Projekt
Lebenshilfe kauft evangelische Kirche

Wohnungen für Menschen mit Behinderung sollen hier bald entstehen.

15.05.2022 | Stand 15.09.2023, 5:08 Uhr
Ingrid Kroboth
Bei der Schlüsselübergabe: Regionalbischof Klaus Stiegler, Dr. Peter Kißkalt, Lebenshilfechef Fritz Weinbeck, Sibylle Thürmel, Julia Sollinger und der stellvertretende Lebenshilfechef Hans Pollinger (v. r.) −Foto: Helmut Pomplun

„Es soll dir niemand widerstehen dein Leben lang. Wie ich mit Mose gewesen bin, so will ich auch mit dir sein. Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen.“ Dieses Versprechen soll Gott dem Mose-Nachfolger Josua mit auf den Weg, über den Jordan ins gelobte Land, gegeben haben. Den Bibelvers Josua 1, 5 stellte Regionalbischof Klaus Stiegler über seine Predigt im Abend-Gottesdienst der evangelischen Erlöserkirchen-Gemeinde. Brisanter Anlass für den Besuch des hohen Gastes: Der Verkauf des Gotteshauses an die Lebenshilfe Regensburg.

„Wir bitten um Gottes Segen für den gemeinsamen Neubeginn“, sagte Bischof Stiegler und betonte: „Gott ist bei uns, er bindet sich nicht an Gebäude.“ Die ganze Geschichte der Christenheit – von den jüdischen Wurzeln vor Jahrtausenden über die heftigen Wirren im römischen Reich, die Reformationen und Glaubenskriege – sei eine ständige Folge von Wendepunkten gewesen mit Anfang und Neubeginn. Die Kirchengemeinde Beratzhausen werde weiterbestehen, der zentrale Andachtsraum bleibe erhalten – und Gott werde bei ihr bleiben, wie einst schon Josua zugesagt.

Die Pfarrerinnen Sibylle Thürmel und Julia Sollinger, die den Gottesdienst mit Organist Martin Söllner und dem Nittendorfer Posaunenchor gestalteten, skizzierten auch den Stand der Dinge und die Perspektiven.

Der Kaufvertrag sei perfekt, der Andachtsraum bleibe indes nur mit Änderung und Bedingungen: Das hochkarätige Gesamt-Kunstwerk aus Taufstein, Altar, Ambo und Kreuz werde verschenkt ans Gustav-Adolf-Werk, eine Gesellschaft, die Diaspora-Gemeinden unterstützt. Ein neuer Altar – zierlich und beweglich – werde aus einem wiedergefundenen Fenster gestaltet. Zweimal monatlich darf und muss hier Gottesdienst stattfinden. Das heißt knallhart: wenn nicht, ist die Vereinbarung komplett hinfällig.

Als neue Besitzer der erst seit 1971 bestehenden Erlöserkirche wird die Lebenshilfe Regensburg von den „Donhauser Postweiler Architekten“ mit etlichen Anbauten eine stationäre Wohnstätte für 24 Menschen mit Behinderung bauen lassen. Der Baubeginn ist für Frühjahr bis Sommer 2023 geplant. Die Kinderkrippe, unter der Regie von Ulrike Kranzbühler, darf weiterhin im Untergeschoss bleiben.

Kirchenvorstands-Vertrauensmann Dr. Peter Kißkalt übergab den Schlüssel dann an Fritz Weinbeck, den Vorsitzenden der Lebenshilfe. Unter den Ehrengästen begrüßten die Geistlichen auch ihren katholischen Kollegen Pater Dr. Chiraparamban Varghese. Zuletzt sagte Pfarrerin Julia Sollinger hoffnungsfroh: „Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit und das neue Zusammenleben.“ (lik)