Alarm
Nach dem Unwetter: Das Aufräumen beginnt

Viele Barbinger und Neutraublinger erwischte die Gewitterzelle eiskalt. Am Tag danach gilt es, viele Keller trockenzulegen.

19.06.2020 | Stand 16.09.2023, 4:52 Uhr
Die Autobahn A3 war stellenweise überflutet. −Foto: Alexander Auer

So etwas wie am Freitagnachmittag hat auch der Neutraublinger Bürgermeister Harald Stadler (FW) nur selten erlebt. Innerhalb kürzester Zeit bildete sich im Landkreis Regensburg eine heftige Gewitterzelle. Es kam zu Dutzenden von schweren Unwettern.

Die Einsatzkräfte hatten alle Hände voll zu tun. Sie mussten unter anderem rund 250 Keller auspumpen. Noch bis spät in die Nacht hinein waren rund 350 Helfer von THW und Feuerwehr im Einsatz. Und so setzte die Freiwillige Feuerwehr in Neutraubling in den Abendstunden einen erklärenden Post auf ihrer Facebook-Seite ab: „Aktuell haben wir um die 170 Einsätze zu bewältigen. Wir sind mit allen Fahrzeugen im Stadtgebiet unterwegs und werden von ca. 12 weiteren Feuerwehren und dem THW unterstützt. Dennoch kann es zu Wartezeiten kommen. Bitte habt Geduld!“

Sehen Sie hier den Post der Feuerwehr:

„Peu à peu mussten wir beobachten, wie die Kapazitäten unserer Feuerwehr nicht mehr reichen“, sagt Stadler am Samstag auf Nachfrage der Mittelbayerischen. Normalerweise holen sich die Einsatzkräfte dann Hilfe bei den Wehren der Nachbargemeinden, aber die wahren ja selbst vollauf mit den Wassermassen beschäftigt. Also rückten die Floriansjünger sogar bis aus Pentling an, um den Bürgern im Landkreisosten beizustehen.

Sehen Sie hier ein Video von dem Unwetter

„Das Wasser auf dem Rathausplatz hat es schon aus dem Kanal herausgedrückt“, schildert Stadler seine Beobachtungen. In den nächsten Tagen wird er wie so viele mit der Bestandsaufnahme der Schäden beschäftigt sein, die das Wasser an den Immobilien hinterließ. „Betroffen sind ein Kindergarten mit drei Gruppen und der Ratskeller“, sagt Stadler. Die Schadenshöhe ist im Moment noch unklar. Betroffen von den Unwettern war aber auch die Neutraublinger Polizeiinspektion: Der Keller stand zeitweise unter Wasser. Das bekamen die Polizisten mit eigener Manpower in den Griff. Stadler beobachtete weiterhin, wie der kleine Moosgraben innerhalb kürzester soweit anschwoll, dass die kleine Brücke darüber überschwemmt war. „Und die verläuft normalerweise weit über der Wasseroberfläche“, sagt er.

Sehen Sie hier ein Video von dem Unwetter

Manuel Odwody, Kommandant der Neutraublinger Feuerwehr, und seine Truppe ackerten bis tief in die Nacht. „Um 1.30 Uhr ist der letzte nach Hause gegangen“, sagt er am Samstag. Während die Eigentümer in Neutraubling nun alle Hände voll zu tun haben, ihre Keller trockenzulegen, reinigt die Feuerwehr am Tag nach dem Unwetter ihre Geräte. So einen Einsatz hat auch Odwody noch nicht oft erlebt. „Das letzte Mal, dass es Neutraubling so erwischt hat, war im Jahr 2013“, sagt er. Kreisbrandrat Wolfgang Scheuerer bestätigte: bis tieg in die Nacht wurden die Einsätze - in Barbing und Neutraubling waren es insgesamt 350, wobei der Schwerpunkt in Neutraubling lag - abgearbeitet. Scheuerer sagt, dass es zu derlei punktuellen Unwettern in den vergangenen fünf bis sechs Jahren immer häufiger gekommen sei. Etwa in Hemau, Laaber, Donaustauf oder Tegernheim.

Gewaltige Regenmengen gingen unter anderem in Barbing nieder, da der Boden in der Kürze der Zeit die Masse an Niederschlägen nicht aufnehmen konnte. Das Wasser stand teilweise zentimeterhoch auf der Straße, an manchen Stellen auch höher. Einige Autofahrer blieben mit ihren Fahrzeugen liegen und versuchten, ihre Pkw aus dem Wasser zu schieben. Einige von ihnen wurden von Feuerwehrkräften unterstützt. Die Einsatzkräfte standen so tief im Nass, dass sie das Wasser später aus ihren Stiefeln kippen mussten.

Ein ähnliches Bild vot sich auf einem Supermarktparkplatz in Barbing. Hier standen die geparkten Fahrzeuge teilweise bis zum Bodenblech im Wasser. Die Feuerwehr versuchte, der Lage mit Hilfe von Pumpen Herr zu werden. Ein tapfere Kundin schob ihren Einkaufswagen mitten durch die Wassermassen. Eine Reihe von Motorradfahrern, die gerade unterwegs waren, als die Regengüsse losbrachen, suchten Schutz unter dem Vordach.

Auch Anwohner in Neutraubling kämpften gegen die Wassermassen. Das Wasser stand teilweise kniehoch in den Kellern. Hans Kröger, der seit 1972 in einem Wohnblock in Neutraubling lebt, erzählte, es sei das dritte Hochwasser, das er miterlebe: „Aber so etwas wie heute habe ich noch nie gesehen, dass wir innerhalb von drei Stunden bis zu den Knien im Wasser stehen.“

Hans Kröger hoffte zunächst, das Unwetter werde vorbeiziehen. „Aber auf einmal hat es gedreht.“ Ein Nachbar rief den Neutraublinger um Hilfe, weil sein Keller bereits unter Wasser stand. „Der Zusammenhalt hier ist groß“, betont ein anderer Anwohner. „Wir helfen zusammen.“ Auch dieser Mann realisierte den Schaden erst, als er sah, wie Feuerwehrmänner an seinem Balkon vorbei liefen.

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