Ausbildung
Sein Traumberuf ist Erzieher

Der 16-jährige Michael Dechant arbeit im Kindergarten St. Nikolaus in Beratzhausen. Der Umgang mit Kindern begeistert ihn.

13.06.2018 | Stand 16.09.2023, 6:06 Uhr
Ingrid Kroboth

Michi ist für die Buben und Mädchen im Kindergarten der nette Kumpel zum Anlehnen, Kuscheln und Erzählen. Foto: Ingrid Kroboth

Du Michi, im Urlaub war des Klo in einem Restaurant auf dem Boden“, erzählt ein Mädchen aus der Vorschulgruppe. Michi ist ihr Betreuer im Kindergarten St. Nikolaus. Er will Erzieher werden und lernt seit September letzten Jahres den Umgang mit Jungen und Mädchen vom Krippen- bis zum Vorschulalter. Sachlich freundlich reagiert er auf den Urlaubsbericht der Kleinen: „Wart ihr in Italien?“ Das Mädchen nickt zustimmend, würde gerne noch mehr erzählen, aber Michi wird ja nicht nur von ihr umschwärmt.

Der 16-jährige Michael Dechant aus Beratzhausen ist ein Charmebolzen, dem die Kinder zu Füßen liegen und dem auch die Eltern nicht widerstehen können. Viele von ihnen kennen ihn aus seinen unterschiedlichen Vereinstätigkeiten: bei der Prinzengarde, als Fußball-Bambini-Trainer, Ministranten-Gruppenleiter und als Mitglied im Billardclub. Und jetzt erlernt er auch noch einen Beruf, den er schon als Kind angestrebt hatte. Denn schon damals, als er noch selber bei Renate Polster – der heutigen Leiterin von St. Nikolaus – in den Kindergarten ging, war für ihn klar: „Ich werde Erzieher.“

Zweifel am Traumberuf

Seine Absicht reichte sogar bis zu dem Versprechen an seine Kindergärtnerin: „…dann komm ich zu dir!“ Als dann auch noch seine Tante Sonja aus Laaber immer von ihrer Arbeit erzählt hat – sie ist Erzieherin – stand für Michi fest: „Des mach i a!“ Dazwischen liegt eine lange Schulzeit mit abgeschlossener Mittlerer Reife und manchen Zweifeln am „Traumberuf“. Deshalb probierte Michi vorher noch ein wildes Sammelsurium an Praktikumsstellen aus. Die Ausbildung zum Süßwaren-Techniker scheiterte an der damit verbundenen Schichtarbeit.

Ebenso der Beruf Koch: „Das wäre schon was, aber die Arbeitszeiten sind nicht ideal.“ Michi will auch noch Zeit für seine Freunde und den Fußball haben. In der engeren Wahl stand auch der Physiotherapeut: „Das wäre schon eine Alternative“, blickt er auf die Praktikumswochen zurück. Aber die Ausbildung sei teuer und bestehe zunächst nur aus Theorie in der Schule. Interessant waren für Michi auch Erfahrungen als Fahrzeuglackierer. Obwohl er handwerklich geschickt ist, sah er seine berufliche Zukunft dauerhaft nicht im Handwerk. Und so entschloss er sich, nun doch mal seinen Kindheitstraum auszuprobieren. Schon nach ein paar Praktikumstagen stand fest: „Das passt ideal.“

„Wickeln habe ich schon voll drauf.“Michael Dechant

„Die Zeit vergeht wie im Flug“, erzählt der junge Mann mit Zahnspange von den Tagen, mal in der Mäuse-, mal in der Elefantengruppe. In der Schule sei ihm öfter mal langweilig gewesen. Aber im Kindergarten staunt er auch nach fast einem Jahr noch, wie kurz der Vormittag ist, den er damit beginnt, die Fenster zu öffnen, den Frühstückstisch zu decken und sich dann in den Morgenkreis mit einzureihen. Einmal die Woche ist er dran, diese Runde zu gestalten – mit einem Lied, einem Experiment, mit Backen oder Bewegungsspielen. Nur Märchen erzählen mag er nicht so gern. Dafür spielt er mit den Kleinen umso lieber Fußball.

Lob und Kritik, Tipps und Ziele

„Er ist für die Kinder der Kumpel“, beschreibt Michis Anleiterin Sarah Yeboah. Ihre Aufgabe im Kindergarten ist es, mit Michi offene Fragen zu klären, ihn auf die Schule vorzubereiten, Ausbildungsinhalte zu besprechen und ihn im Umgang mit den Buben und Mädchen zu beobachten. Daraus ergeben sich Lob oder Kritik, Tipps und Ziele. Einmal wöchentlich treffen die beiden sich zu einem ausführlichen Anleitergespräch. Für die Kleinen im Kindergarten sei es jedenfalls eine gute Sache, zu erleben, dass da mal ein Mann das Sagen hat, beschreibt Sarah Yeboah die Ausnahmesituation in St. Nikolaus. Weil hier auch eine Kinderkrippe untergebracht ist, kommt Michi schon mit Babys in Berührung, mit dem Ergebnis: „Wickeln habe ich schon voll drauf.“

Ab September tritt der „Praktikant im Sozialpädagogischen Seminar I“ seine zweite Ausbildungsstation an: im Pädagogischen Zentrum St. Josef in Parsberg mit Förderzentrum für emotionale und soziale Entwicklung sowie heilpädagogischen Tages- und Wohngruppen für Kinder und Jugendliche. Dass damit andere Herausforderungen auf ihn zukommen, ist Michi bewusst.

Nach Parsberg – also den zwei Praktikumsjahren mit jeweils 42 Seminartagen in der Fachakademie für Sozialpädagogik Regensburg (FakS) – kann Michi die Prüfung zum Kinderpfleger ablegen. Auf dem Weg zum Erzieher stehen noch zwei weitere Schuljahre auf dem Ausbildungsprogramm, ehe Michi ein Jahr Berufspraktikum leisten muss. „Dann mache ich eventuell das Fachabitur“, sagt er. Aktuell aber hat er noch im Kindergarten St. Nikolaus mit den Ansprüchen und Eigenheiten der Buben und Mädchen zu tun. Übrigens: In der Regensburger Schule ist er einer von derzeit gerade mal zwei männlichen Erzieher-Anwärtern.

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