Gefahr
Spiel mit dem Leben am Bahngleis

Eine 24-Jährige starb Mitte Juli an den Schienen in Obertraubling. Die Polizei warnt besonders Junge vor riskanten Mutproben.

29.07.2021 | Stand 16.09.2023, 1:32 Uhr
An der Bahnstrecke München-Regensburg kam in Obertraubling eine 24-Jährige ums Leben. −Foto: Tino Lex

Ein schreckliches Unglück erschütterte die Gemeinde Obertraubling in der Nacht des 10. Juli. Der Tod einer 24-Jährigen aus Österreich am Bahngleis wirft noch immer Fragen auf.

Wie die 24-Jährige ums Leben kam, ist zwar noch immer unklar, jedoch handelte es sich dabei um einen Unfall. Die Ermittlungen der Kriminalpolizeiinspektion Regensburg ergaben keine Hinweise auf ein Verschulden Dritter oder ein suizidales Handeln, heißt es auf MZ-Anfrage von Seiten des Polizeipräsidiums Oberpfalz. Mehr Informationen wolle man aus Datenschutzgründen und aus Rücksichtnahme gegenüber der Verunglückten und deren Angehörigen nicht preis geben.

Um andere zu schützen, will die Bundespolizei Waldmünchen zu Beginn der Sommerferien besonders Kinder und Jugendliche für die Gefahren entlang der Zugstrecken sensibilisieren.

Für ein Selfie das Leben riskiert

Ein lebensgefährliches Phänomen sind Selfies mit Gleisanlagen als interessantes Hintergrundmotiv. Ende April haben drei junge Burschen das Brückengeländer des „Safferlinger Stegs“ im Regensburger Osten überklettert und sich dabei fotografiert. Die Brücke befindet sich nur wenige Meter über der Oberleitung. Ein Streifenbeamter konnte einen 18-jährigen Nittenauer und einen 16-jährigen Regensburger stellen. Die dritte Person entkam unerkannt. Im Präventionsgespräch räumten die beiden Jungs ein, über die Gefahren ihres riskanten Manövers nicht nachgedacht zu haben. Nur ein falscher Tritt oder Griff hätte jedoch tödliche Folgen. Das Oberleitungsnetz der Eisenbahn steht unter einer Spannung von 15 000 Volt.

Aufklärung:Regensburg:
Beamte der Bundespolizei Waldmünchen klären zusammen mit einem Mitarbeiter der Deutschen Bahn AG über die Gefahren am Bahngleis auf.Am 30. Juli um 11.20 Uhr sind die Polizisten und der Bahn-Mitarbeiter speziell zu diesem Zweck am Bahnhof in Regensburg vor Ort.

Gerade jetzt, wo die Ferienzeit beginnt und die letzten Prüfungen geschrieben sind, finden viele Abschlussfeiern statt. Auch ein ausgelassenes Fest kann tragisch enden. Im Juni wäre es in Amberg fast zu einer kritischen Situation gekommen. Eine Gruppe von Schülern feierte den letzten Prüfungstag. Ein betrunkener 19-Jähriger entfernte sich von den anderen Feiernden. Freunde fanden ihn später orientierungslos im Bahngleis sitzen und zogen ihn von den Schienen.

Züge nähern sich fast lautlos

Doch auch jüngere Kinder sind gefährdet, sie können die Gefahren meist nicht einschätzen. Züge nähern sich fast lautlos und können je nach Windrichtung oft erst sehr spät wahrgenommen werden. Sie haben einen langen Bremsweg, entwickeln eine Sogwirkung und können nicht ausweichen.

Im Februar 2021 musste ein Zug in Postbauer-Heng eine Vollbremsung einleiten, weil Kinder sich im Gleisbereich aufhielten. Der Lokführer erlitt einen Schock, ein Fahrgast wurde leicht verletzt. Die Bundespolizei ermittelte damals wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr und fahrlässiger Körperverletzung. Die Kinder konnten nicht identifiziert werden und waren aufgrund ihres geschätzten Alters wohl auch schuldunfähig. Dennoch hätte dies eventuell zivilrechtliche Schadensersatzansprüche nach sich ziehen können.