Hochwasser
BN: „Die Quittung für schwachen Schutz“

Der Bund Naturschutz fordert ein Umdenken beim Hochwasserschutz. Die Kreisgruppe Regensburg stellt Forderungen auf.

20.07.2021 | Stand 20.07.2021, 9:58 Uhr
So sollte es nicht sein: Die Landwirtschaft soll mehr mit dem Boden arbeiten. −Foto: Hans Lengdobler

Die Bund Naturschutz Kreisgruppe Regensburg fordert angesichts der dramatischen Starkregenereignisse der letzten Wochen ein Umdenken beim Hochwasserschutz. Speicherung des Wassers in der Fläche sei der wirksamste Schutz, teilt der Verband in einer Pressemitteilung vom Dienstag mit. Zuletzt hatte auch Dr. Josef Paukner von der Donau-Naab-Regen-Allianz ein Umdenken beim Hochwasserschutz gefordert:

„In den letzten 100 Jahren wurden Flüsse und Bäche begradigt, Auen durch Deiche zurückgedrängt, Moore und Feuchtgebiete entwässert und Böden in der Landwirtschaft immer weiter verdichtet. Alleine die Donau im Landkreis Regensburg wurde im Zuge des Donauausbaus um Quadratkilometer ihres natürlichen Überschwemmungsgebietes beraubt. Diese Politik rächt sich jetzt“, wird Hans Lengdobler, zweiter Vorsitzender der BN Kreisgruppe Regensburg, in der Pressemitteilung zitiert. „Was wir stattdessen brauchen ist eine Wasserspeicherung in der Fläche, also im Boden und in der Landschaft. Dies dient nicht nur der Grundwasserneubildung, sondern ist auch der wirksamste Schutz gegen Hochwasser und ebenso gegen Dürre. Nicht zuletzt brauchen wir natürlich einen wirksamen Klimaschutz, um die Extremwetterereignisse zu bremsen.“

Die Quittung für zu schwachen Klimaschutz

Der Naturschützer betont: „Verschiedene Faktoren haben in den letzten Jahren zu einer gefährlichen Gemengelage geführt. Durch Flurbereinigung, wurden vielen kleinen Gewässer zu Wasser-Autobahnen die das Wasser kaum noch in der Fläche zurückhalten. Feldraine wurden zusätzlich beseitigt und viele Flächen drainiert was zusätzlich den Abfluss beschleunigt. Starkregenereignisse zeigen diese Fehler immer öfter schonungslos auf. Auch die zunehmende Versiegelung beschleunigt und erhöht den Wasserabfluss. Wir bekommen nun zunehmend die Quittung für viel zu schwachen Klimaschutz und Rückhalt in der Fläche in den vergangenen Jahrzehnten.“

Ein besonderes Problem seien auch die zunehmend verdichteten Böden in der Landwirtschaft. Anstatt in den Boden zu versickern, fließe Wasser schnell ab – es komme zu regelrechten Schlammlawinen. Vor allem Maisflächen seien hier gefährdet, heißt es in der Mitteilung. „Kommt ein Wolkenbruch, wird der Boden der Maisanbauflächen einfach weggeschwemmt. Das sind die braun-gelben Fluten, die man in den Bächen und Flüssen sieht“, erklärt Lengdobler. „Gerade in Hanglagen führt jeder Starkregen zu massiven Abschwemmungen aus diesen Flächen, mit der Folge eines schwer entfernbaren Schlammes -der mal bester Oberboden war- auf Wegen, Straßen und in den Häusern. Der Maisanbau hat sich von 1965 bis 2010 in Bayern nahezu verzehnfacht.

Um Hochwasserereignissen vorzubeugen fordert der BUND Naturschutz in seiner Pressemitteilung:

  • Die Drainage und die Ausleitung des Wassers aus der Fläche zu stoppen und rückgängig zu machen.
  • Die Landwirtschaft muss wieder MIT dem Boden arbeiten und den Humusanteil und das Bodenleben erhöhen. Schwere Maschinen, Kunstdünger und Spritzmittel haben zu einer Bodenverdichtung und Verarmung der Bodenlebewesen geführt. Das Porenvolumen ist stark zurückgegangen mit der Konsequenz, dass gerade Starkniederschläge oberflächig abfließen und den Boden zum Teil bis in die Wohngebiete spülen und zudem die Gewässer mit dem Bodeneintrag belasten. Wo falsche Landbewirtschaftung, speziell der Maisanbau, zu Schäden führt, ist die Bewirtschaftung anzupassen und sind die Kosten für Schadensbe-seitigung von den Verursachern zu tragen.
  • Fließgewässer müssen durchgehend renaturiert werden. Wir brauchen mehr Überschwemmungsräume – Breitwasser statt Hochwasser.
  • Waldflächen müssen als Wasserrückhaltegebiete erhalten werden.
  • Moore sind als Wasserspeicher zu schützen und zu renaturieren. Dies hat hohe Synergieeffekte mit dem Klimaschutz.
  • Flächen müssen entsiegelt und nicht noch weiter versiegelt werden.