Traditionelles Gebäck
Flanieren auf dem Spitzlmarkt in Hemau

01.11.2022 | Stand 15.09.2023, 3:06 Uhr
Die Hemauer nutzten das warme Wetter, um sich auf dem Spitzlmarkt umzusehen. −Foto: Fotos: David Santl

Egal, ob Torten- oder Lebkuchen-Spitzl - Das rautenförmige Gebäck genossen viele Besucher des Hemauer Spitzlmarktes. Traditionell findet der Markt immer am 31. Oktober statt. Er zieht Besucher aus Nah und Fern an.

Beinahe im Sekundentakt kommen Leute aus der Bäckerei Dürr auf dem Hemauer Stadtplatz: voll bepackt mit verschiedenen leckeren Spitzln und einem breiten Grinsen im Gesicht. Das Lächeln der Spitzlmarkt-Besucher am Montag dürfte gleich mehrere Gründe gehabt haben: Einmal waren es sicher angenehmen Temperaturen, die für gute Laune gesorgt haben. Andererseits aber auch der Gedanke daran, die Spitzl zuhause genießen zu können – oder sie an die Liebsten zu verschenken, so wie die Hemauer Tradition es will.

Dieser Brauch ist auch für Sepp und Christine Mirwald aus Laaber Ehrensache. Die beiden haben gerade in der Bäckerei Spitzl für ihre Tochter und ihre Enkel gekauft. „Dass man seinen Lieben Spitzl schenkt, haben schon wir von unseren Eltern gelernt“, verrät das Paar. Ihnen selbst haben es die Torten-Spitzl angetan.

Spitzl zum Frühstück

Leon (11) und Jonas (8) aus Hohenschambach decken sich mit ihrer Mutter eher mit Lebkuchen-Spitzln ein. Wie viele sie pro Saison verputzen, können sie gar nicht genau sagen. „Die essen sie sogar fast täglich zum Frühstück“, lacht ihre Mutter. Bei Xaver und Barbara Riepl aus Matting sind hingegen die Torten-Spitzl die Favoriten, aber nur einmal im Jahr, damit sie was Besonderes bleiben. „Süß sind sie ja schon, aber einmal im Jahr darf das sein“, schmunzeln die beiden.

Die Familie Mayrock aus Eilsbrunn fährt extra nach Hemau, um sich mit Torten-Spitzl einzudecken. Wie ihr perfektes Spitzl sein muss? „Cremig und mit fluffigem Hefeteig“, verraten sie. Es scheint also fast ein bisschen so, als wären die cremigen Hemauer Torten-Spitzl der – natürlich nicht repräsentative – Favorit unter den Besuchern aus Nah und Fern. Diese Beobachtung kennt auch Josef Achhammer, der jedes Jahr Honig-Waren verkauft. Er selbst kommt aus dem Nachbarort Beratzhausen. „Bei uns gibt es eher die Lebkuchen-Spitzl. In Hemau haben sie dafür viele Torten-Spitzl“, erzählt Achhammer. Er muss es wissen. Schließlich genießt er fast zehn Stück pro Jahr. „Die gehören zu Allerheiligen wie die Eier zu Ostern“, findet Achhammer.

Neben seinem Honig-Stand gab es noch gut 20 weitere bunt gemischte Verkaufsstände mit warmen Socken und Mützen für den Winter, Spielzeug, Staubsaugern oder Kulinarischem wie Spezialitäten aus dem Orient, Crepes – oder Salzgurken. Es muss eben nicht immer süß zugehen am Spitzlmarkt. „Die Leute haben auch auf Salziges Lust“, erzählt die Betreiberin des Standes mit Spreewälder Spezialitäten, die darum sogar „Gurken to go“ anbietet. Ein Spitzl hat sie aber noch nie probiert.

Anders als Josef Gratzl aus Schöllnach. Er verkauft neben Korbwaren auch Rechen – als einer der Letzten, der sie selbst herstellt. „Ich nehme mir jedes Jahr Hemauer Spitzl mit nach Hause“, berichtet er. Aber dort, im Bayerischen Wald, gibt es ein ähnliches Gebäck. „Das ist wie ein Lebkuchenspitzl, nur dass es einen halben Meter lang ist“, erzählt Gratzl. Schmeckt ihm dann die Hemauer Spitzl besser oder die aus dem Bayerischen Wald? „Die aus Hemau sind mindestens genauso gut wie unsere“, meint Gratzl.

Gebäck und Eis

Dass er damit recht hat, zeigt sich am zufriedenen Gesicht von Bäckerei-Inhaberin Karin Dürr. „Das Wetter ist super und im Geschäft ist seit 6 Uhr morgens was los“, freut sie sich. Vom milden Wetter hat an diesem Spitzlmarkt aber noch ein anderer profitiert: Gian Andreino Pescador, der Inhaber der Eisdiele San Marco. Viele Hemauer haben das milde Wetter noch genutzt, um sich ein letztes Eis für dieses Jahr zu gönnen. „Das läuft fast so gut wie im Sommer“, freut er sich. Ein Spitzl hat er bislang aber noch nicht probiert.