Trauer
Die ersten Urnen ruhen am Seelensteig

Ein Ort der letzten Ruhe mitten in und umgeben von Natur – das ist der neu errichtete Seelensteig im Pentlinger Friedhof.

30.08.2018 | Stand 16.09.2023, 6:04 Uhr

Der Seelensteig am Pentlinger Friedhof wurde durch verschiedene Stationen besinnlich gestaltet. Foto: Eder

Mehr als 30 Menschen haben dort sichtbar in den letzten zehn Monaten ihre letzte Ruhe gefunden. Ihr Grabplatz ist mit einem Holzpflock gekennzeichnet. Auf einem grünen runden Schild sind Name Geburts- und Sterbetag vermerkt. Einige von ihnen sind aber auch anonym bestattet – dies ist in Pentling ebenfalls möglich. Bis zu 600 Urnen-Grabplätze sind vorhanden.

Lange war der steile Teilbereich im Pentlinger Friedhof unbenutzt. Dann hatte Bürgermeisterin Barbara Wilhelm nach einer Trauerfeier in einem ähnlich angelegten Trauerwald eine Idee. Sie dachte sich, dass ein ähnliches Konzept auch im Pentlinger Friedhof umgesetzt werden könnte. Nun liegt der neu angelegte Bereich etwas abseits von der Bebauung, so dass Trauernde hier die notwendige Ruhe finden, um Abschied zunehmen.

Die neuen Begräbnisorte sind in einem Hangbereich des kommunalen Friedhofs angelegt. Im Bereich des gemeindlichen Gottesackers, der wie der Seelensteig einen großen Waldanteil hat, sind die herkömmlichen Gräber untergebracht. Alle kommunalen Urnenerdgräber und -stelen befinden sich nahe des schmiedeeisernen Tors beim Eingang unweit der großen Trauerhalle.

Im Trauerwald – er wird von der Anton Aschenbrenner & Manuel Kasberger GbR betrieben – können nur biologisch abbaubare Urnen beigesetzt werden. Beim Begräbnis können Angehörige oder Freunde Rituale einbauen oder den Ablauf ganz persönlich gestalten. Christlich oder konfessionslos – der Seelensteig steht allen Glaubensrichtungen zur letzten Ruhe offen.

Wer auf der Steinkanzel steht und auf den Seelensteig hinabblickt, sieht den Fußweg, der terrassenförmig verläuft. Umgeben von Bäumen liegt die Wiese mit blühenden Blumen. Zusätzliche Bäume wurden an den Ort der Beschaulichkeit gepflanzt. Auch darunter können Urnen bestattet werden. Vögel zwitschern in den Bäumen.

Der Tod berührt jeden, hier berühren den Besucher die Bilder des Lebens. Wer den Weg über die Wiese geht und die Namen liest, macht sich Gedanken, wer der Mensch war, der hier seine letzte Ruhe fand.

Die Nachdenklichkeit und das Sinnieren über das Leben und den Tod werden durch verschiedene Gestaltungselemente des Seelensteigs erreicht. An insgesamt zehn verschiedenen Stationen, die entlang des Seelensteigs aufgebaut sind, ist die Asche der Verstorbenen beigesetzt.

So passiert der Besucher, bevor er das Ende des serpentinenmäßig angelegten Schotterwegs erreicht, beispielsweise Weinstöcke. Sie stehen für ein langes Leben. Oder ein Fußballtor auf dem weiten Grün soll Sieger und Verlierer im Spiel des Lebens vereinen. Im originalgetreu angelegten Bauerngarten mit dem Stangenzaunteil blühen viele Blumen, fast das ganze Jahr. Eine Wippe schließlich vor dem Ende des Seelensteigs wird zum Balanceakt, den das Leben darstellt.