Tradition
Eitlbrunner „Hackl“ trotzt dem Aus

Geschäfte auf dem Land schließen, Senioren wie in Steinsberg leider darunter. In Eitlbrunn dagegen gibt es noch Hoffnung.

05.02.2019 | Stand 16.09.2023, 5:49 Uhr
Monika Bucher

Selbstgemachte Nudeln oder Marmelade: Bei „Lebensmittel-Hackl“ in Eitlbrunn von Birgit Birk gibt es auch Produkte Fotos: Monika Bucher

Seit der Schließung derNahkauf-Filiale im Nachbardorf Steinsbergfrage jeder zweite Kunde, so Besitzerin Birgit Birk, ob die Gerüchte stimmten, dass auch sie demnächst ihr Geschäft zumachen wolle. „Mitnichten“, lacht sie, „wir sind wie das berühmte gallische Dorf von Asterix und Obelix, wir halten durch!“ Zu kämpfen habe man natürlich, wie jedes andere kleinere Geschäft, erklärt Birk. Im Juni werde sie 60 Jahre, möchte jedoch bis zum Rentenalter noch weiterarbeiten.

Zum Überleben des Geschäftes jedoch wären nicht nur die alten Leute wichtig, die ohne Auto seien oder auch zu Fuß eingeschränkt mobil. Auch jüngere Kundschaft wäre vonnöten. Dabei gebe es „beim Hackl“ alles Wichtige von Backwaren bis zu Wurst und Fleisch. Nur vor einigen Jahren musste sie das Angebot von Obst und Gemüse aus dem Sortiment nehmen, da diese Sachen bei der mangelnden Nachfrage einfach zu verderblich waren.

Lieferservice oder ein Ratsch

Es steht jedoch eine Lotto- und Reinigungsannahme oder RVV-Ticket-Verkauf bereit und sogar immer noch eine Filiale der Deutschen Post. Weiter sind Handykarten, Zeitschriften oder auch Geschenkartikel und kreative Dekosachen erhältlich. Besonders zu erwähnen, so Birk, sei ihr Vorbestell-Service für Frische-Artikel oder ihr Lieferservice. In einer kleinen Ecke kann man sich zum Kaffeetrinken niederlassen und hier treffen sich auch so manche zu einem kleinen Ratsch.

Lebensmittel zu kaufen gab es in diesem Haus schon seit 1925, erzählt Birk. Ihre Mutter Rosa Hackl übernahm das Geschäft 1962. Sie arbeitete 40 Jahre mit ihrer Schwester und ihrem Mann zusammen. Der war gelernter Elektriker und ging mit 60 Jahren aus gesundheitlichen Gründen in Ruhestand. Der so lange überlebende Tante-Emma- Laden hat ein weites Einzugsgebiet, die Kunden kommen auf ihren Weg durch Eitlbrunn aus Holzheim oder Kallmünz.

Tochter Birgit übernahm vor 13 Jahren

Ein weiterer Vorteil ist das breitgestreute Sortiment. „Die vielseitige Angebotspalette wurde unumgänglich, sonst hätten wir in so einem kleinen Ort nicht existieren können in einer Zeit der Mobilität und Supermärkte“, so Rosa Hackl. Tochter Birgit übernahm im Jahr 2006. Sie ließ alles renovieren, modernisieren und baute nach und nach auf eine andere Schiene mit regionalen Produkten und einer größeren Getränkeabteilung.

„Da konsumieren, wo auch produziert wird“, propagiert Birgit Birk Nachhaltigkeit. Es gibt bei ihr jetzt Honig vom Imker aus dem Umland oder Kartoffeln, Nudeln und Eier von hiesigen Bauernhöfen.

„In Diesenbach gab es vor Jahren sechs Geschäfte, jetzt gar keines mehr.“Siegfried Böhringer, Bürgermeister

Angeboten werden offene Bratheringe ebenso wie Sulzen und Fleischpflanzl aus eigener Herstellung oder Geflügel zu Kirwa oder Weihnachten. Saisonal präsentieren sich vor dem Geschäft aufgebaut Pflanzen und Blumengestecke von Gärtnern aus der Oberpfalz, auf Wunsch bepflanzte Schalen oder Blumenerde. Gerne wird dies von Besuchern des benachbarten Friedhofs angenommen.

Allerdings musste Birk bereits vor rund zwei Jahren die Öffnungszeiten reduzieren. Seitdem ist von sechs bis 13 Uhr Verkauf, freitags durchgehend bis 18 Uhr und Samstag von sieben bis 12 Uhr. Selbst jetzt beträgt ihre Arbeitszeit noch mindestens zwölf Stunden am Tag, so Birk. „Zu diesem Job gehört schon auch viel Idealismus“.

Die Kunden sind nette Leute

Unterstützt wird sie von zwei Teilzeitkräften. Im Großen und Ganzen, so unterstreichen Birk und auch Mitarbeiter Hans-Dieter Stier, seien ihre Kunden durchwegs nette Leute. Viele kämen bis aus Kallmünz oder sogar Amberg und schätzten den menschlichen Kontakt und die persönliche Begrüßung, was in den großen Supermarktketten halt nicht zu finden sei. „Der Trend zu Internetbestellungen macht die kleinen Geschäfte im Ort langfristig kaputt“, ist Birk überzeugt.

„Der Trend zu Internetbestellungen macht die kleinen Geschäfte im Ort langfristig kaputt.“Birgit Birk, Ladenbesitzerin

Dabei erhalte der Verkauf von regionalen Produkten die Arbeitsplätze in der Region. „Geschäfte und Wirtshäuser im eigenen Ort werden oft ignoriert“, bedauert sie, „bis sie nicht mehr da sind!“ Auch „beim Hackl“ sind der überwiegende Teil der Kundschaft heute ältere Leute, die den Einkauf in ihren Tagesablauf integrieren und so die sozialen Kontakte nicht verlieren. Zum Thema Nahversorgung befragt, betont Bürgermeister Siegfried Böhringer aus Regenstauf, er freue sich, dass es nach derSchließung der Nahkauf-Filiale in Steinsberg wenigstens in Eitlbrunn noch einen Tante-Emma-Laden gibt.

„Die noch bestehenden Einkaufsmöglichkeiten müssen unbedingt erhalten werden.“ Der „Hackl“ sei eines der wenigen kleinen Geschäfte in der Großgemeinde. In Karlstein und Ramspau gebe es noch eine Metzgerei, in Heilinghausen, Hirschling, Grafenwinn und Loch jedoch nichts. „In Diesenbach gab es vor Jahren sechs Geschäfte,“ erinnerte er sich, „jetzt gar keines mehr.“

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