Auszeichnung
Waldfriedhof ist ein Vorzeigeprojekt

Für die Hemauer Begräbnisstätte gab es einen Preis. Der „grüne Charakter“ überzeugte die Jury. Doch es gibt auch Kritik.

31.10.2015 | Stand 16.09.2023, 6:55 Uhr
Im Hemauer Waldfriedhof gibt es Bereiche für Eisengrabmale, Urnengräber und -stelen sowie ab dem Jahr 2016 sogar Baumgräber. −Foto: Krenz

Anfang November herrscht eine besondere Stimmung auf den Friedhöfen. Am 1. und 2. November feiern die Christen Allerheiligen und Allerseelen. An Allerheiligen gedenken die Katholiken aller Heiligen, die keinen persönlichen Gedenktag im Jahr haben, an Allerseelen denken die Menschen an ihre Verstorbenen. Beide Feiertage verschmelzen heute immer mehr, obwohl sie ganz unterschiedliche Anlässe haben.

Gräber werden auf Vordermann gebracht und warten mit flackernden Kerzen und prächtigen Gestecken auf die sonntägliche Segnung. Auch am Waldfriedhof in Hemau ist dies nicht anders. Doch heuer können sich die Menschen am Tangrintel über eine besondere Auszeichnung freuen. Die Begräbnisstätte hat beim Landeswettbewerb der Obst- und Gartenbauvereine einen Preis bekommen.

Ein Ort der Würde, Kultur und Natur

„Unser Friedhof, Ort der Würde, Kultur und Natur“, lautete das Wettbewerbsthema. Wie Stephanie Fleiner vom Kreisverband für Gartenkultur und Landespflege berichtet, durfte Bürgermeister Hans Pollinger den 2. Preis auf Bezirksebene in Schirmitz (Neumarkt) entgegennehmen.

Ins Leben gerufen hat den Wettbewerb der Bayerische Landesverband, die Dachorganisation der Gartenbauvereine. Bei der Abschlussfeier des Bezirksverbands erhielten nun die Vertreter der acht Friedhöfe aus der Oberpfalz, die jeweils den 2. Platz errungen haben, aus der Hand des Vorsitzenden und Neumarkter Landrats, Willibald Gailler, die Preise überreicht. Dabei handelt es sich jeweils um ein künstlerisch gestaltetes Bronzerelief und eine Urkunde. Die Bewertungskommission wies besonders auf die Tatsache hin, dass der Hemauer Waldfriedhof an der Dietfurter Straße der einzige im Landkreis Regensburg ist.

Die rund 1,2 Hektar große Anlage am westlichen Ende der Stadt wurde Anfang der 80er-Jahre erbaut, teilt Josef Wismüller von der Stadtverwaltung mit. Die ersten Bestattungen fanden im Jahr 1984 statt. Da damals der zentrale Friedhof St. Salvator in der Regensburger Straße zu klein wurde, kaufte die Stadt das Areal an der Dietfurter Straße. Der Baumbestand war vorhanden und so entschied sich der Stadtrat zusammen mit dem inzwischen verstorbenen Architekten Eckhard Rieke, einen Waldfriedhof zu errichten, so Wismüller.

Zwar wurde damals für die Gräberfelder und die Aussegnungshalle ausgelichtet, die Zielsetzung lag aber stets darin, den Baumbestand und das Grün möglichst homogen in den Friedhof miteinzubeziehen. „Das Besondere ist dort auch die große Vielfalt“, berichtet Wismüller. Durch die verschiedenen Möglichkeiten trage die Stadt den Wünschen der Angehörigen Rechnung. Neben der klassischen Beerdigung gebe es für Urnenbegräbnisse Erdgräber und Urnenstelen. Ab dem kommenden Jahr werden laut Wismüller sogar Baumgräber angeboten.

Die Nachricht von der Auszeichnung für den Waldfriedhof hat sich bei den fleißigen Grabbesitzern vor Ort schnell herumgesprochen. Stellung bezogen einige Bürger, leider wollte sich aber niemand ablichten lassen.

Zuviel Laub und wenig Sonnenlicht

Überwiegend sind die Hemauer stolz auf den grünen Gottesacker. Nur das viele Laub im Herbst störe. Auch die Wurzeln der Bäume bereiten so manchem Grabbesitzer Probleme. „Blumen und Sträucher können sich wegen mangelnder Sonne unter dem Blätterdach nur schwer entwickeln“, sagte ein Senior und merkt an: „Wo viel Licht ist, da ist auch viel Schatten.“