Ostbayern
Archäologen buddeln auf Südostlink: Grundstücksbesitzer bekommen Post

03.02.2023 | Stand 15.09.2023, 1:47 Uhr
Die archäologischen Untersuchungen sind nur der Verlauf: Tennet hat sich für die Verlegung der Erdkabel auf einer Länge von 270 Kilometern einen engen Terminplan gesteckt. −Foto: dpa/Archiv

Weit vor dem Verlegen der Erdkabel für die geplante Stromtrasse Südostlink rücken jetzt erst einmal die Archäologen an: Netzbetreiber Tennet hat den Beginn der Arbeiten für März angekündigt.

Gegraben wird quer durch Ostbayern an insgesamt 23 Standorten zwischen Weiden und Landshut. Wo es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit lohnen könnte, in die Tiefe zu gehen, hatte man vorab ausgelotet. Dafür wurden Luftbilder ausgewertet, Datenbanken durchforstet und 2021 und 2022 vor Ort auch erste magnetische Resonanzmessungen vorgenommen.

Was der Untergrund am Ende freigibt, ist ungewiss, so Johannes Prechtl vom Netzbetreiber Tennet, der die Stromtrasse plant und baut. Der Sprecher listet ein Spektrum der Möglichkeiten auf, das von Graben- und Mauersystemen, Gräbern, Keramikscherben, Werkzeugen, Waffen und Münzen bis hin zu Schmuck reicht. Auch beim Alter ist vieles denkbar – von der Steinzeit bis zur frühen Neuzeit, von der Eisenzeit bis zum Mittelalter. Der Erdboden wird nach Tennet-Angaben Schicht für Schicht sorgfältig abgetragen, bei Funden aber gestoppt und das Landesamt für Denkmalpflege eingeschaltet. Im Landkreis Schwandorf soll beispielsweise in Pfreimd, Nabburg, Teublitz, Schwandorf, Stulln und Nittenau gegraben werden, im Landkreis Regensburg in Bernhardswald, Brennberg, Wiesent, Wörth, Pfatter, Mintraching, Aufhausen, im Landkreis Straubing-Bogen in Geiselhöring, Laberweinting und Mallersdorf-Pfaffenberg.

Eigentümer der Grundstücke – sofern bisher noch nicht informiert – kündigt Tennet für kommende Woche Post mit den Details an. Prechtl ist klar, dass die Arbeiten zu Behinderungen führen. Tennet verweist in einer Pressemitteilung deshalb darauf, dass Eigentümern oder Pächtern Flurschäden in voller Höhe erstattet werden. Es gibt auch einen finanziellen Ausgleich, wenn Grundstücke während der Arbeiten nur über Umwege oder vielleicht zeitweise gar nicht mehr erreichbar sind oder nicht bewirtschaftet werden können. Bis wann die archäologischen Untersuchungen in Ostbayern abgeschlossen sind, lässt sich nach Prechtls Angaben im Moment nicht sagen. Das hängt auch vom Umfang der Funde ab.

Der Südostlink soll Strom aus Windenergie vom Norden in den Süden Deutschlands bringen. Geplant wird in zwei Vorhaben: Projekt 5 verläuft ab Wolmirstedt (Sachsen-Anhalt), Projekt 5 a ab Klein Rogahn (Mecklenburg-Vorpommern) zum Kernkraftwerk Isar bei Landshut. Der bayerische Teil umfasst in beiden Varianten rund 270 Kilometer und wird vollständig als Erdkabel parallel in einem 16 Meter breiten sogenannten „Schutzstreifen“ verlegt. 2027 bzw. 2030 sollen die Leitungen in Betrieb gehen.