Marktrat
Edeka und Netto auf die Wiese?
Zwei Märkte wollen sich in Beratzhausen ansiedeln. Der Marktrat ist dafür. Ein Bürgerbegehren soll dies verhindern.

Beratzhausen.Der Zuhörerraum im Sitzungssaal des Zehentstadels war selten so dicht gefüllt, wie am Montagabend. Auch am Ratstisch saßen neben Bürgermeister Konrad Meier vier weitere Personen: auf der einen Seite die Investoren Gerhard Stierstorfer und Udo Kiermeier, auf der anderen Edeka-Gebietsleiter Michael Wegele und Netto-Expansionsleiter Philipp Friedrich. Zentrales Thema der Sitzung: die Ansiedlung von Lebensmittelmärkten auf der Grünfläche im Labertal zwischen Schwimmbad und Kreisverkehr. Gegen diese Pläne demonstrierte vor dem Zehentstadel die „Bürgerinitiative für ein unverbautes Labertal“. „Grünes Gras, statt Flächenfraß“ stand auf einem ihrer Transparente zu lesen. Die Bürgerinitiative hat mit den 600 Unterschriften gegen Lebensmittelmärkte im Labertal vor einigen Tagen ein Bürgerbegehren auf den Weg gebracht, das nun im Marktrat innerhalb von drei Monaten behandelt werden muss.
Im Sitzungssaal wurde am Montagabend die rund 70-köpfige Zuhörerschar vom Bürgermeister zurechtgewiesen: „Das hier ist keine Bürgerversammlung, keine Zwischenrufe! Hier entscheidet das Gremium!“ Bevor es allerdings so weit war, erinnerte Meier an die lange Suche nach einem Standort für einen Vollsortimenter, seit der frühere Edeka neben dem Wiendlgelände geschlossen hat. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, zeigte sich der Bürgermeister mit dem Ergebnis zufrieden.
Mietverträge unterschrieben
Im Labertal sieht auch Gerhard Stierstorfer die Standort-Lösung für die Nahversorgung der Beratzhausener Bevölkerung – „zwischen zwei hochfrequentierten Straßen“. Stierstorfer versicherte, dass die Böschung zur Staatsstraße hin erhalten bleibe und die Planung an der Kreisstraße ende – also nicht auf der anderen Seite zur Laber hin ausgedehnt werde. Die Gebäude sollen nach Aussage des Investors maximal zehn Meter Firsthöhe erreichen und in das Landschaftsschutzgebiet eingebunden werden. Zum Schwimmbad und zum Skaterplatz hin sollen dichte Hecken angelegt werden. Als Ausgleichsfläche werde ein bisher landwirtschaftlich genutztes Gelände hinter der Ehrenfelsstraße, Richtung Schlossberg, mit Obstbäumen und Wildblumen bepflanzt. Die Mietverträge mit Edeka und Netto seien unterschrieben und somit auf 30 Jahre gesichert, erläuterte Stierstorfer.

Die Ansiedlung von Rewe sei an einer Forderung der Regierung gescheitert, die eine strikte Trennung von Lebensmittel- und Getränkemarkt gefordert habe. Das solle aber keinesfalls bedeuten, dass Edeka die zweite Wahl sei, sondern positive Ergebnis jahrelanger Verhandlungen.
Und doch habe Edeka-Gebietsleiter Michael Wegele nach seinen Aussagen von dem neuen Lebensmittelmarkt-Standort in Beratzhausen aus der Zeitung erfahren, und daraufhin Kontakt zu Stierstorfer aufgenommen. Der Konzernvorstand habe mit spitzem Bleistift gerechnet und sich schließlich für den „Kann-Standort“ ausgesprochen – und zwar „alternativlos“.
Von Expansionsleiter Philipp Friedrich war schließlich zu erfahren, dass Netto – bereits seit 1994 in Beratzhausen mit einem Markt vertreten – schon lange Zeit nach einem neuen Standort suche, weil die derzeitige Marktgröße einfach nicht mehr den aktuellen Anforderungen genüge: „Wir wollen vergrößern.“ Das soll nun am Kombistandort mit dem Mutterkonzern Edeka geschehen. Der Mietvertrag, kein Vorvertrag, sei unterschrieben – „mit Übergabezeitpunkt“.
Platzbedarf als Argument
Auf den Einwand von Dr. Diana Hehenberger-Risse (Grüne) hin, sie hätte sich die Verhandlungen mit Edeka und Netto vor drei, vier Jahren auf dem Wiendlgelände gewünscht, erläuterte Michael Wegele den erforderlichen Platzbedarf aus heutiger Sicht. Aufgrund enormer Sortiments-Zuwächse sei das Angebot bei Edeka auf 15 000 bis 17 000 Artikel gestiegen – und dafür seien Verkaufsflächen von mindestens 1500 bis 1600 Quadratmetern notwendig, so Wegele. Netto habe rund 4000 Artikel im Sortiment und brauche dafür rund 1200 Quadratmeter Verkaufsfläche.

Die Markträte nahmen den Sachstandsbericht der Investoren und künftigen Betreiber mehrheitlich zur Kenntnis.
Zur „Ertüchtigung des Fußwegesystems“ zu den künftigen Verbrauchermärkten sollen von Oberndorf her die alten Feuergässchen wiederbelebt werden. Eine Fußgängerbrücke über die Laber im Bereich Mühlenstraße ist geplant und eine Bushaltestelle.
Unabhängige Bürger und Freie Wähler hatten die Verschiebung weiterer Tagesordnungspunkte zur Flächennutzungsplan-Änderung und für Grundsatzbeschlüsse zu Bebauungsplänen „Zehentberg VII“ und Sondergebiet im Labertal beantragt. Christian Kraus (UB) erklärte: Die Vertragsinhalte zur Ansiedlung von zwei Verbrauchermärkten müssten angepasst werden. Darauf wollte sich das Gremium mit 11:8 Stimmen nicht einlassen.
Kreistag muss über Wiese Entscheiden
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Alternativ-Standort:
Die landwirtschaftlich genutzte Fläche im Anschluss an das derzeit entstehende Neubaugebiet „Zehentberg VI“ entlang der Kreisstraße nach Pfraundorf wird in den Flächennutzungsplan als „Reines Wohngebiet“ eingetragen. Damit steht auch diese Fläche als Alternativstandort für die Lebensmittelmärkte nicht mehr zur Verfügung. -
Herausnahme:
Der Kreistag entscheidet nun, ob die Wiese im Labertal als Standort für die Verbrauchermärkte aus dem Landschaftsschutzgebiet herausgenommen wird. (lik)