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Kirche streamt Gottesdienst im Internet

Profis waren überfordert, aber Jugendliche bekamen es hin: Die Sonntagsmesse aus Hainsacker kommt live ins Seniorenheim.

15.05.2019 | Stand 16.09.2023, 5:33 Uhr

Die Bewohner des Seniorenheims Hainsacker können ab sofort die Gottesdienste aus der Pfarrkirche auf dem Fernseher verfolgen. Foto: Dummer

Die katholische Kirche tut sich derzeit schwer, ein offenes Ohr zu finden. Pfarrer Markus Lettner aus der Pfarrei Hainsacker geht deshalb neue Wege, um die „Frohe Botschaft“ zu den Gläubigen zu bringen. Auf seine Initiative hin kommen die Sonntagsgottesdienste aus der Pfarrkirche St. Ägidius Hainsacker jetzt über die Plattform „YouTube“ in die Wohnzimmer und – was ihm ein besonderes Anliegen ist – „zu den alten und kranken Menschen, die nicht in die Kirche gehen können“.

Im Rahmen der Kirchenrenovierung in Hainsacker wurde nach seinen Angaben die gesamte Licht- und Tontechnik auf den neuesten Stand gebracht. Dazu wurde unter anderem eine Video-Kamera im Kirchenraum installiert, die den Gottesdienst nunmehr als „Livestream“ in das nahegelegene Senioren-Service-Haus Hainsacker übertragen kann.

Einfache Übertragung bei Youtube

Dort besteht nach Aussage des Standortleiters Christian Henkens seit Langem ein großes Interesse, die Bewohnerinnen und Bewohner am Leben der Pfarrgemeinde möglichst nah teilhaben zu lassen. Zu den Gottesdiensten an den Werktagen, die traditionell direkt in der Hainsackerer Einrichtung abgehalten werden, kommt nun die aktive Teilnahme am Sonntagsgottesdienst durch den Livestream hinzu.

Eine für Technikfreaks „sehr einfach gestaltete Lösung“, die aus dem Ideenpool des Hainsackerer Pfadfinderstamms „Geschwister Scholl“ stammt, machte es möglich, die Pfarrgemeinde als Youtube-Teilhaber im Internet zu installieren.

Auch die datenschutzrechtlichen Konsequenzen konnten mittlerweile durch eine umfangreiche Datenschutzkampagne unter allen Beteiligten geklärt werden.

Hier können Sie den Gottesdienst anschauen:

Somit gehört die Pfarrei Hainsacker nunmehr zu den „YouTube-Anbietern“ im World Wide Web, was so viel bedeutet, dass jeder Handy-, Tablet-, Notebook- oder PC-Besitzer mit Internetanschluss den Vorabend- und Sonntagsgottesdienst auf seinem jeweiligen Gerät verfolgen kann. Der Gottesdienstbesucher im „Web“ sieht den Ablauf im Altarraum und hört alle akustischen Signale. Leider hätten es die Firmen, die zuvor schon für die Technik beauftragt wurden, nicht geschafft, die Wünsche des Pfarrers so zu erfüllen, dass das Projekt in Gang gesetzt werden konnte.

Einige freiwillige „IT-Freaks“ aus den Reihen der Pfadfinder hätten dann die Initiative ergriffen und „eine schlichte Lösung für sehr wenig Geld umgesetzt“, freute sich Pfarrer Lettner. Die ehrenamtlichen Helfer haben das System so störungssicher installiert, dass auch die Ministranten und Mesner inzwischen die Übertragung problemlos auf Knopfdruck in Gang setzen können. Somit ist es möglich, dass kranke und alte Menschen zu Hause immer am Samstagabend (18 Uhr Vorabendmesse) und am Sonntag um 10.15 Uhr den Gottesdienst mitverfolgen.

Probleme bei der Umsetzung

Pfarrer Lettner, als Geistlicher mit vielen neuen Visionen, setzte zu dieser Idee noch eins drauf und organisierte zusätzlich einen Kommunionhelferdienst für das Seniorenheim. Das bedeutet, dass aus dem Gottesdienst der Pfarrgemeinde ein Kommunionhelfer nach der Wandlung direkt zum nebenan liegenden Seniorenhaus marschiert, um dort den Bewohnern die Kommunion zu spenden, die den Gottesdienst über Großbildfernseher in allen Wohnbereichen oder, wenn die entsprechenden Voraussetzungen vorliegen, auch auf dem eigenen TV am Zimmer verfolgen können.

Wie schwer es war, dies alles umzusetzen, davon weiß Pfarrer Lettner ein Lied zu singen. Denn das bischöfliche Baureferat und der Kunstausschuss der Diözese standen dem Projekt des technikbegeisterten Geistlichen anfangs sehr skeptisch gegenüber. „Wenn wir die Menschen nicht mehr erreichen, hilft uns auch der tollste Kirchenraum nichts“, gab der Seelsorger seine Überzeugung kund.

Ebenso ist Pfarrer Lettner der Meinung, „dass wir bei aller denkmalschutztechnischen Rücksicht nach vorne schauen und die Technik und die Medien unserer Zeit einsetzen müssen“. Das Landesamt für Denkmalschutz habe keinerlei Einwände gehabt, das bischöfliche Baureferat und der Kunstausschuss der Diözese würden sich weiter bedeckt halten, bedauert Pfarrer Lettner.

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