Reise
Urlaub machen wie die Italiener

Von Nürnberg nach Crotone: Kaum jemand kennt das Nonstop-Flugziel. Es ist aber sehr wichtig für die Metropolregion.

18.08.2019 | Stand 16.09.2023, 5:26 Uhr

Die ins Meer gebaute Aragonier-Festung in Le Castelle, die man innen besichtigen kann, zählt zu den beliebtesten Ausflugszielen in der Provinz Crotone. Fotos: Birgit Ropohl

Es sind vor allem Italiener, die die direkte Flugverbindung von Nürnberg nach Crotone nutzen, um ihre ehemalige Heimat zu besuchen. Doch die Hafenstadt an der sonnenverwöhnten Küste Kalabriens und ihre Umgebung verstehen es, zunehmend deutsche Urlauber von ihren Qualitäten zu überzeugen. Wer unverfälschtes, echtes Italien erleben möchte, findet es hier.

Gewachsene Dörfer und Städte, kilometerlange Sandstrände, traditionelle Küche, herzliche Gastfreundschaft. Kalabrien, das bedeutet authentisches Italien – nur zwei Flugstunden von Nürnberg entfernt.

Frischer Fisch, Tomaten, Chili

Hier spricht man fast ausschließlich italienisch. Kein Massentourismus wie im Norden des Landes, kein deutsches Sauerkraut oder Schnitzel. Stattdessen steht fangfrischer Fisch auf den Speisekarten, zu günstigen Preisen. Frittierte Fleischbällchen, überbackene Auberginenscheiben, sonnengereifte Tomaten, scharfes Chili – das sind die kalabrischen Spezialitäten.

Klein und überschaubar präsentiert sich Crotones Flughafen. Im Schnitt landen hier um die zehn Maschinen pro Woche: aus Bergamo, Bologna sowie seit gut vier Monaten aus Nürnberg: jeden Dienstag und Samstag.

Nürnberg ist das einzige internationale Flugziel ab Crotone, und gerade deshalb von enormer Bedeutung. Denn die Ryanair-Verbindung bietet vielen Süditalienern, die im Raum Nürnberg arbeiten, die einzige Möglichkeit, schnell zu Familie und Freunden in ihrer alten Heimat zu reisen.

Immer dann, wenn Flugzeuge in Crotone ankommen, fährt auch ein Bus in die 15 Kilometer entfernte City. Vorbei an Industriezonen und Einkaufszentren geht es in das historische Stadtzentrum. Ruhige, romantische Gassen laden zum Bummeln ein. Fast alle Wege führen zum endlosen Sandstrand. Überall besteht freier Zugang zum Meer. Kleine Strandbäder reihen sich aneinander, Liegen mit Sonnenschirmen laden zum Entspannen ein.

Crotone zieht nicht den Massentourismus an. Urlauber – vorwiegend aus Italien – übernachten in überschaubaren Hotels oder Pensionen. Kleine, preisgünstige Familienbetriebe. Wie das Hostel „Bella Chiara“ mitten in der Altstadt, nur wenige Gehminuten von Stränden, Restaurants und Geschäften entfernt. 25 Euro pro Person kosten hier Übernachtung und Frühstück im landestypischen Doppelzimmer, inklusive deutschsprachiger Betreuung.

Hostel-Betreiber Loris Rossetto ist einer der wenigen Einheimischen in der Stadt, die perfekt Deutsch sprechen. Nach Jahren in der Schweiz und Norditalien sind der Lehrer und seine Frau in ihre von hoher Arbeitslosigkeit geprägte kalabrische Heimat zurückgekehrt, „um etwas zu bewegen“. Rossetto ist überzeugt: „Wer Deutsch kann, hat mehr Möglichkeiten, Arbeit zu finden. So hat er den Verein der „Freunde der deutschen Sprache“ (Amici del Tedesco) gegründet und organisiert Deutsch-Kurse. Rund 200 seiner Landsleute haben sie bereits erfolgreich abgeschlossen und dank Rossettos Vermittlung Arbeit in Deutschland gefunden – hauptsächlich als Sanitäter beim Roten Kreuz.

Rossetto möchte aber auch dazu beitragen, den Tourismus in seiner Heimat weiterzuentwickeln. Er sieht es als Chance, dass dank der Ryanair-Verbindung von Nürnberg nach Crotone jetzt mehr Urlauber kommen. Die möchte er verwöhnen. Zum Beispiel mit herzlicher Gastfreundschaft. So bietet er jeden Donnerstag eine Stadtführung an, kostenlos. Ihm gehe es nicht ums Geld, „sonst wäre ich im Norden geblieben“. Ihm gehe es darum, dass möglichst viele Menschen durch den Tourismus Arbeit finden.

Zu den größeren Arbeitgebern im Ort zählt die Familie Sposato, der am südlichen Ortsrand unter anderem das angesehene Strandhotel Lido degli Scogli gehört. Gerne zeigt Mario Sposato nicht nur die prächtige Gartenanlage direkt am Meer, sondern auch eine Kunstgalerie, in der ausschließlich seine Werke stehen. „Alles, was das Meer anschwemmt, sammel und verarbeite ich.“ Und das seit seiner Kindheit.

Besuch der ehemaligen Heimat

Die Provinz Crotone ist überaus reich an Stränden. Mir einer Fläche von 15000 Hektar gilt das Meeresschutzgebiet von Capo Rizzuto als größtes in Italien. Mitten drin eines der beliebtesten Ausflugsziele: Le Castelle mit seinem markanten Kastell. Neben Schnorchel-Exkursionen werden hier auch Bootsrundfahrten angeboten.

Ein anderes Ausflugsziel, 30 Kilometer nordwestlich von Crotone, beeindruckt allein durch seine Lage: Santa Severina, hoch oben auf einem Tafelberg. 2000 Einwohner zählt das beschauliche Dorf, das zur Vereinigung der schönsten Orte Italiens gehört. Hier scheint die Zeit stehengeblieben. Nur wenige Touristen schlendern über den Dorfplatz und besichtigen das mächtige normannische Kastell.

Immerhin dreieinhalb Autostunden entfernt liegt die Europäische Kulturhauptstadt 2019, Matera. Doch wer Zeit hat, der sollte unbedingt einen Abstecher dorthin machen. Vielleicht sogar während einer Süditalien-Tour von Crotone ins etwa 250 Kilometer entfernte Bari.

Denn auch von Bari gibt es einen Nonstop-Flug nach Nürnberg. Der ist ebenfalls wichtig für die Metropolregion Nürnberg. Denn bei aller Umweltdiskussion müsse man bedenken, betont Dr. Michael Hupe, Geschäftsführer des Albrecht-Dürer-Airports, dass die Metropolregion nur dann für die so dringend benötigten ausländischen Fachkräfte interessant ist, „wenn sie die Chance haben, schnell und effizient die Familie in ihrer alten Heimat zu besuchen“. Ein Flughafen könne sie dabei durch günstige europäische Direktverbindungen unterstützen.

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