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Stadt Nürnberg kämpft gegen Leerstände

Nach Corona leidet die City teilweise unter leeren Geschäften. Nürnberg will jetzt mit moderner Technik die Altstadt beleben.

17.03.2022 | Stand 15.09.2023, 6:44 Uhr
Oberbürgermeister Marcus König (links) und Wirtschaftsreferent Michael Fraas (beide CSU) wollen Leerstände in der Nürnberger Innenstadt jetzt noch stärker verhindern. −Foto: Sven Heublein/Stadt Nürnberg

Mit allen Mitteln will Nürnberg die Attraktivität seiner Innenstadt mit den vielen Geschäften und Läden jetzt offensichtlich bewahren. Moderne Technik soll zukünftig dabei helfen, leerstehende Läden noch schneller vor dem Dornröschenschlaf bewahren zu können. Oberbürgermeister Marcus König und Wirtschaftsreferent Michael Fraas (beide CSU) haben das Pilotprojekt zur Belebung der Altstadt kürzlich vorgestellt. Das Herzstück der neuen Strategie soll eine digitale Plattform bilden. Mit Hilfe von Lasertechnik sollen Passantenströme in der Altstadt genau gemessen und so exakt herausgefunden werden, wann und wo Besucher in und um die Fußgängerzone unterwegs sind.

„Auch wenn sich Leerstände bei uns bislang in Grenzen halten, erhoffe ich mir von dem Projekt Lösungsansätze, wie wir mit Hilfe kluger digitaler Anwendungen einen umfassenden und stets aktuellen Überblick über leerstehende Immobilien erhalten“, hat König zum Start des Pilotprojekts gesagt. Neben der drohenden Karstadt-Pleite vor zwei Jahren dürfte auch die zuletzt grassierende Corona-Flaute in der Innenstadt den Handlungsdruck im Rathaus nochmals erhöht haben.

Neue Nutzer sind gefragt

„Derzeit haben wir in der Fußgängerzone etwa 20 Leerstände ehemaliger Ladenlokale“, sagt Wirtschaftsreferent Fraas und betont, dass es im Vergleich zur Zeit „vor Corona“ mittlerweile leider manchmal länger dauern würde, bis ein neuer Nutzer für eine Geschäftsimmobilie gefunden worden sei. „Allerdings konnten wir bislang keine langfristigen Leerstände feststellen. Auch in den letzten beiden Jahren konnten Leerstände immer wieder gefüllt werden“, betont Fraas weiter und verweist auf eine Besonderheit in Nürnberg. Gerade weil die Fußgängerzone zwischen Hauptmarkt, Lorenzkirche und Weißem Turm so groß sei, dürfe sich die Stadt nicht nur in akuten Krisenzeiten um das Wohlergehen der Einkaufsmeile kümmern.

„Wir müssen uns permanent der Sache annehmen.“ Laut Fraas reiche es nicht mehr aus, wie im Krisenmanagement der letzten beiden Corona-Jahre, Leerstände nur mehr oder weniger zufällig zu identifizieren. „Wir brauchen Daten, die wir künftig flächendeckend und dauerhaft erheben und auswerten müssen. Mit der digitalen Plattform erhalten wir einen vollständigen Überblick über die Nutzungen und Leerstände in den Ladenlokalen der Altstadt – ohne dass wir selbst vor Ort nachsehen müssen“, freut sich Fraas.

Für Zwischennutzung werben

Auch die Erfassung des Gebäudezustandes mit präzisen Angaben von der Barrierefreiheit bis zur Größe der Schaufenster sei wichtig für den Erfolg. Daher soll zunächst eine Kartierung der Gebäude in der Nürnberger Altstadt erfolgen und bereits in diesem Monat eine Befragung der Ladennutzer starten. „Auf diese Weise bekommen wir ein vollständiges Bild der Nutzungen in der Altstadt“, sagt Fraas. Parallel wolle die Stadt mit der Immobilienwirtschaft ins Gespräch kommen und dabei herausfinden, wie groß die Bereitschaft bei den Besitzern für alternative Nutzungen oder Zwischennutzungen ist. Dieser Dialog ist für Fraas offensichtlich besonders wichtig. Schließlich seien in der Innenstadt die meisten Läden „nur“ vermietet.

Pilotprojekt:Leerstände:Internet:
Die Stadt Nürnberg will als eine von 14 Modellstädten in Deutschland im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Projekts „Stadtlabore für Deutschland“ ein digitales Leerstands- und Ansiedlungsmanagement testen.Derzeit gibt es laut Stadt etwa 20 Leerstände in der Fußgängerzone. Neben dem neuen Stadtlabor setzt Nürnberg auch auf die gemeinsame City Werkstatt mit der Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken.Mehr Infos gibt es im Internet unter www.stadtlabore-deutschland.de sowie www.nuernberger-city-werkstatt.de.

„Und wenn dann, was häufig vorkommt, ein in Ausland ansässiger Fonds oder eine Erbengemeinschaft mit vielen Mitgliedern der Eigentümer ist, dann fehlt oft der persönliche Bezug“, betont Fraas. Umso mehr müsse die Stadt den Eigentümern ins Gewissen reden, dass beispielsweise eine Zwischennutzung zu günstigen Mietkonditionen immer noch besser sei, als mit einer in braunem Packpapier verklebten Fensterscheiben eine kleine Ewigkeit vielleicht vergeblich auf zahlungskräftigere Mieter zu warten. „Letztlich bekommen wir durch das Projekt die Datenbasis für eine gezielte Ansiedlungspolitik“, bringt der Nürnberger Wirtschaftsreferent den neuen Masterplan gegen wachsenden Leerstand in der City auf den Punkt.