberger so. Mit ihrem Fernsehturm besitzen die Nürnberger tatsächlich auch noch das allerhöchste Gebäude in Bayern. Dumm nur, dass das knapp 300 Meter hohe Wahrzeichen mit seinem futuristischen Dreh-Restaurant vor bald 30 Jahren für Besucher geschlossen worden ist. Die stolzen Nürnberger empfinden diese Tatsache als Schmach und träumen seit einer kleinen Ewigkeit immer wieder davon, das Symbol ihrer Größe wiederzueröffnen.

Jubiläum befeuert Revival-Gedanken

Ein rundes Jubiläum hat kürzlich die Revival-Fantasien wieder einmal befeuert. Den 40. Geburtstag hat sich Oberbürgermeister Marcus König (CSU) nicht nehmen lassen, das „Nürnberger Ei“ hochleben zu lassen. Gemeinsam mit Bruno Jacobfeuerborn, Geschäftsführer der Deutschen Funkturm GmbH, hat der neue Rathauschef eine Geburtstagstorte im Schatten des schlanken Turms angeschnitten. Eine rauschende Party ist das Fest wohl auch aufgrund der Corona-Beschränkungen nicht gewesen. Aber immerhin durften genau 40 Nürnberger zum 40. Geburtstag mit dem Fahrstuhl in den eierförmigen Turmkorb fahren und im Himmel über Nürnberg die herrliche Aussicht genießen.

Neue Fördermöglichkeiten

Bei der kleinen Geburtstagsfeier hat König die exklusive Gästeschar mit der frohen Nachricht überrascht, dass die Frankenmetropole beim Landesamt für Denkmalpflege angeregt habe, den Nürnberger Fernsehturm unter Denkmalschutz zu stellen. Dies soll laut König „neue Fördermöglichkeiten und Chancen zur Revitalisierung des Turms“ eröffnen. Die frohe Botschaft an die Nürnberger ist klar: Euer Oberbürgermeister arbeitet daran, dass der Turm für alle und nicht nur für 40 glückliche Gewinner zur Geburtstagsparty wieder mit eigenen Augen aus schwindelerregender Höhe erlebbar wird.

Turm soll noch nicht in Rente

Die Wiedereröffnungsfantasien beflügelte Jacobfeuerborn von der Deutschen Funkturm GmbH, die mit bundesweit 800 Mitarbeitern als Tochter der Telekom insgesamt über 30 000 Funkstandorte für Mobilfunkanbieter, Rundfunksender, Betreiber von Richtfunkstrecken sowie für die Funknetze von Behörden und weiteren Institutionen betreibt. Seiner Meinung nach gehört der Nürnberger TV-Turm noch lange nicht auf das Abstellgleis der Geschichte. „Mit 40 verlässlichen Dienstjahren auf dem Buckel denken wir noch längst nicht daran, den Fernsehturm in Rente zu schicken.“

Größe:Geschichte:Technik:
Der Nürnberger Fernmeldeturm ist mit knapp 300 Metern der dritthöchste Fernmeldeturm in Deutschland und das höchste Gebäude in Bayern. Im November 2005 leitete eine Antennenspitzen-Auswechselung die Umstellung von analogem auf digitales Fernsehen ein.Errichtet wurde der Turm zwischen 1977 und 1980. Die Eröffnung fand am 8. August 1980 statt.Die Deutsche Bundespost nutzte den Turm für Rundfunk, Telefonie, Radio und Fernsehen.

Zur guten Laune der Festgäste beigetragen haben wohl auch seine Worte zur technischen Bedeutung des höchsten Gebäudes in Bayern in Zeiten von Internet & Co. Das „Ei“ bleibe demnach auch in Zukunft ein wichtiger Funkstandort mit zahlreichen Mediendiensten. Derzeit beherberge der Turm zahlreiche Antennen für eine Vielzahl von Funkdiensten für Fernsehen, Radio Richtfunk, Mobilfunk, Behördenfunk und Funkrufdiensten. Im Zuge des aktuellen 5G-Ausbaus sei der höchste Fernsehturm im Freistaat prädestiniert als Heimat für neue Dienste wie das Internet der Dinge.

Eröffnung am 8. August 1980

Vor dem Hintergrund dieser rosigen Aussichten dürften den Festgästen die Geburtstagstorte 293 Meter über dem Nürnberger Erdboden besonders gut geschmeckt haben. Errichtet worden ist der Turm nach den Plänen des Architekten Erwin Heinle zwischen 1977 und 1980. Die Eröffnung mit Drehrestaurant und Besucherplattform hat am 8. August 1980 stattgefunden. Ende 1991 ist der Turm für Besucher geschlossen worden. Selbst Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat es als erklärter TV-Turm-Fan bislang nicht geschafft, dass das symbolträchtige Wahrzeichen wieder aufmachen kann. Vielleicht muss das „Ei“ erst noch ein bisschen altern und zum schützenswerten Denkmal werden, bis die Wiederbelebungsfantasien der Nürnberger tatsächlich wahr werden können.

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