Landleben
Der Rennerhof: Ein Ort mit Geschichte

Auf dem Anwesen bei Lappersdorf lebten früher Raubritter, Mönche und ein Landwirt, der sich den Nazis nicht beugen wollte.

01.10.2018 | Stand 16.09.2023, 6:00 Uhr

Das Wohngebäude des Rennerhofs heute. Das Wappen über dem Eingang zeugt noch von der Zugehörigkeit zum Kloster St. Mang in Stadtamhof. Foto: Stefanie Kraus

Kommen Besucher auf den Rennerhof, dann ist Sissi die Erste, die sie begrüßt. Die Dackeldame hat das Sagen. Alle Mitglieder der Familie Renner erkennen ihre Rudelführer-Qualitäten an. Dieser Umstand hat auf dem Rennerhof Tradition. Fotos von vor hundert Jahren, zeigen genau das: Renners mit ihren rauhaarigen Gefährten. Noch länger, als es die Fotografie gibt, bewirtschaftet die Familie Renner das Anwesen und dessen Ländereien im Rehtal bei Lappersdorf. Genauer seit 1820, als Lorenz Renner Therese Heider ehelichte. Seitdem ist der Hof in Familienbesitz. Heute führt ihn Xaver Renner und eine Nachfolgerin ist mit Tochter Maria auch schon in Sicht.

Besucher des Regensburger Wochenmarkts am Kornmarkt kennen die Renners. Dort stehen sie jeden Samstag mit ihrem Gemüsestand. Dass die Geschichte ihres Anwesens fast 900 Jahre alt ist, ahnt beim Einkauf wohl kaum ein Kunde. 1228 findet sich bereits die erste urkundliche Erwähnung von Rehtal.

In einem alten Brunnen auf dem Hof ist auf einem Stein sogar das Gründungsjahr 1142 eingemeißelt. Seit jeher wird auf dem Anwesen Landwirtschaft betrieben. Die Kriegsjahre des 1. Weltkriegs und die Folgezeit waren für alle Bauern in der Region schwierig, auch für die Renners. Fehlende Kaufkraft machte den Verkauf der Ware nahezu unmöglich, die Zivilbevölkerung hungerte. Der Familie standen weiterhin harte Jahre bevor.

Widerstand gegen die Nazis

Weil Alois Renner, der Großvater des heutigen Hofbesitzers Xaver, sich der Ideologie der Nationalsozialisten nicht beugen wollte, wurde er vor Gericht gestellt und zum Dienst im Arbeitslager verurteilt. Zuvor hatten ihm die Nazis verboten, seine Waren weiter an jüdische Geschäfte in Regensburg auszuliefern. Doch er widersetzte sich dem Befehl und blieb seinen jüdischen Kunden treu. Alois Renner war zutiefst gläubiger Mensch. Nächstenliebe war ihm wichtig. Er behandelte die Kriegsgefangenen, die ihm für seinen Hof zugewiesen wurden, äußerst zuvorkommend. Er rettete etliche Familien, indem er ihnen das für die Ausreise notwendige Praktikumszeugnis für die Arbeit auf seinem Hof ausstellte. Als Renner nach Ende des Krieges aus dem Arbeitslager zurückkehrte, nahm er wieder Kriegsflüchtlinge auf seinem Hof auf und versorgte sie. Viele davon blieben seiner Familie noch Jahrzehnte lang in Dankbarkeit verbunden.

400 Jahre zuvor: Das Rehtal ist Sitz einer Adelsfamilie. Im 14. Jahrhundert wird das Anwesen sogar als Burg betitelt, da es mit einer Zugbrücke ausgestattet und von Mauer und Graben umgeben ist. Die dort ansässigen Sattelpoger von Liebenstein sind ein kriegerisches und aufsässiges Geschlecht. Sie überfielen oft reisende Kaufleute. Auf den Adel im Rehtal folgten Regensburger Bürger. 1457 wurde der Besitz von Geistlichen gekauft. Von da an gehörte der Hof zum Besitz des Klosters St. Mang im Regensburger Stadtteil Stadtamhof. Der Hof fungierte als Küchenhof und Sommersitz der Abtei. Die Erzeugnisse aus der Landwirtschaft dienten zum Großteil der Versorgung der Mönche. Auch Wein und Hopfen wurden angebaut und auf dem Anwesen veredelt.

Unterirdischer Geheimgang nach Adlersberg

Der große Weinkeller aus dieser Zeit, der sich noch heute unter dem Wohnhaus befindet, zeugt davon. Nach Erzählungen wurden dort in Kriegszeiten die Glocke und Kirchengeräte der Gemeinde vor plündernden Feinden versteckt. Einst führte ein unterirdischer Geheimgang von Rehtal nach Adlersberg. Heute ist er zu großen Teilen verschüttet. Doch Teile des Gangs wurden während einer Bombardierung im Zweiten Weltkrieg freigelegt. Der Zugang zum Tunnel in Adlersberg ist noch heute zu sehen.

In diesem Zustand übernahmen die Renners den Hof 1820. Seither dient er zur Versorgung der Familie. Und sie nutzen die Nähe zu Regensburg, um die eigenen Produkte zu verkaufen. Dabei sind sie froh über den Fortschritt. Die Großmutter von Xaver Renner musste als Kind vor Schulbeginn zu Fuß in die Stadt laufen, um Milch auszuliefern.

Purpurschnecken im Mittelalter

Heute kann der ehemalige Speisesaal der Mönche für festliche Anlässe gemietet werden. Bei solchen Veranstaltungen muss die ganze Familie mithelfen. Petra Renner, die Frau von Xaver, steht dabei selbst hinter dem Herd und kocht für ihre Gäste. Dabei ist der Hofbesitzer oft die Hilfskraft seiner Frau, sagt er. Zur Ruhe kommt Xaver Renner dann, wenn er nachts auf seinem Schlepper sitzt, über eines seiner Felder fährt und die Stille genießt. Für den Hund ist dabei natürlich auch noch Platz.

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