In den Tiefen der Milchstraße liegen die großen Sternentstehungsregionen, riesige dunkle Wolken aus kaltem Gas und Staub. Unter dem eigenen Gewicht ballt sich hier Materie zusammen, verdichtet sich, heizt sich auf, und wird schließlich zu einem Nest neuer Sterne, einem Sternhaufen. Immer wieder befinden sich darunter auch äußerst massereiche Sterne. Man nennt sie „Blaue Zwerge“ oder „O-Sterne“.
30 000 bis 50 000 Grad heiß, leuchten sie greller als die Flamme eines Schweißbrenners und entfesseln einen Orkan aus ultravioletter Strahlung und geladenen Teilchen. Der hämmert auf die umgebenden Nebelmassen ein und erschafft dadurch bizarre „Himmelslandschaften“: Sternentstehungsregionen zählen zu den spektakulärsten astronomischen Kulissen überhaupt.
Zwerge sind eigentlich Giganten
Der Name „Blaue Zwerge“ ist trügerisch, sie sind in Wahrheit Sterngiganten: zehn bis 15 Mal größer und 50 bis 150 Mal schwerer als unsere Sonne. Sie sind sehr selten und nach kosmischen Maßstäben extrem kurzlebig: Durch ihre ungeheuerliche Schwerkraft herrschen riesiger Druck und Hitze in ihrem Zentrum, sodass sie ihren Treibstoff innerhalb weniger Millionen Jahre verbrennen. Sie vergehen in der spektakulärsten Explosion des Universums, einer Supernova. Zwischenzeitlich aber wirken sie als kosmische Landschaftsgestalter.
Ihr Strahlungsorkan drängt die umliegenden Nebelmassen nach außen, bringt Gase zum Leuchten, verdampft Staubpartikel und meißelt atemberaubende Strukturen aus der leuchtenden Wolke heraus. Die geschilderte Wirkungsweise der blauen Zwerge bezeichnet man als „Strahlungserosion“. Die die Sterne umgebenden Gasnebel, werden nach und nach zersetzt.
Gefahr für junge Planeten
Die Gasnebel reflektieren teilweise das Licht der Sterne; sie können aber auch stark durch die Strahlung erhitzt werden und fangen an, selbständig zu leuchten. Je nach dem, aus welchen Bestandteilen die Gasnebel bestehen, leuchten sie in unterschiedlichsten Farben. So entsteht allmählich eine Höhle, deren Wände durch atemberaubend schöne, bizarre Säulen aus Gas und Staub begrenzt werden und in deren Mitte der Sternhaufen sitzt. Im Innern der Gassäulen laufen die Sternentstehungsprozesse nun auf Hochtouren. Aber es ist ein Wettlauf gegen die Zeit – bis die erosive Kraft der Strahlung auch diese widerstandsfähigen Regionen verdampft hat.
Auch für entstehende Planetensysteme besteht Lebensgefahr: Noch über eine Distanz von einem Lichtjahr kann die Strahlung eines O-Sterns jegliches Material, aus dem Planeten entstehen könnten, vollständig hinwegfegen. Wenn diese gigantischen Sterne in einer Supernova vergehen, geben sie einen Teil der Stoffe, aus denen Sie bestehen, zurück an die umgebenden Gaswolken, und die Druckwelle der Explosion kann zur Geburt neuer Sterne führen. Auch die Erde ist einem, wenn auch deutlich schwächeren, Teilchenstrom ausgesetzt, dem Sonnenwind. Die Teilchen werden durch das Erdmagnetfeld zu den Polen abgelenkt und verursachen beim Auftreffen auf die Erdatmosphäre die bekannten Polarlichter.
Die Welt der Sternentstehungs-Regionen und Nebel können Besucher der Sternwarte (Ägidienplatz 2) am 15. September kennen lernen. Friedrich Ginglseder spricht über „Blaue Sternriesen als Landschaftsgärtner – auf Tour durch atemberaubende Himmelsregionen“. Beginn 20 Uhr, Eintritt frei. Bei klarem Himmel anschließend Sternführung.