Politik
Altlandrat Rupert Schmid gestorben

Von 1978 bis 2002 war der CSU-Politiker Regensburger Landrat. Er starb am 4. Januar im Alter von 85 Jahren in Nittendorf.

05.01.2021 | Stand 16.09.2023, 4:35 Uhr
Rupert Schmid ist im Alter von 85 Jahren gestorben. −Foto: altrofoto.de

24 Jahre lang war Rupert Schmid (CSU) Landrat des Landkreises Regensburg. Am 4. Januar ist er im Alter von 85 Jahren im Kreise seiner Familie in Nittendorf gestorben. „Sehr traurig ohne ihn müssen wir weiterziehn“, heißt es in einem Schreiben der Familie von Schmid, das der Mittelbayerischen vorliegt.

Der Landkreis Regensburg lobt in einer Pressemitteilung die Verdienste des Altlandrates. „Mit Rupert Schmid verliert der Landkreis Regensburg eine herausragende Persönlichkeit, die mit vielen zukunftsweisenden Entscheidungen die Entwicklung des Landkreises Regensburg maßgeblich geprägt hat.“

Sparkassenfusion und BMW-Ansiedlung angestoßen

Meilensteine seiner erfolgreichen politischen Arbeit waren laut der Mitteilung die Sparkassenfusion zwischen der Stadt- und der Kreissparkasse Regensburg, die Ansiedlung des BMW-Werkes in Harting, die Mitbegründung des Müllzweckverbandes Schwandorf sowie die Gründung des Regensburger Verkehrsverbundes zusammen mit der Stadt Regensburg.

Rupert Schmid erhielt unter anderem das Bundesverdienstkreuz am Bande, das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland, den Bayerischen Verdienstorden, die Kommunale Verdienstmedaille in Gold, die Bezirksmedaille des Bezirks Oberpfalz sowie den Ehrenring des Landkreises Regensburg.

Landrat von 1978 bis 2002

Rupert Schmid, geboren am 11. Juni 1935, übernahm, nachdem er bereits seit 1. Februar 1967 zuvor juristischer Staatsbeamter am Landratsamt Regensburg war, am 1. Mai 1978 für 24 Jahre die Amtsgeschäfte als Landrat des Landkreises Regensburg von seinem Vorgänger Leonhard Deininger.

„Beeindruckt hat mich dabei bis zuletzt sein blizzscharfer Verstand.“Landrätin Tanja Schweiger

„Rupert Schmid habe ich erst nach seinem aktiven politischen Wirken persönlich kennengelernt. Seit meinem Amtsantritt als Landrätin 2014 hatten wir einen regelmäßigen und guten Kontakt. Dass wir seinen 80. Geburtstag noch mit zahlreichen Wegbegleiternin größerer Runde im Landratsamt feiern konnten, war sicherlich noch ein schöner Höhepunkt. Unsere letzten Treffen fanden im kleineren Kreise statt. Beeindruckt hat mich dabei bis zuletzt sein blizzscharfer Verstand und sein unverändert großes gesellschaftspolitisches Interesse für den Landkreis und weit darüber hinaus. Meine Gedanken sind bei seiner Familie.“, so Landrätin Tanja Schweiger

Schmid hinterlässt seine Frau Heimbke Schmid-Krey und drei Söhne mit ihren Familien. Die Beisetzung findet im engsten Familienkreis statt.

Auch Bezirkstagspräsident Fran Löffler äußerte sich in einer Pressemitteilung zum Tod Schmids, der von 1999 bis 2008 Oberpfälzer Bezirkstagspräsident war:

„Schmid übernahm die Verantwortung für den Bezirk Oberpfalz in kritischen Zeit: Aufgabenverlagerungen von den Bezirken auf andere Behörden standen ebenso im Raum wie die gesamte Auflösung der Bezirke als dritte kommunale Ebene in Bayern.

Schmid konsolidierte durch seine umsichtige und vorausschauende Arbeitsweise die Finanzen des Bezirks Oberpfalz. Sein Handeln war nicht von parteipolitischem Denken geprägt, Parteigrenzen waren ihm fremd. Ihm ging es stets um konstruktive Lösungen, nur davon ließ er sich bei Entscheidungen leiten. Dabei achtete er immer die Meinung anderer, hörte sie und nahm sie auf, wenn sie dem Ziel dienten. Entwicklungen erkannte er frühzeitig und überraschte so manchen Kollegen mit seinen zukunftsweisenden Überlegungen.

