Erinnerung im Kreis Regensburg
Friedensdenkmäler statt Kriegerdenkmäler: Appell an die Neutraublinger

14.11.2022 | Stand 15.09.2023, 2:58 Uhr
Am Ehrenmal: Gedenken am Volkstrauertag −Foto: Petra Schmid

Am Volkstrauertag wird den Opfern der Weltkriege gedacht. In Neutraubling wird die Gedenkstunde gemeinsam vom VdK-Ortsverband und der Stadt gestaltet. Am Ehrenmal am St.-Michael-Platz, welches am 19. Juni 1964 eingeweiht wurde, treffen sich in jedem Jahr die Teilnehmer.

Auch heuer wurde zuvor jeweils Gottesdienst in der katholischen und evangelischen Kirche gefeiert. Nach einem Choral des Posaunenchors Neutraubling lud VdK-Vorsitzender Wolfgang Kessner ein, am Ehrenmal ein wenig innezuhalten. Der Blick gehe am Volkstrauertag zurück und auf und auch nach vorne – denn Erinnern und gemeinsam eine friedliche Zukunft gestalten seien die zwei Seiten einer Medaille, hob Kessner hervor. Dafür stehe der Volkstrauertag, dafür stehe auch die Gedenkfeier. Es sei ein Anlass an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker zu denken.

Menschen hier überaus hilfsbereit

In seiner Rede ging Bürgermeister Harald Stadler darauf ein, dass dieses Datum ein Tag voller Trauer sei, aber gerade angesichts der aktuellen Ereignisse, dem Krieg in der Ukraine, auch ein Tag, der an die Verpflichtung erinnere, im Namen des Friedens zu sprechen und zu handeln. Es gebe mehr als 100000 Kriegerdenkmäler in Deutschland. Eine aktuelle Ausstellung in München rege dazu an, diese umzubenennen und umzugestalten, damit aus ihnen Friedensdenkmäler würden, also Orte, die dem Frieden und nicht dem Krieg gewidmet seien. Dies sei ein kleiner, aber wichtiger Denkanstoß, machte der Bürgermeister deutlich.

Seit 1945 sei der Ausruf „Nie wieder Krieg!“ mehr als nur ein leeres Wort gewesen, gerade angesichts der Gräuel damals in Osteuropa, für die Deutschland die Verantwortung trüge, sagte Stadler. Und es sei ein unglaubliches historisches Glück, dass man in Deutschland seither ohne kriegerische Auseinandersetzungen leben dürfe. Nun scheine der Frieden als Selbstverständlichkeit wieder in Frage gestellt. Friedensarbeit bedeute auch, die Folgen eines solchen Krieges zu mildern. Viele würden Spenden sammeln, sich um ukrainische Flüchtlinge kümmern oder diese sogar beherbergen. „Auch hier in Neutraubling sind die Menschen überaus hilfsbereit und aktiv“, hob der Rathauschef hervor und zählte einige Maßnahmen auf.

„Sorgen wir dafür, dass das so bleibt“

Neutraubling sei als Vertriebenengemeinde gegründet worden. Krieg, Wiederaufbau und die Suche nach einer neuen Heimat habe dazu geführt, mit Zusammenhalt, gegenseitiger Unterstützung und dem Willen Frieden zu schaffen, eine Gemeinde zu bilden, in der sich alle zu Hause fühlten und gemeinsam friedlich leben könnten, fasste Stadler zusammen. „Sorgen wir dafür, dass das so bleibt“, appellierte er.

Pfarrer Josef Weindl und die evangelische Pfarrerin Margarete Ruf-Schlüter sprachen zudem Gebete am Ehrenmal.