Tag des Archivs
Die Geschichte von Barbing live erleben

27.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:35 Uhr
Anna Schmauser und Manfred Mühlhans im Archiv der Großgemeinde, hier mit einem Grundwasser-Messgerät. Wer alte Werkzeuge oder Zeitgeschichtliches zu Hause hat, kann dies gerne der Gemeinde für das Archiv zur Verfügung stellen. −Foto: Tino Lex

Anna Schmauser und Manfred Mühlhans zeigten interessierten Bürgern am Tag des Archivs viele historische Schätze.

Das Gedächtnis einer Kommune ist sein Archiv. Was ist wann passiert? Wie sah es früher aus, gibt es Artefakte, Dokumente oder Aufzeichnungen? Wenn ja, hatte die Kommune Glück, dann kümmerte sich jemand darum. Dies ist nicht immer so und gar nicht leicht. Am Wochenende gewährte die Großgemeinde Barbing der breiten Bevölkerung Einblick in ihr „Gedächtnis“, im Rathaus am Tag des Archivs. Zahlreiche Bürger nahmen das Angebot an, und blickten ins Archiv.

Im zweiten Stock, in der ehemaligen Kapelle des frisch restaurierten Gebäudes, das den Regensburger Bischöfen als Sommerresidenz diente, findet sich nun das Archiv der Gemeinde Barbing. Viele Archive sind in Kellern untergebracht. Nicht das Barbinger. In einem wunderbaren Zimmer mit Stuckdecke sind in Spezialkartons Dokumente und Aufzeichnungen aufbewahrt. Anna Schmauser vom Verein für kommunale Archivpflege des Landkreises Regensburg und der „Hobbyarchivar“, der ehemalige Verwaltungsleiter der Gemeinde Barbing und Ortsheimatpfleger Manfred Mühlhans, zeigten den interessierten Bürgern ihre Schätze.

Dokumente in alter Schrift

Anna Schmauser ist die zuständige Archivarin für die Großgemeinde. 2015 gründete sich der Verein für kommunale Archivpflege des Landkreises. Barbing ist Gründungsmitglied des Vereins, seither betreuen zwei Mitarbeiter die Vereinsmitglieder, derzeit 24 von 41 Gemeinden im Landkreis Regensburg.

„In Führungen haben wir zusammen zum einen das Rathaus den Bürger vorgestellt und die Geschichte des Rathauses sowie der Großgemeinde und ihren Werdegang erklärt“, so Schmauser. Eines der besonders interessanten Dokumente war unter anderem ein Bauprogramm der Sarchinger Schule und deren Erweiterung aus dem Jahre 1868 – alles in alter Schrift gehalten. Das muss man natürlich auch lesen können. Archivarin Schmauser hat Geschichte studiert und mit dem Masterstudium abgeschlossen. Man merkt sofort, sie brennt für das Erhalten dieser Vermächtnisse. Im Archivraum Barbing wird alles gesammelt, was Relevanz besitzt – von Barbing über Sarching, Friesheim, Illkofen, Auburg, Eltheim und Irl. „Wir haben inzwischen 21 Bestände und 5500 Verzeichnungseinheiten“, weiß die Archivarin.

Die Ortsgeschichte erforschen

Manche Gemeinden verfügen bereits über Archivpfleger, aber das Ziel des Vereins wäre, alle 41 Landkreisgemeinden mit aufzunehmen. „Die Gründung dieses Vereins war das Beste, was der Gemeinde Barbing passieren konnte, weil hier Fachkräfte, Spezialisten sich dem Archivieren annehmen. Ich habe das eher nebenbei getan und als Laie verfügt man nicht über das Wissen, das nötig ist, um diese Dokumente fachgerecht zu archivieren“, so Manfred Mühlhans. Ein Archiv, so wie es heute vorhanden sei, habe es bis 2016 nicht gegeben. „Unsere Aufgabe ist die Förderung und Archivpflege in den Gemeinden selbst. Wir erschließen die Altbestände, bewerten Analoges und Digitales und übernehmen das. Wenn eine Gemeinde archivfachliche Fragen hat, stehen wir gerne zur Verfügung und geben eine Anleitung“, so Schmauser.

Was der Archivarin sowie ihren Kollegen sehr am Herzen liegt, sei die Betreuung der Benutzer. Das könne die Gemeinde selbst sein, die dann nachfrage oder „Personen mit berechtigtem Interesse“. Diese können das Archiv benutzen. Das kann Familieninteresse sein oder wissenschaftliches, heimatliches Interesse. Vor allem Menschen, die die Ortsgeschichte erforschen wollen, denen gewähre man gerne den Zugang zum Archiv. Hierzu müsse ein Antrag gestellt werden. Im Rahmen der rechtlichen Bestimmungen werde dann eine Einsicht ermöglicht. Somit könne der Bürger mitwirken. „Wichtig ist, dass nichts verloren geht. Deshalb kommt auf uns noch die große Aufgabe zu alles zu digitalisieren. In welcher Form dies passieren wird und auf welchen Datenträgern kann ich nicht sagen“, so die Archivarin.