Flaschensammler
Neue Pfandringe sollen helfen

Bamberg und Erlangen haben sie schon, jetzt werden die Halterungen auch in Nürnberg und Fürth getestet.

11.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:39 Uhr
Mit „Pfandblumen“ an Straßenlaternen hat die Stadt Erlangen bislang gute Erfahrungen gemacht. −Foto: Sebastian Martin/Stadt Erlangen

Pfandringe sind keine neue Erfindung. Aber die Idee mit den praktischen Möbelstücken für Flaschensammler versprüht immer noch großen sozialen Charme. Bereits vor über fünf Jahren hat Nürnberg über die Einführung von Flaschenhaltern im öffentlichen Raum ausführlich diskutiert. Jetzt wagen die Grünen im Nürnberger Stadtrat einen neuen Anlauf, um mit Hilfe der deutschen Erfindung bedürftigen Menschen das entwürdigende Wühlen im Müll nach Pfandflaschen zu ersparen.

Zunächst in einer Testphase von einem Jahr soll der Einsatz von Pfandringen im Nürnberger Innenstadtbereich erprobt werden. Wenn die Testphase erfolgreich ist, soll über eine flächendeckende Einführung von Pfandringen in der Frankenmetropole entschieden werden. „Pfandringe im öffentlichen Raum können eventuell auch die Problematik der herumliegenden Flaschen und der dadurch entstehenden Scherben reduzieren“, erklärt der zuständige Bürgermeister Christian Vogel (SPD) auf Anfrage.

Dummerweise ist die praktische Umsetzung nicht ganz einfach. Die Nürnberger Mülleimer eignen sich beispielsweise denkbar schlecht für die Anbringung von Pfandringen, die übrigens rund 250 Euro pro Stück kosten.

Paul Ketz, der genauso geniale wie sozial engagierte Designer und Erfinder der Pfandringe, bietet jedoch auch Pfandringe für Laternenmasten und Verkehrsschilder an. Auf diese Konstruktion will die Frankenmetropole setzen, um die schönen Mülleimer – Nürnberg hat sich kürzlich erst eine „Gestaltungsbibel“ für die Möblierung des öffentlichen Raums selbst auferlegt – nicht zu verunstalten.

Zunächst nur ein Pilotprojekt

Außerdem haben die städtischen Reinigungskräfte gegen die Anbringung der Pfandringe an den Mülleimern wegen der zusätzlichen Arbeit beim Ausleeren der Abfalleimer protestiert. Nun sollen in dem Pilotprojekt zunächst fünf Pfandringe an Laternenmasten oder Verkehrsschildern getestet werden. Als Standort hat sich die Stadt logischerweise für zentral und stark frequentierte Plätze entschieden.

Vorgesehen sind als Standorte der Plärrer, Bahnhofsvorplatz, Nelson-Mandela-Platz, Aufseßplatz und Kornmarkt. „Wir werden in den nächsten Wochen die Pfandringe an neuralgischen Stellen in der Stadt anbringen und wollen damit dem Wunsch entsprechen, dass Pfandflaschen nicht einfach im Müll landen“, erklärt Bürgermeister Vogel weiter und macht auch überhaupt keinen Hehl daraus, dass die Meinungen beim Thema Pfandringe immer noch weit auseinander gehen. „Zustimmung wie Ablehnung gibt es in jeder Stadt“, sagt Vogel.

Pilotprojekt:Erfahrungen:
Nürnberg und Fürth wollen Pfandringe in einem Pilotversuch testen. Damit soll Menschen das unwürdige Wühlen im Müll nach Pfandflaschen erspart bleiben.Während Erlangen mit seinen Pfandblumen an Laternenmasten gute Erfahrungen gemacht hat, fallen die Bewertungen in Bamberg eher negativ aus.

Tatsächlich genügt ein kurzer Blick über den Tellerrand, um unterschiedliche Erfahrungswerte aus der Praxis zu bekommen. In Erlangen sind bereits 2017 zwei Pfandringe an Straßenlaternen auf Anregung des Jugendparlaments und des Seniorenbeirats angebracht worden. In der Hugenottenstadt werden die Ringe offensichtlich fast schon liebevoll „Pfandblumen“ genannt. „Der Test mit den Pfandblumen an Straßenlaternen ist gut verlaufen und es ist beabsichtigt, an weiteren Standplätzen weitere Pfandblumen aufzustellen“, teilt ein Sprecher aus dem Erlanger Rathaus auf Anfrage mit und erklärt weiter, dass man sich in der Siemens-Stadt bewusst gegen die Mülleimer-Pfandringe entschieden habe, weil diese nicht nur den Entleerungsprozess behindern, sondern auch als Mülleimer missbraucht werden könnten.In einer anderen Unistadt in Franken sind die Erfahrungen mit den Pfandringen dagegen weniger positiv. In Bamberg würde es aktuell nur noch einen Sammelring am Omnibusbahnhof geben, teilt ein Sprecher aus dem Bamberger Rathaus mit. Der zweite der bereits 2014 installierten Sammelringe sei leider mehrfach beschädigt und daraufhin abgebaut worden.

„Die Pfandflaschensammelringe haben die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt“, lautet das traurige Fazit aus dem Bamberger Rathaus. Die wohlmeinenden Erwartungen, Obdachlosen das entwürdigende Stochern im Müll zu ersparen, seien in der Praxis leider nicht Realität geworden. Der Umweltsenat des Bamberger Stadtrats habe daher bereits vor über fünf Jahren den Versuch nicht ausgeweitet.

Beitrag zum Umweltschutz

Dagegen sind die Pfandringe nicht nur in Nürnberg derzeit en vogue. Auch in der kleineren Nachbarstadt sollen die Ringe jetzt getestet werden. In Fürth sind die Pfandflaschen-Halterungen bereits vor dem Bahnhofsgebäude, in der Fußgängerzone sowie in der Konrad-Adenauer-Anlage installiert.

Passanten sollen darin Pfandflaschen abstellen, anstatt diese in den Müll zu werfen. Neben der sozialen Komponente erhofft sich Fürth damit auch einen Beitrag zum Umweltschutz. In Deutschland würden jährlich etwa 28 Millionen Pfandflaschen im Restmüll anden.