Tierschutz
Die Igel-Mama aus Tegernheim

Mehr als 20 Igel beherbergt Bianca Dirigl zur Zeit in ihrer Wohnung. Sie kümmert sich Tag und Nacht um ihre „Ziehkinder“.

23.09.2018 | Stand 16.09.2023, 5:57 Uhr

Mehr als 20 Übernachtungsgäste sind in der Wohnung von Bianca Dirigl keine Seltenheit. Viele der Besucher haben oft sogar einen längeren Aufenthalt „gebucht“. Keine Angst, wer sich nun sorgt, dass es in der Wohnung eng wird. Bianca Dirigl ist nämlich keine heimliche Pensionsmutter, sondern engagiert sich bei der privatenIgelhilfe Regensburg.

Berührungsängste mit den stacheligen Tieren kennt Dirigl nicht. Die Mutter zweier Töchter erklärt lachend, dass ihre Schützlinge durchaus auch einmal beißen, wenn sie etwas nicht mögen.

Der größte Feind ist der Mensch

Derzeit sind rund zwei Dutzend der Stacheltiere bei Dirigl in Pflege. Vom Igel-Opa zur Igel-Mama über die Igel-Raudies in den Flegeljahren bis hin zu den neugeborenen Igelbabys beherbergt die Tierfreundin alles. Es sei immer ein Kommen und Gehen bei ihren Patienten. Das ganze Jahr über ist sie gefordert, denn Igel brauchen Hilfe von Frühjahr bis Winter. Wie sehr sie in ihrem Element ist und wie ihr die Arbeit mit den stacheligen Kameraden ans Herz gewachsen ist, sieht man schnell an den leuchtenden Augen, wenn sie davon spricht.

Dabei ist es teilweise kein leichter Job, den sie hier macht. Viele der Tiere haben nicht nur einfache Verletzungen, die versorgt werden müssen. Oft komme es vor, dass das Tier mit Parasiten befallen sei. Es könne schon mehr als eine Stunde in Anspruch nehmen, bis mit der Pinzette Made für Made aus der Wunde entfernt sei, hebt sie hervor, als die MZ sie zu Hause besucht. Seit vergangenem Herbst habe sie zusammen mit weiteren Unterstützern gut 180 Igel betreut und teilweise wieder gesundgepflegt – ob die Tiere nun Opfer eines Unfalls geworden seien oder ob die Tiere zu früh aus dem Winterschlaf aufgewacht seien. „Der Igel hat Feinde und der größte ist leider der Mensch“, betont Dirigl.

Angefangen von Mährobotern, bis hin zu den hippen Kiesgärten – all dies sei schlecht für die stacheligen Freunde. Ein fehlendes Beinchen bei einem ausgewachsenen Igel sei tragisch, und überleben könne das Tier nur, wenn es rechtzeitig behandelt werde. Ohne Pflanzen und Naturflächen werde dem Igel die Lebensgrundlage entzogen, erklärt sie. Auf dem Menüplan der Stacheltiere stehen nämlich Insekten und wirbellose Kleintiere.

Eines habe sie in den drei Jahren, seit sie sich bei der Igelhilfe engagiert, gelernt: Man kann leider nicht jedes Tier retten. Mittlerweile habe die Pflege, die notwendig sei, enorme Ausmaße angenommen. In der Küche stapeln sich die Boxen und Käfige und auch im heimischen Wohnzimmer haben die Igel bereits Einzug gehalten. Deshalb hat Bianca Dirigl auch einen dringenden Wunsch: „Wir brauchen unbedingt einen Raum, wohin die Igelstation aus der Wohnung verlagert werden kann.“ Große Ansprüche gebe es hier nicht, es solle dort hell, trocken, mit Wasseranschluss und beheizbar sein, beschreibt sie die gesuchten Räumlichkeiten. Dies könne beispielsweise eine Garage sein, die jemand am liebsten kostenlos zur Verfügung stellt, sagt sie weiter. Freilich sei die Igelhilfe auch bereit, einen kleinen Obolus für die anfallenden Nebenkosten zu übernehmen.

Alle zwei Stunden füttern

Sie selbst, ihre Unterstützer und auch viele Spender würden schon für den Unterhalt der Tiere und die Arzt- und Medikamentenkosten aufkommen. Während ihres Aufenthalts bei Dirigl steht für die erwachsenen Igel Katzenfutter in Nass- und Trockenvariante und für die Babys Anfangsmilch, die ansonsten Hundewelpen erhalten, auf dem Speiseplan. Und genau so, wie wir es von unseren eigenen Kindern kennen, muss der stachelige Nachwuchs in der ersten Zeit alle zwei Stunden gefüttert und versorgt werden. Die Boxen werden außerdem täglich gereinigt und desinfiziert, zählt Dirigl ihre Tagesaufgaben auf.

Eine weitere Bitte hat die Tierfreundin noch: Wer gerne mithelfen will und einen verletzten Igel aufnimmt, der soll sich am besten mit ihr oder einem Tierarzt, der sich mit Wildtieren auskennt, in Verbindung setzen. Denn ohne die richtigen Tipps könne man eine Menge falsch machen, appelliert sie.

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