Infoabend in Barbing
Die Grundsteuer verliert ihren Schrecken

31.10.2022 | Stand 15.09.2023, 3:04 Uhr
Simone Grebler
Keine Angst mehr vor der Grundsteuer: Paul und Andrea Beimler trauen sich nach dem kurzweiligen Vortrag von Steuerberater Karl Heinz Haslbeck selbst zu, die Formulare richtig auszufüllen. −Foto: Fotos: Tino Lex/Grebler

Ein Steuerberater klärte in Barbing viele Fragen. Besonders ältere Menschen sind auf Hilfe angewiesen.

Muss ich mit dem Meterstab das Wohnzimmer, den Wintergarten oder gar den Stall ausmessen und prüft das jemand nach? Solche oder ähnliche Befürchtungen hegen manche Menschen, wenn sie an die neue Grundsteuer denken und schieben das Thema daher lange auf. Sie haben schlicht Angst, beim Ausfüllen der Formulare etwas falsch zumachen. Dass alles kein Hexenwerk ist und Hausbesitzer es auch selbst bewältigen können, vermittelte Steuerberater Karl Heinz Haslbeck jüngst bei einem Infoabend in Barbing.

Einige Zuhörer waren nach dem rund zweieinhalbstündigen Vortrag beruhigt, andere hatten noch offene Fragen, die sie mit dem Referenten klären wollten.

Schon zwei Vorträge gehört

Das Ehepaar Paul und Andrea Beimler aus Auburg hatte vor einem halben Jahr schon einmal einen Vortrag besucht und war danach demotiviert. Nach dem Infoabend, den der Kreisverband der Freien Wähler mit dem Bürgerforum Barbing organisiert hatte, war die Stimmung deutlich optimistischer. „Jetzt traue ich es mir zu. Es ist besser, wenn man alles einmal gehört hat, statt nur im Internet zu recherchieren“, sagte Paul Beimler. Für ein normales Wohnhaus sei die Grundsteuer kein Problem, meinte auch seine Frau Andrea Beimler.

Hubert Kruger war indes generell wenig begeistert von der Grundsteuerreform und machte seinem Unmut Luft. „Meine Mutter ist 85 Jahre alt, sie kennt sich damit nicht aus. Wer kontrolliert die Angaben und was ist mit Leuten, die das nicht machen?“, wollte Kruger wissen. Darauf hatte Steuerberater Karl Heinz Haslbeck einfache Antworten: Im Moment kontrolliere keiner die Angaben. Wer die Formulare nicht ausfülle, bekomme zunächst Erinnerungen und später ein Zwangsgeld aufgebrummt.

Kruger sagte, er werde das Ausfüllen für seine Mutter übernehmen müssen. Aktuell einen Steuerberater zu bekommen sei quasi unmöglich und bei Spezialfällen wie Einfamilienhäusern plus Landwirtschaft oder Geschäftshäusern auch sehr teuer. FW-Landtagsabgeordneter Tobias Gotthardt, der später noch zum Vortrag stieß, betonte, dass in den Finanzämtern vor Ort daher zusätzlich das Beratungsangebot ausgebaut werde.

Haslbeck erklärte anhand praktischer Beispiele, wie die Formulare für die Grundsteuer A für die Landwirtschaft und die Grundsteuer B für unbebaute und bebaute Grundstücke auszufüllen sind. Der Experte gab detaillierte Einblicke, wie Grundsteuerwert, Steuermessbetrag und Grundsteuer ermittelt werden. Die Angaben für das eigene Grundstück bzw. die Landwirtschaft finden sich im Grundbuchauszug oder Katasterauszug. Auch der Bayern-Atlas (atlas.bayern.de) ist eine gute Quelle. In Bayern relevant sind vor allem die Flächen. Grundstücksfläche, Wohnfläche und Nutzfläche müssen eingetragen werden. Baujahr oder Mietniveaustufen sind nur bei der bundesweiten Berechnung wichtig.

Unterschiedliche Regeln

Wer eine Garage hat, die kleiner als 50 Quadratmeter ist, darf sich freuen. Diese müsse dann nicht angegeben werden, erklärte Haslbeck. Einen Rabatt gibt es beispielsweise für Baudenkmäler. Während Photovoltaik-Flächen auf dem Dach keine Auswirkung haben, müssen PV-Freiflächen jedoch angegeben werden. „Einfache Fälle kann man ruhig selber machen, wenn es komplexer wird, sollte man aber zum Experten gehen“, so Haslbeck. Viele Fragen aus dem Publikum deuteten darauf hin, dass die Feinheiten noch nicht klar sind. Wie ist beispielsweise ein Stadl anzugeben, der aber nicht mehr landwirtschaftlich genutzt wird? Dieser sei laut Haslbeck dann ein Nebengebäude. Das könne im Einzelfall aber immer variieren. Daher lautete Haslbecks Tipp am Ende auch:„Füllen Sie die Formulare nach bestem Wissen und Gewissen aus.“