Umwelt
Was Nürnbergs Öko-Modellregion bewirkt

Ideen für die Öko-Region gesucht: Projektmanagerin Franziska Distler spricht über Träume und Realitäten für die Zukunft.

18.01.2022 | Stand 15.09.2023, 21:45 Uhr
Franziska Distler, Projektmanagerin der Nürnberger Öko-Modellregion, freut sich auf neue Ideen und kreative Vorschläge. −Foto: Daniel Delang/Stadt Nürnberg

Bereits seit 2015 gibt es die Öko-Modellregion Nürnberg – Nürnberger Land – Roth. Sie setzt sich zum Ziel, die steigende Nachfrage nach ökologisch produzierten Lebensmitteln stärker aus heimischer Produktion zu decken. Im Interview spricht Projektmanagerin Franziska Distler darüber, wie erfolgreich die Öko-Modellregion ist und welche Projekte gefördert werden sollen.

Wie ist es um die Öko-Modellregion aktuell bestellt?

Gut. Die Öko-Modellregion ,Nürnberg – Nürnberger Land – Roth` ist aktuell in aller Munde. Durch den neuen Fördertopf „Ökoprojekte“ werden unterschiedlichste Ideen und Anträge an die Öko-Modellregion herangetragen. Der Austausch mit den landwirtschaftlichen Betrieben, Vereinen und Privatpersonen macht Spaß, und ich bin gespannt, welche Ideen noch auftauchen. Unsere Öko-Modellregion selbst wird aktuell bis Ende 2022 gefördert, daher sind wir gerade damit beschäftigt ein Konzept für die darauffolgenden Jahre zu erarbeiten, um weiterhin in der Region agieren zu können.

Kann man den Erfolg in Zahlen ausdrücken – zum Beispiel in Windrädern?

Die Öko-Modellregion Nürnberg – Nürnberger Land – Roth existiert seit 2015, mit dem Ziel die steigende Nachfrage nach ökologisch produzierten Lebensmitteln stärker aus heimischer Produktion zu decken. Also die Steigerung der ökologischen Anbaufläche und die Verbindung von Regionalität und ökologischer Erzeugung mit naturverträglichen, nachhaltigen und regionalen Projekten.

Unser Erfolg lässt sich in der Anzahl an Ökobetrieben ausdrücken: zu Beginn der Öko-Modellregion waren 142 landwirtschaftliche Betriebe mit Öko-Kontrollverfahren, im Jahr 2021 sind es bereits 228 Öko-Betriebe. Ebenso tragen viele Projekte zum Erfolg der Öko-Modellregion bei, zum Beispiel wurde die Bio-Streuobstmarke ,POMME200‘ im Nürnberger Land oder auch ein Liefervertrag für Bio-Dinkel mit ,Dr. Karg’s Knäckebrot aufgebaut.

Nicht erst seit dem Regierungswechsel in Berlin wird beim Thema Öko und Umwelt viel über Geld und Finanzen gesprochen. Wie wertvoll ist die Nürnberger Ökomodellregion in Euro und Cent?

Der Wert einer Öko-Modellregion lässt sich nur schwer in Euro und Cent bemessen. Letztlich sind die positiven Aspekte des Ökolandbaus für Mensch, Tier und Natur in jedem Fall „Gold wert“. Mittlerweile werden rund 11 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in der Öko- Modellregion nach Öko-Richtlinien bewirtschaftet. Unzählige Akteure in unserer Region fördern den Ökolandbau in vielfältigster Weise und sind damit die eigentlichen Wertschöpfer.


Jetzt wollen Sie neue Fördergelder in Höhe von 50 000 Euro ausgeben – ein Tropfen auf den heißen Stein, oder wie soll das Geld tatsächlich etwas bewegen?

Ja, tatsächlich mag es erstmal wenig klingen. Aber es geht darum, ein Zeichen zu setzen für die Unterstützung von kreativen Öko-Kleinprojekten in unserer Region.

