Zeitgeschichte
Suche nach Überlebendem des Weltkriegs

Der französische Arzt Jean-Loup Gassend stieß bei der Recherche für ein Buch auf Alfred Epple, der in Zeitlarn lebte. Ältere Leute könnten ihm helfen.

21.02.2014 | Stand 16.09.2023, 7:22 Uhr
Martina Neu

Jean-Loup Gassend bei seinen Ausgrabungen in der Nähe von NizzaFoto: Jean-Loup Gassend

. Die Gemeindeverwaltung Zeitlarn erreichte kürzlich eine Anfrage eines jungen französischen Arztes. Jean-Loup Gassend möchte ein Buch über den Krieg in der Region von Nizza schreiben und sucht im Rahmen seiner Recherchen nach Zeitzeugen. Bei seinen Nachforschungen stieß er auf einen Alfred Epple, der 1944 an der Cote d’Azur mit der Reserve-Division 148 stationiert war.

Nach dem Krieg soll Epple in „Riesen, Kreis Regensburg“ gelebt haben. Nachforschungen bei der Gemeindeverwaltung brachten leider kein Ergebnis. Zum einen geht das Melderegister nicht soweit zurück, zum anderen leben am Riesen nur noch wenige ältere Menschen, die befragt werden könnten, wie Klaus Weinberger von der Gemeindeverwaltung feststellte.

Weinberger recherchierte bereits, dass nach Kriegsende überwiegend Bauern auf dem Riesen gelebt haben. Es wird vermutet, dass sich Alfred Epple dort als Knecht verdingt haben könnte und sobald er genügend Geld zusammen hatte wieder in seine Heimat, die Weinberger im Schwäbischen vermutet, zurückkehrte. Daher wandte sich die Verwaltung an die Mittelbayerische Zeitung, um dem jungen Arzt zu helfen.

Jean-Loup Gassend kommt aus Nizza in Südfrankreich und ist sehr an der Geschichte und der forensischen Pathologie interessiert. Seit acht Jahren befasst er sich mit Nachforschungen für ein Buch über den Krieg in der Region von Nizza. Dieses Buch soll ein Gedenken an die vielen Unschuldigen werden, die während der Kriegswirren ihr Leben lassen mussten, schildert Gassend sein Projekt.

2006 wurde in seinem Heimatort Villeneuve-Loubet ein Massengrab mit 14 deutschen Soldaten gefunden. Sie waren am 26. August 1944 gefallen und wurden etwa einen Meter unter der Erde in einem Wald vor den Toren der Stadt beigesetzt. Anhand von Knochen, Helmen, Munition und Erkennungsmarken konnte ein Teil der Soldaten identifiziert worden. Die in Villeneuve-Loubet gefundenen Deutschen fanden im Juni 2007 im deutschen Soldatenfriedhof in der Nähe von Saintes Berneuil (Charente-Maritime) ihre letzte Ruhestätte.

Jean-Loup Gassend ist es ein Anliegen, den Krieg aufzuarbeiten und so zu schildern, wie er wirklich war. Während seiner Nachforschungen hat er mit vielen Amerikanern und Franzosen gesprochen, aber es ist sehr schwer für ihn Kontakt mit den Deutschen Veteranen aufzunehmen. Die meisten der Deutschen Soldaten von der Reserve Division 148, die im August 1944 an den Kämpfen teilnahmen, kamen aus Oberschlesien und dem Sudetenland.

Während seiner umfangreichen Recherchen stieß der Arzt auch auf Alfred Epple, der nach dem Krieg im heutigen Gemeindebereich von Zeitlarn gelebt haben soll. Vielleicht können sich noch die älteren Bewohner an den zurückgekehrten Soldaten erinnern. Eventuell gibt es Veteranen in der Umgebung von Regensburg, die Alfred Epple kennen. Wer Hinweise geben kann, die Jean-Loup Gassend bei der Erstellung seines Buchs und der Aufarbeitung der Geschichte helfen, soll sich bitte an Klaus Weinberger bei der Gemeinde Zeitlarn wenden.

Gassend hat bereits ein Buch über den 2. Weltkrieg geschrieben: „Operation Dragoon: Autopsy of a Battle: The Allied Liberation of the French Riviera August-September 1944” ist 2013 in französischer Sprache erschienen und kommt am 28. Februar in Englisch auf den Markt.