Verband Wirte müssen Preise neu kalkulieren
Nach Corona könnten nun gestiegene Lebensmittelpreise die Bilanzen trüben.

Hilpoltstein.Die Wirte im Landkreis Roth stehen unter massivem Druck: Noch immer wirkt sich sich Corona stark aufs Geschäft aus, dazu kommen nun aber auch noch teils groteske Preissteigerungen bei Lebensmitteln aller Art. Die Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands, Sylvia Lehmann, fordert vor ihrem Gasthof und Hotel „Schwan“ in Schwanstetten die Verbandsmitglieder auf, Preiserhöhungen jetzt nicht zu verschleppen. Der Preis für Rapsöl etwa habe sich im Großhandel binnen Jahresfrist fast verdreifacht. Und zu allem Überfluss sei es eine Herkulesarbeit, das Personal, das in der Pandemie der Branche den Rücken gekehrt hatte, neu zu gewinnen. Unter diesen Umständen fordert Lehmann, alle Kollegen auf: „Die Wirte müssen endlich lernen, zu kalkulieren und flächendeckend angemessene Preise verlangen“.
In ihrem eigenen Betrieb hat Lehmann schon ein neues Konzept eingeführt: Dort gibt es nun nicht mehr bloß zweimal im Jahr eine verschiedene Speisekarte, sondern die Karte wechselt jetzt mindestens wöchentlich, manchmal auch zweimal die Woche. Kalkuliert wird nämlich ganz genau, welche Lebensmittel gerade zu welchem Preis gehandelt werden. Kalkuliert wird jedes Mal neu. Nur so ließen sich die Preisschwankungen in den Griff bekommen, sagt Lehmann. Und genau das empfiehlt sie seit einigen Wochen auch allen Kollegen im Landkreis.
Die Kreisvorsitzende sieht die aktuellen Verwerfungen als Chance, in der Region endlich zu einem vernünftigen Preismanagement zu kommen. Noch viel zu viele Wirtefamilien betrieben Selbstausbeutung, hätten zum Beispiel Sorgen, mit höheren Preisen das großstädtische Ausflugspublikum zu vergraulen. Lehmann hat da einen klaren Standpunkt: „Wenn wir die gestiegenen Preise nicht an die Gäste weitergeben, dann gibt es uns bald nicht mehr!
Lehmann schätzt, dass in jüngster Zeit etwa eine Hand voll Betriebe für immer geschlossen hat, genaue Zahlen gibt es nicht. Alle anderen haben sich mit Müh und Not über die Corona-Jahre gerettet – den staatlichen Beihilfen sei Dank. Doch diese Unterstützung wird auslaufen, warnt Lehmann. „Wir müssen es wieder schaffen, auf eigenen Beinen zu stehen. „
Dazu gehöre auch, das nötige Personal zu rekrutieren. „Wir haben Personalmangel an allen Ecken und Enden“, sagt Lehmann. Dass die Löhne in der Gastronomie jetzt in mehreren Stufen deutlich steigen, ist für die Wirte-Sprecherin im Grundsatz richtig. (hk)
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