Soziales
Ein Notruf an der Bücherzelle

Die Pandemie geht an die psychische Substanz. Die Lappersdorfer SPD platziert deshalb Notrufnummern an der Bücherzelle.

28.04.2021 | Stand 16.09.2023, 3:11 Uhr
Katja Stegbauer und Dr. Carolin Wagner vor der Bücherzelle mit den Notrufnummern −Foto: Charlotte Stegbauer

Die Pandemie geht an die psychische Substanz, insbesondere je länger die Situation anhält. Kinder haben teilweise seit Monaten keine Schule mehr besucht; Mütter und Väter sind – oft mit der Mehrfachbelastung durch Homeschooling und ganztägige Kinderbetreuung neben dem Beruf – häufig mit den Nerven am Ende. Sorge um den Arbeitsplatz, fehlende soziale Kontakte: Auch das sind nach Ansicht der Lappersdorfer SPD Belastungsfaktoren, unter denen gerade viele Menschen leiden. „Besonders gefährdet sind alle, die auch ohne die derzeitige Situation an Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen leiden, und Menschen, deren Lebenssituation eher wenige soziale und finanzielle Ressourcen bereithält“, sagt Dr. Carolin Wagner, SPD-Vorsitzende in Kareth und Bundestagskandidatin der SPD Regensburg.

Dass die persönlichen Einschränkungen und die häuslichen Probleme immer mehr Menschen psychisch belasten, beschäftigt die Sozialdemokraten der Marktgemeinde. „Dies bestätigen auch Kinderpsychiater, die die Anfragen gar nicht mehr abdecken können“, ergänzt Wagner.

„Eines unserer Mitglieder engagiert sich ehrenamtlich bei der Telefonseelsorge und hat uns den erhöhten Bedarf an psychologischer und seelsorgerischer Unterstützung konkret hier in der Region ebenfalls bestätigt“, betont Katja Stegbauer, Gemeinderätin und SPD-Vorsitzende in Lappersdorf. Gerade telefonische Notfall- oder Erst-Beratung könne hier einen wichtigen Beitrag leisten, damit Menschen schnell die Hilfe bekommen, die sie brauchen.

Deshalb haben die Genossinnen rasch gehandelt und einen Aushang mit den Telefonnummern der wichtigsten Beratungsstellen an der Lappersdorfer Bücherzelle angebracht: den Frauennotruf, die Telefonseelsorge und die Nummer gegen Kummer speziell für Kinder und Jugendliche. „Die Bücherzelle steht vor dem Aurelium. Der Aushang ist somit an einem zentralen Platz im öffentlichen Raum für jeden zugänglich. Gerade wer von häuslicher Gewalt betroffen ist und sich nicht traut, am heimischen PC die Notrufnummer zu suchen, kann sie durch den Aushang beim Spazierengehen etwa unbemerkt erhalten“, erklärt Wagner. Und Stegbauer ergänzt, psychisch-belastete Personen könnten durch diesen Hinweis im öffentlichen Raum auf derartige Angebote auch erstmals hingewiesen werden, denn das sei ja meist noch ein Tabu-Thema, über das öffentlich viel zu wenig gesprochen werde. „Wir hoffen, dass diese wichtigen Telefonberatungen sich noch mehr im Bewusstsein der Menschen in unserer Gemeinde verankern, und dass alle wissen: Hier kann ich mich melden, wenn es mir schlecht geht; hier bekomme ich Hilfe.“