Geschichte „Macht und Pracht“ vergangener Zeiten
Am „Tag des offenen Denkmals“ öffnen sich an drei Bauwerken Türen. Geboten werden seltene Eindrücke und ein Ohrenschmaus.


Brennberg. Drei historische Bauwerke, zwei Ausstellungen und ein kleines Konzert – so präsentieren sich Brennberg, Wörth und Altenthann am 10. September beim bundesweiten „Tag des offenen Denkmals“ unter dem Titel „Macht und Pracht“.
Normalerweise ist sie verschlossen, die Tür im zwei Meter dicken Mauerwerk der Kirche „St. Ägidius“ von Schönfeld. Aber am Sonntag öffnet sich das Portal und man darf dieses bemerkenswerte Baudenkmal erkunden, das in Größe, Stilreinheit und Sorgfalt der Ausführung weit über sonstige Beispiele bäuerlich geprägter Romanik in der Region hinausragt.
Mauerwerk mit Geheimnissen
Die 850 Jahre alte Kirche steht in Schönfeld, das zur Gemeinde Wald (Landkreis Cham), aber gleichzeitig zur Pfarrei Altenthann (Landkreis Regensburg) gehört. Mitten in der bäuerlichen Kulturlandschaft des Himmeltals an einem besonders schönen Platz gelegen ist sie ein Schmuckstück der „Kulturachse Ost“ zwischen Frauenzell und Altenthann. Die Entstehungszeit des einschiffigen Baus im rein romanischen Stil wird aufgrund stilistischer Merkmale auf die Jahre zwischen 1160 und 1170 datiert. Über die Gründe für die Errichtung kann man nur spekulieren. In dem geheimnisvollen Mauerwerk können die Besucher jedenfalls Reste von Fresken und mittelalterlichen Steinmetz-Zeichen entdecken.

500 Jahre retour geht es am Sonntag in Frauenzell, Gemeinde Brennberg, wo im Bibliothekssaal des ehemaligen Benediktinerklosters die Ausstellung „Reformation – Zeit des Umbruchs“ zu sehen ist. Zu bestaunen sind mehr als sechzig Originaldrucke von Luther-Schriften, seltene frühe Bibeln in deutscher Sprache und andere Raritäten. In den vergangenen vier Wochen haben über 700 Gäste diese Ausstellung bestaunt, die am Sonntag anlässlich des Denkmaltages zum letzten Mal geöffnet sein wird. Zu den Exponaten gehört ein erst kürzlich wieder entdeckter Original-Ablassbrief aus Luthers Geburtsjahr 1483, sowie ein Faksimile des Originals der 95 Thesen aus dem Jahr 1517, eine Landkarte noch ohne Amerika, ein Bauplan der Arche Noah, und vieles mehr. Auch die Frage, warum Moses auf alten Abbildungen immer mit Hörnern dargestellt ist, wird ausführlich beantwortet. Die alten Drucke werden spannend kontrastiert durch moderne Kunst der bekannten Regensburger Künstlerin Maria Maier. Ihre Bilder sind das Ergebnis der von vielen Reisen inspirierten „Ideenwelt des Ästhetischen“. So werden die Besucher am Sonntag viel zu sehen bekommen und sich mehrdimensional begeistern können.
„Macht und Pracht“ – das passt besonders gut zum dritten Bauwerk, das am Sonntag geöffnet sein wird. Die Schlosskirche Sankt Martin in Wörth ist nämlich Teil des Schlosses, das den Regensburger Fürstbischöfen über Jahrhunderte hinweg als komfortable Sommerresidenz diente. Fast 900 Jahre lang waren sie Eigentümer der imposanten Anlage. Während das Volk darbte, ließen es sich die hohen Herren hoch droben über „Verd“ auf ihrer „Veste“ gut gehen. Daneben gab es immer wieder Zeiten, in denen die Schlossherren sogar die gesamte Hofhaltung nach Wörth verlegten und das Bistum von hier aus verwalteten. So ließ 1285 Bischof Heinrich, Graf von Rotteneck, hier sehr zum Ärger der Regensburger sogar die bischöfliche Münzstätte aufschlagen.
Süßes Leben in Sommerresidenz
Ab 1522 wurde die Anlage zu einem Renaissance-Schloss umgestaltet und 1616 ließ Fürstbischof Albert IV, Freiherr von Toerring, die Schlosskapelle bauen. Aus jener Zeit stammt auch das älteste Bildwerk der Kirche, die Figur des hl. Martin, der seinen Soldatenmantel mit einem Bettler teilt. Besucher können am Sonntag den prächtigen Hochaltar von 1671 bestaunen und im Kirchengestühl Platz nehmen, das man wegen seiner zarten Rokokoschnitzereien in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts datiert.
Um 13 Uhr, 14.30 Uhr und 16 Uhr können die Besucher an Führungen teilnehmen. Dabei geht es um die eigens konzipierte Ausstellung „Luther-Bayern-Wörth“ und speziell um das Jahresmotto „Schloss Wörth als Sommerresidenz der Fürstbischöfe von Regensburg“.
Die Romanische Kirche St. Ägidius, ist am Sonntag von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Um 16 Uhr gibt der Männergesangsverein Wald ein Kirchenkonzert. Das Kloster Frauenzell ist von 10.30 bis 18 Uhr geöffnet. Die Schlosskapelle Wörth ist von 13 bis 16 Uhr geöffnet.Um 13, 14.30 und 16 Uhr finden Führungen zum Jahresthema statt.
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