Projekt Nürnberger Bartgeier brüten bereits
Der LBV will die Jungvögel im Mai auswildern. Es handelt sich bei ihnen um Europas seltenste Geierart.

Nürnberg.Im kommenden Mai wird der bayerische Naturschutzverband „Landesbund für Vogelschutz“ (LBV) in Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Berchtesgaden zum ersten Mal drei junge Bartgeier auswildern. Die Wahrscheinlichkeit, dass dabei auch ein Jungvogel aus dem Tiergarten der Stadt Nürnberg stammen könnte, ist nun weiter gestiegen.
Das Nürnberger Bartgeier-Paar hat vor kurzem mit der Brut begonnen, nachdem das Weibchen zwei Eier gelegt hatte. „Wir freuen uns sehr darüber, dass das Nürnberger Paar mit dem Brüten begonnen hat. Ein weiterer Schritt hin zu einem jungen fränkischen Bartgeier in den bayerischen Alpen ist somit getan“, sagt der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer laut einer Pressemitteilung.
Der Nürnberger Tiergarten ist Teil des europäischen Bartgeier-Zuchtnetzwerks und freut sich ebenfalls. „Bis Mitte Januar hat unser Weibchen zwei Eier gelegt, die die Geier jetzt im Partnerwechsel bebrüten werden. Ist die Brut erfolgreich, sollten die Jungvögel Anfang März schlüpfen“, erläutert Jörg Beckmann, stellvertretender Direktor und Biologischer Leiter des Tiergartens Nürnberg.
Die Geschehnisse rund um das Nürnberger Bartgeier-Paar und seinen Nachwuchs können dank zweier Kameras im Gehege auch auf der Webseite des LBV unter www.lbv.de/bartgeier-auswilderung oder im YouTube-Channel des Tiergartens unter https://youtu.be/PdOPvopwG5E mitverfolgt werden.
Für die meisten Vogelarten ist eigentlich der Frühling die ideale Zeit, um Eier zu legen und mit dem Brutgeschäft zu beginnen. Nicht so bei den Bartgeiern, Europas seltenster Geierart. Diese beginnen bereits im Hochwinter mit der Brut. In ihrem alpinen Lebensraum halten aktuell auch tiefe Minustemperaturen, tagelange Schneefälle und Lawinenabgänge die Brutpaare nicht davon ab, ihre beiden Eier zu legen und sie die nächsten 52 Tage über ausdauernd zu bebrüten.
„Diese besondere Brutzeit hängt mit der Ernährung der Küken zusammen, die im Gegensatz zu den Altvögeln keine Knochen verdauen können. Daher hat sich die Art so entwickelt, dass die Küken gegen Ende des Winters schlüpfen, wenn es in den alpinen Lagen durch verunglückte Wildtiere ein reichhaltiges Angebot an Aas gibt“, weiß Toni Wegscheider, LBV-Bartgeierexperte. Dabei handelt es sich vor allem um Gämsen und Steinböcke, die in Lawinen verendet sind und dann im tauenden Schnee zum Vorschein kommen.
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