Kriminalität
Wird Maria Baumers Schicksal je geklärt?

Die Staatsanwaltschaft kann keine neuen Entwicklungen vermelden. Weitere Verfahren gegen den Verlobten ziehen sich hin.

12.10.2015 | Stand 16.09.2023, 6:57 Uhr
Das Sterbebild von Maria Baumer, auf dem kein Sterbetag vermerkt ist. Bis heute ist nicht geklärt, wann, wo und wie die junge Frau starb. Ihre sterblichen Überreste wurden bei Bernhardswald gefunden. −Foto: Andrea Rieder/Archiv

Am 8. September jährte es sich zum zweiten Mal, dass die sterblichen Überreste vonMaria Baumerin einem Wald bei Bernhardswald gefunden wurden. Noch immer ist nicht klar, wie die 26-Jährige starb und auch nicht, warum sie sterben musste. Die Staatsanwaltschaft Regensburg ermittelt weiterhin in alle Richtungen. „Es gibt keine neuen Entwicklungen in dem Fall“, teilte am Montag der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft, Theo Ziegler, auf MZ-Nachfrage mit. Die Ermittlungen sind ins Stocken geraten.

Im Zentrum der Nachforschungen dürfte aber weiterhin der ehemalige Verlobte der jungen Frau stehen. Er ist der letzte Mensch, der Maria Baumer lebend gesehen hat.Die Ermittler gehen davon aus, dass die 26-Jährige bei ihrem Verschwinden im Mai 2012 Regensburg nicht mehr verlassen hat, sondern „zeitnah“ nach einem Grillfest beim Bruder des Verlobten starb.Auch wenn die Todesursache nicht geklärt werden konnte, so scheint zumindest eines höchst unwahrscheinlich: Dass Maria Baumer freiwillig aus dem Leben schied.

Weitere Nachermittlungen

Auch in Bezug auf den möglichen sexuellen Missbrauch von zwei ehemaligen Schülern des Domspatzen-Gymnasiumssowie dem sexuellen Missbrauch einer ehemaligen Patientin kommen die Ermittlungen gegen den Krankenpfleger nur schleppend voran. Auch hier ist die Staatsanwaltschaft noch nicht zu einem Abschluss gekommen, bestätigte Staatsanwalt Ziegler am Montag. Es seien weitere Nachermittlungen bei der Polizei angefordert worden.

Im Frühjahr dieses Jahres hatte es so ausgesehen, als stünde eine Entscheidung hinsichtlich einer Anklage zumindest in diesen beiden Verfahren kurz bevor. Die Polizei hatte die Ermittlungen beendet und die Erkenntnisse an die Staatsanwaltschaft übergeben, was üblicherweise für einen bevorstehenden Abschluss spricht. Warum nun weitere Fragen geklärt werden müssen, sagt die Staatsanwaltschaft nicht. Fest steht allerdings, dass nur dann eine Anklage erhoben werden kann, wenn sich die Anklagebehörde zu mehr als 50 Prozent sicher ist, dass es zu einer Verurteilung des Verdächtigen kommt. Der Anwalt des Beschuldigten, Michael Haizmann, hatte von einer „öffentlichen Hetzjagd“ gegen seinen Mandanten gesprochen. Die Anschuldigungen seien 08/15-Ermittlungen, wie es sie in Bayern hundertfach gebe. Die Angehörigen und Freunde des Beschuldigten hatten im vergangenen Jahr angekündigt, auf einer Internetseite Vorwürfe und Anschuldigungen widerlegen zu wollen. Bis heute ist dies nicht geschehen.

Lange Verjährungsfristen

In allen drei Verfahren hat zumindest die Staatsanwaltschaft keinen Grund zur Eile. Im Fall der mutmaßlich missbrauchten Domspatzen beträgt die Verjährungsfrist zehn Jahre. Da sie erst mit dem vollendeten 21. Lebensjahr der Opfer begonnen hat, besteht kein Zeitdruck. Die Missbrauchsfälle sollen sich den Ermittlungen zufolge im Zeitraum zwischen 2004 und 2007 ereignet haben. Der jüngere Schüler soll zu diesem Zeitpunkt 13 Jahre alt gewesen sein.Im Fall der jungen Frau, die der Krankenpfleger mit Psychopharmaka ruhig gestellt und missbraucht haben soll, liegen die mutmaßlichen Taten gut eineinhalb Jahre zurück. Auch hier beläuft sich die Verjährungsfrist auf zehn Jahre. Der Fall Maria Baumer bleibt bis zu seiner Aufklärung geöffnet: Mord verjährt nicht.

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95 Prozent aller Mordfälle in Deutschland werden aufgeklärt.Auch deshalb lösen die ungeklärten Falle eine besondere Faszination aus. Manche Mörder werden erst nach Jahrzehnten gefunden.