Ökomodellregion
Mühle produziert ihr erstes Bio-Mehl

07.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:31 Uhr
Gertraud Pilz
Die Akteure des Projektes Ökomodellregion Wertschöpfungskette Getreide, darunter Getreideanbauer, Bäcker und Mitarbeiter des Landratsamtes sowie Landrätin Tanja Schweiger (vorne, Dritte von rechts), Bernhard Neuhoff mit aus Biogetreide hergestellten Backwaren (vorne, Vierter von rechts) und Müllerin Andrea Ramsauer mit Tochter Anna (vorne, Fünfte und Sechste von rechts) −Foto: Pilz

Bis zum Jahr 2030 soll auf fast einem Drittel der landwirtschaftlichen Fläche Bayerns Ökolandbau betrieben werden. Eine Konsequenz daraus ist: Immer mehr Landwirte steigen auf Ökolandbau um, so auch im Landkreis.Aber um die komplette Wertschöpfungskette nachhaltiger zu gestalten, braucht es etwa beim Getreide auch eine Mühle und das Bäckerhandwerk. Einer dieser Betriebe ist die Poschenrieder Mühle in Sinzing-Bruckdorf. Nach der erfolgreichen Bio-Teilzertifizierung der Poschenrieder Mühle im Herbst wird dort nun das erste Bio-Mehl vermahlen und bei regionalen Bäckern eingesetzt.

Auf Einladung von Landrätin Tanja Schweiger trafen sich dort alle Akteure der Wertschöpfungskette „Getreide“, um dies zu feiern und um die diesbezügliche Arbeit im Müllerhandwerk hautnah zu erleben. Die Bio-Teilzertifizierung der Mühle sei ein Meilenstein für die Wertschöpfungskette „Getreide“ innerhalb der Öko-Modellregion Regensburg, betonte Schweiger. „Ich bin stolz, dass die Arbeit unserer Öko-Modellregion mit einem eigenen Bio-Mehl nun auch Früchte trägt.“ Bisher werden drei Bäckereien aus den Landkreisen Regensburg und Schwandorf mit dem Bioprodukt beliefert. „Ich freue mich, wenn noch weitere dazukommen“, sagte die Inhaberin der Mühle, Andrea Ramsauer.

Wichtiger Schritt in Zukunft

„Ich bin von den Backeigenschaften der Mehle begeistert", schwärmte Biobäcker Bernhard Neuhoff, der den Einstieg in die Herstellung von „Bio-Mehl“ aus regionalem Anbau über die Mühle vor Ort mit vorangetrieben hat. Er habe nicht locker gelassen, erzählt Müllerin Ramsauer, die zwar schon länger mit dem Gedanken der Herstellung von Biomehl gespielt hatte, aber noch nicht entschieden war. Letztendlich habe sie sich auch dank der Beratung durch den Fachbereich Ökomodellregion beim Landratsamt überzeugen lassen und den Schritt gewagt. Ihr Betrieb habe zwar nicht die ganze Vermahlung auf Bio umgestellt, dennoch, sagte Ramsauer, verstehe sie den Einstieg in die Teilvermahlung von Biogetreide als wichtigen Schritt in die Zukunft. Die Mühle fahre mit der nun zusätzlichen Vermahlung von Biogetreide zusätzlich zur Verarbeitung von konventionell angebautem Getreide nun zweigleisig; deshalb der Begriff „Teilzertifizierung“.

Natürlich habe für diesen Zweck der Vermahlung von Biogetreide auch investiert werden müssen, erzählt die Müllerin. Der Umbau 2020 habe den Einbau von drei neuen Sichtern zum Sieben der Mehlfraktionen und von zwei neuen Mehlsammelschnecken aus Edelstahl sowie einen kompletten Edelstahlrohrbau erforderlich gemacht, durch den das Mehl während des Vermahlungsprozesses laufe.

Die Mühle müsse beim Umstellen auf die Biocharge (Vermahlen von Biogetreide zu Biomehl) völlig leer laufen, anschließend müssten die Walzenstühle komplett ausgekehrt werden. Dann werde eine festgelegte Menge an Mehl als Spülcharge vermahlen, die im konventionellen Mehl lande.

Komplette Reinigung

Erst nach diesem Prozess beginne die eigentliche Biomehlherstellung. Bevor eine Bio-Charge gemahlen werden könne, müsse also eine komplette Reinigung der Anlage erfolgen. Es brauche zum Beispiel auch getrennte Getreidelager. Die strikte Trennung sei Voraussetzung für die Zertifizierung.

Bei einer Mühlenführung konnten sich alle Akteure und Besucher ein Bild von den Prozessen und besonderen Vorgaben machen, die für eine Bio-Zertifizierung nötig sind und erfahren, wie die Akteure der Wertschöpfungskette Getreide ineinandergreifen. Es war ein langer Weg, aber wir sind froh, diesen Schritt getan zu haben", betonte Ramsauer.

Bisher beliefern fünf landwirtschaftliche Bio-Betriebe aus den Landkreisen Regensburg und Kelheim die Mühle. ,,Es erfüllt uns mit Stolz, zu wissen, dass unser Roggen durch die Mühle zu hochwertigem Mehl verarbeitet wird, das dann als Brot beim Verbraucher wertgeschätzt wird", betonte Getreidezulieferin Monika Reinecker vom Gut Aukofen bei Mintraching. „Unsere Bio-Lieferanten stammen aus einem Umkreis von 25 Kilometern und die Kunden befinden sich im Umkreis von 100 Kilometern“, berichtete Ramsauer. Im betriebseigenen Mühlenladen wird zunächst als Einstieg das Weizenmehl Type 550 und das Roggenmehl Type 1150 für Verbraucher angeboten.