Bezirk als Anwalt der sozial Schwchen gesehen

Rupert Schmid hat in den fast zehn Jahren seiner Präsidentschaft die Umstrukturierung der Bezirksverwaltung zu einem effizienten Dienstleister für die Oberpfälzer Bevölkerung vorangetrieben. Und er stärkte besonders die bezirklichen Kernaufgaben: Er sah den Bezirk stets als Anwalt der sozial Schwachen – der alten und pflegebedürftigen Menschen sowie der Menschen mit Behinderung, somit all jener, die der Hilfe und Unterstützung bedürfen. In seine Amtszeit fiel die Zusammenlegung von ambulanter und stationärer Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung bei den Bezirken. Dies bedeutete eine außerordentliche Aufgabenmehrung, aber insbesondere eine große Stärkung der Bezirke.

Dem Juristen Schmid war wirtschaftliches Denken nie fremd. Er reduzierte die Schulden des Bezirks signifikant und er erkannte, dass nur finanziell starke Krankenhäuser eine Chance zum Überleben haben und schloss die bis dahin eigenständig arbeitenden Bezirkskliniken in Regensburg, Parsberg und Wöllershof zu einer wirtschaftlichen Einheit zusammen. Damit schuf er einen leistungsfähigen und leistungsstarken Anbieter im Oberpfälzer Gesundheitswesen. In seiner Amtszeit wurden die dezentralen psychiatrischen Angebote und somit die wohnortnahe Versorgung in der Oberpfalz ausgeweitet und der Bestand des Bezirksklinikums Wöllershof (Landkreis Neustadt a. d. WN) gesichert. Auch das Sibyllenbad in der nördlichen Oberpfalz entwickelte sich unter seiner Amtsführung zum attraktiven Kur- und Wellnessbetrieb. Und Rupert Schmid stellte die richtigen Weichen für den Hotelbau mit unmittelbarer Anbindung an das Sibyllenbad.

„Rupert Schmid war ein Mensch, dem von allen Seiten Respekt gezollt wurde.“Franz Löffler

Besonders am Herzen lagen Rupert Schmid die Kultur und vor allem die Musik, und so fanden Kulturschaffende und Künstler auch in für den Bezirk finanziell herausfordernden Zeiten stets ein offenes Ohr für ihre Belange. Dies zeigte Schmid auch und gerade in seiner Funktion als langjähriger Vorsitzender des Zweckverbands Musikakademie Schloss Alteglofsheim. Er war es auch, der mit dem Kulturpreis und dem Jugend-Kulturförderpreis neue Akzente in der Kulturarbeit des Bezirks schuf und – als einer der ersten Bezirke – eine Medienfachberatung sowie eine Popularmusikberatung installierte.

Rupert Schmid war ein Mensch, dem von allen Seiten Respekt gezollt wurde, der jedem politischen Amt, das er ausübte, Ansehen und Gewicht verliehen hat. Nachfolgende Politikergenerationen konnten viel von ihm lernen, auch mir war er stets Vorbild.

Löffler: Unermüdlicher und engagierter Vertreter der Oberpfalz

Für seine herausragenden Verdienste verlieh ihm der Bezirk Oberpfalz im Jahr 2008 die Bezirksmedaille als höchste Auszeichnung, die er zu vergeben hat. Ferner war Schmid Träger des Bayerischen Verdienstordens und der Medaille für besondere Verdienste um die kommunale Selbstverwaltung in Gold, Silber und Bronze. Seine großartigen Leistungen wirken bis heute nach und werden ihn als unermüdlichen und engagierten Vertreter der Oberpfalz in bester Erinnerung behalten.“

Schmids Nachfolger, Altlandrat Herbert Mirbeth (CSU), widmet ihm einen Nachruf:

„Wer Rupert Schmid begegnete, begegnete ihm mit Respekt. Begegnete ihm mit anerkennender Distanz, weniger mit jovialer Nähe – die ließ er nur Wenigen zu. Das kumpelhafte „Du“ im parteipolitischen Dunst der Funktionäre war ihm zuwider. Aber der gesuchte Abstand hierzu wurde ihm gleichwohl nicht verübelt, sondern bildete oft den Anstoß für das Bemühen, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Sein Rat war gesucht, seine Meinung geschätzt. Sein strategisches Denken begann meist mit grundsätzlichen Ansätzen, die oftmals den Zuhörer fragend zurück ließen. Beim Einstieg dann in den konkreten Zusammenhang löste sich zögernd die Irritation ins praktisch Umsetzbare und in die Zustimmung, die ihn als den kompetenten Gesprächspartner und Ratgeber auswies.

„Es war das Geheimnis des Rupert Schmid, fern der landläufigen Kumpelhaftigkeit des Politikers die Menschen in seinen Bann zu ziehen.“

Es gab aber auch den sehr unterhaltsamen, den humorvollen Rupert Schmid, der seine Pointen versteckt setzte und lachen konnte. Der gern in der Runde eine Halbe Bier vor sich stehen hatte – wenngleich der Tee mit Milch überwiegend bevorzugt wurde. Es war dann auch der Rupert Schmid, der bei der jährlichen Zusammenkunft der Obst- und Gartenbauvereine den vorwiegend Frauen aus allen Gärten des Landkreises das Gefühl vermittelte, die Hand von einem geschüttelt zu bekommen, der nur wegen ihnen sich auf die Bühne bewegte. Es war das Geheimnis des Rupert Schmid, fern der landläufigen Kumpelhaftigkeit des Politikers die Menschen in seinen Bann zu ziehen.