Die Vergabe der Fördergelder wird anhand von sieben Öko-Kriterien durch eine Expertenjury geregelt. Dadurch ist sichergestellt, dass die besten Projektanträge zum Zug kommen und auch ein langfristiger Nutzen für die Region besteht.

Welche Art von Projekten suchen Sie besonders?

Die Projekte sollen einen Beitrag leisten zur Stärkung der bio-regionale Land- und Ernährungswirtschaft, dies geschieht zum Beispiel durch die Schaffung von weiteren Bio-Einkaufsmöglichkeiten in der Region. Ebenso sind Projekte willkommen, die den Bekanntheitsgrad von Öko-Erzeugung erhöhen und im Bildungsbereich wirken.

Ausschreibung:Förderung:Frist:Berechtigung:Internet:
Unter dem Titel „Ökoprojekte 2022“ sucht die Öko-Modellregion Nürnberg derzeit Ideen für Projekte.Gesucht werden in diesem Zusammenhang Projektideen, die mit insgesamt 50000 Euro und jeweils maximal 10000 Euro gefördert werden können.Die Anträge müssen bis zum 15. Februar 2022 eingereicht werden.Antragsberechtigt sind Privatpersonen, Unternehmen, Vereine und öffentliche Einrichtungen aus der Öko-Modellregion.Weitere Informationen zu diesem Thema finden Interessierte im Internet.

Gibt es ein regionales Erfolgsbeispiel aus der Vergangenheit, das Ihnen spontan einfällt?

Da gibt es einige. Das jüngste ist das Projekt „GemüseWert – Bio von hier mit dir“, dieses wurde Ende 2020 in der Öko-Modellregion gestartet. Felix Schmidling ist seitdem als Bio- Wertschöpfungskettenmanager im Knoblauchsland tätig, um Akteure entlang der Wertschöpfungskette Bio-Gemüse zusammen zu bringen: vom Gemüsebauer über den Verarbeiter bis zum Verbraucher. Ein spannendes Projekt, davon bräuchten wir noch mehr in der Öko-Modellregion. Speziell dieses Projekt wird über Fördermittel des Bundesprogramms Ökologischer Landbau (BÖLN) finanziert.

Wie würde die fränkische Ökomodellregion aussehen, wenn Sie sich diese „erträumen“ könnten?

In meinem Traum bräuchte es keine Öko-Modellregion mehr, da der Ökolandbau zum Standard geworden ist. Die Ökolandbaufläche und auch der Bio-Marktanteil wären so hoch, dass es keine Notwendigkeit mehr gibt „Öko“ oder „Bio“ explizit zu benennen. Quasi umgedreht zur heute üblichen Kennzeichnung würden dann Produkte, die nicht nach biologischen Richtlinien erzeugt wurden, über Siegel markiert.

Wie weit ist noch der Weg zu diesem Ziel?

Zugegeben ist dies eine aus heutiger Sicht utopische Vorstellung. Als greifbareres Ziel für unsere Öko-Modellregion setzte ich mir daher vorerst das Ziel des bayerischen Landesprogramms BioRegio 2030: die Ausweitung des ökologischen Landbaus auf 30 Prozent bis 2030.

Welche Hebel könnten jetzt am schnellsten etwas bewegen – der Bau von neuen Windrädern zum Beispiel?

In unserem Bereich geht es weniger darum, „schnell“ etwas zu bewegen, sondern eher um Hebel, die langfristige Wirkung zeigen. Die Entscheidung für eine Bio-Zertifizierung ist ein Prozess, der gut durchdacht und zum Unternehmen passen muss. Wir sind als Ansprechpartner für alle Menschen in der Region da, die Ideen haben die Öko-Modellregion noch lebendiger zu gestalten und unterstützen bei der Umsetzung von Projekten.

Ein wichtiger Hebel ist die Öffentlichkeitsarbeit, damit noch mehr Menschen von uns erfahren. Daher bedanke ich mich auch bei Ihnen für dieses Interview und freue mich auf interessierte Leser, die zu „Mitmachern“ in unserer Öko-Modellregion werden können.