Landtagswahl
Zahl der Nürnberger Genossen halbiert

Die SPD verlieren in Nürnberg rund 50 Prozent. Nur zwei der vier Kandidaten schaffen den Einzug in den Landtag.

18.10.2018 | Stand 16.09.2023, 5:59 Uhr

Nur Stefan Schuster (r.) und Arif Tasdelen (l.) dürfen für die SPD in den Landtag. Claudia Arabackyj und Kerstin Gardill sind gescheitert. Foto: Susi Knoll

Hoffen und Bangen: Bis zuletzt haben die vier SPD-Kandidaten in Nürnberg gezittert, ob sie den Einzug in den Landtag schaffen werden. Nun ist klar, dass nur Stefan Schuster und Arif Tasdelen die Wiederwahl nach München über die Landesliste geschafft haben. Die weiblichen Landtagskandidaten der Nürnberger SPD, Claudia Arabackyj und Kerstin Gardill, haben den Sprung ins Parlament dagegen verpasst.

Sie haben sich an den Herd gestellt. Sie haben Prominente eingeladen. Sie haben sich gemeinsam im Wahlkampf an den Händen gefasst und sich gegenseitig Mut zugesprochen. Am Ende schaffen nur zwei Nürnberger SPD-Kandidaten den Einzug ins Maximilianeum. 2013 erreichten die Sozialdemokraten in ihrer fränkischen Hochburg noch 29,7 Prozent der Stimmen. Am Sonntag haben nur noch 14,6 Prozent für die Nürnberger Genossen votiert. An den kreativen Ideen im Wahlkampf kann die Halbierung in der Wählergunst kaum gelegen haben.

Stefan Schuster hat sich sogar an den Herd gestellt, um die Bürger für sich zu gewinnen. Unter dem Motto „Nichts anbrennen lassen“ hat der gelernte Feuerwehrmann in den letzten zehn Wochen jeden Freitag ein neues Rezept vorgestellt. Sogar am letzten Freitag vor der Wahl hat Schuster noch zum Kochlöffel gegriffen und dem potenziellen Wähler eine knusprige Schweineschulter serviert. Von politischen Fragen hat sich Schuster beim Kochen übrigens nicht ablenken lassen. Stattdessen hat sich Schuster in seinen „Kochsendungen“ auf Gewürzfragen und Beilagentipps konzentriert. Dabei versteht sich Schuster als „Sicherheitsexperte“ seiner Partei. Wenn er nicht Kräuter schneidet oder Schuppen entfernt, kümmert sich Schuster als Politikprofi um Themen wie Polizei und Feuerwehr.

Stefan Schuster musste zittern

Beinahe hätte der 59-jährige Schuster nach der Wahl noch mehr Zeit zum Kochen gehabt. Früher hätte Schuster, der seit 2002 im Landtag sitzt, mit Platz 5 einen bombensicheren SPD-Listenplatz in Mittelfranken gehabt. Nach dem desaströsen, weil einstelligen Ergebnis hat Schuster nun zittern müssen. Aus seiner Erleichterung hat Schuster keinen Hehl gemacht, als er von seinem knappen Wiedereinzug erfahren hat. Eine „herbe Enttäuschung“ sei das Wahlergebnis gewesen. Sorgen um seine Zukunft hätte sich Schuster freilich nicht mehr machen brauchen. Nach 20 Arbeitsjahren bei der städtischen Berufsfeuerwehr hätte Schuster mit 60 Jahren demnächst in Pension gehen können. Arbeiten hätte Schuster auch dann nicht mehr müssen, selbst wenn der Einzug nicht doch noch geklappt hätte. In diesem Fall hätte der 59-jährige Feuerwehr vom Freistaat ein Übergangsgeld bekommen. Andere Kandidaten haben wie Arif Tasdelen im Wahlkampf eher auf Prominente statt auf Kochkünste gesetzt.

Fast-Pleite trotz Schröder-Köpf

Mit der ehemaligen Kanzlergattin Doris Schröder-Köpf hat Tasdelen ein Kinderfest besucht und dabei über Herausforderungen in der Integrationspolitik gesprochen. Auch mit dem Nürnberger Oberbürgermeister Ulrich Maly (ebenfalls SPD) ist Tasdelen, der selbst türkische Eltern hat, aufgetreten. „Ohne Maly im Rücken hätte die SPD in Nürnberg noch mehr Stimmen verloren“, sagt Tasdelen am Mittwoch gegenüber diesem Medienhaus. Im Wahlkampf hat Tasdelen sich nicht nur als Integrationsexperte präsentiert. Er habe auch versucht, mit lokalen Themen in seinem Stimmkreis zu punkten. 2013 hatte Tasdelen im Nürnberger-Norden nur knapp das Direktmandat verpasst. Jetzt hat er dort nur noch 15,5 Prozent geholt. „Vielleicht liegt es am Rechtsruck in der Gesellschaft“, sucht Tasdelen am Telefon nach einer Erklärung und verweist auf seinen Migrationshintergrund. Selbst mit sozialen Themen habe die SPD nicht mehr punkten können und ihre Glaubwürdigkeit verloren. Als „desaströs“ hat der Nürnberger SPD-Chef, Thorsten Brehm, die Wahl bezeichnet.

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