Die politische Karriere des Rupert Schmid war daher atypisch, aber sehr erfolgreich. Der junge Regierungsrat, der sein juristisches Lerngebäude im damals kleinen Riedenburger Landratsamt in praktische Erfahrung umsetzen durfte, kommt auf ausdrücklichen Wunsch des legendären Landrats Leonhard Deininger in ein Regensburger Landratsamt, das mit den Umbrüchen der umfassenden bayerischen Landkreis-Gebietsreform Gestalt annehmen muss.

Schmid und Deininger – ein starkes Gespann

Deininger, der mit seiner Politikstärke die Mehrheitsverhältnisse schafft, Schmid der Stratege im Hintergrund, der beim Regensburger Öffentlichen Personen-Nahverkehr, beim Müllzweckverband in Schwandorf, bei der Sparkasse und vielen anderen großräumigen Feldern die Strukturen strickt. Ein Gespann, wie es die Zufälligkeit des Lebens schmiedet und starke Stränge ermöglicht. Zwei völlig unterschiedliche Persönlichkeiten – aber wohl gerade deshalb einander so verwirkt. Das „DU“ versagte man sich in einer distanzierten Freundschaft bis zum Schluss – Gegensätze ziehen sich eben an!

Später stellt er sich im Bezirkstag der Oberpfalz als Präsident einer weiteren Herausforderung. Lösungen in Strukturfragen liegen ihm, geht er nicht aus dem Weg, auch wenn ihn dies bisweilen bis an die körperlich zumutbaren Grenzen bringt.

„Er war streng, aber gerecht. Kann man mehr über einen guten Vorgesetzten urteilen?“

Als junger Inspektor erlebte ich den Oberregierungsrat und späteren Landrat Rupert Schmid auch als Mitarbeiter. Wenn er schnellen Schrittes durchs Haus eilte bestimmte steigender Pulsschlag und mitunter auch schlechtes Gewissen das Gefühl des begegnenden Mitarbeiters. Geachtet und respektiert war er, der Oberregierungsrat und dann Landrat. Seine ohne Umschweife zum Ergebnis kommende Führungs- und Arbeitsweise bildete eine straffe Linie im Haus. Wer als Mitarbeiter vor dem auch schon zu Deiningers Zeit hoch aufbauenden, leicht antiquierten Schreibtisch saß, wusste, dass der Blick des Chefs zur Uhr über der Eingangstür das letzte Signal zum Abzug war. Er war streng, aber gerecht. Kann man mehr über einen guten Vorgesetzten urteilen?

Mit Rupert Schmid nehmen wir Abschied von einem ungewöhnlichen Menschen, einem Menschen, der in seinem Wirkungsumfeld viel erreicht hat. Wir haben ihm viel zu danken, zu verdanken!“

Ähnlich äußerte sich auch Peter Aumer, CSU-Kreisvorsitzender und Bundestagsabgeordneter in einer Pressemitteilung: „Als Landrat hat Rupert Schmid eine beeindruckende Lebensleistung aufzuweisen, er hat den Landkreis Regensburg vorausschauend geführt. In die 24 Jahre seiner Amtszeit als Landrat und neun Jahre als Bezirkstagspräsident fielen viele wichtige Entscheidungen für unseren Landkreis. Durch die richtigen und vorausschauenden Weichenstellungen hat er wesentlichen Anteil am Erfolg des Landkreises Regensburg. Von der engagierten und erfolgreichen Arbeit von Rupert Schmid zehren wir als Region noch heute“ so Aumer.

„Rupert Schmid hat sich mit seiner großen Weitsicht um die Entwicklung unseres Landkreises aber auch der gesamten Oberpfalz verdient gemacht. Das Wohl der Bürgerinnen und Bürger war ihm stets das größte Anliegen. Er war ein verlässlicher und stets kompetenter Partner bei allen Belangen. Seit 1972 war Rupert Schmid Mitglied der CSU Regensburg-Land. Unsere christlichen Werte und die soziale Gerechtigkeit waren Leitbild seiner Politik. Auch nach seiner Zeit als Landrat war er stets Ansprechpartner, Ratgeber und Unterstützer“, schrieb Aumer.

„Mit seinem Tod ist unser Landkreis um eine bedeutende Persönlichkeit ärmer geworden. Die CSU Regensburg-Land trauert um Rupert Schmid und verliert mit ihm einen guten Freund.“