Abschied
Leiterin verlässt Kindergarten

Angelika Rödl hat 1996 das Integrationskonzept der Lappersdorfer Einrichtung gestartet. Es gilt bis heute als Vorzeigeprojekt.

17.02.2020 | Stand 16.09.2023, 5:12 Uhr

Im Kreise ihrer Mitarbeiter wurde die jahrzehntelange Kindergartenleiterin Angelika Rödl (5. v. l., vorne) verabschiedet. Mit dabei waren auch Pfarrer Alexander Huber von der katholischen Kirchengemeinde, der Trägerin der Einrichtung in Lappersdorf, und Bürgermeister Christian Hauner. Foto: Martina Groh-Schad

Mit seinem Konzept, Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam zu betreuen, nahm der Lappersdorfer Integrationskindergarten lange Zeit eine Vorreiterrolle in Deutschland ein. Seit 1996 besuchen Kinder mit Behinderung die Einrichtung und spielen zusammen mit Kindern ohne Behinderung.

Von den 160 Kindern haben aktuell 14 Kinder eine Behinderung und sind auf die Gruppen verteilt im Regelbetrieb dabei. Eine Leistung, die vor allem der scheidenden Leiterin des Kindergartens, Angelika Rödl, zuzuschreiben ist. „Wir waren einer der ersten Kindergärten überhaupt, die Kinder mit Behinderung aufgenommen haben“, erinnert sich die 64-Jährige, die schon ihr ganzes Leben lang in Lappersdorf wohnt. Da die Lebenshilfe schon lange im Ort ansässig ist, habe es immer Kontakte zwischen Menschen mit und ohne Behinderung gegeben. „Abends sind zusammen weggegangen“, verdeutlicht sie. „Das ist Inklusion in Reinform.“

Zusätzliche Fachkräfte nötig

Den Kindergarten in Lappersdorf daher 1996, ein Jahr nach ihrem Amtsantritt, zu einem Integrationskindergarten zu machen, sei für sie nur eine logische Konsequenz gewesen. „Es reicht aber nicht, dass Kinder mit Behinderung dabei sein können“, erklärt sie. „Sie brauchen auch gezielte Förderung.“ In der Einrichtung sind daher neben den Erziehern, Sozialpädagogen, Kinderpflegern und Heilerziehungspflegern auch zusätzliche Fachkräfte tätig, die speziell für die Bedürfnisse von Kindern mit Behinderung ausgebildet sind. Insgesamt beschäftigt der Kindergarten 35 Mitarbeiter, die Angelika Rödl geführt hat.

Dass der Gedanke, Kinder mit Behinderung in Regeleinrichtungen zu integrieren, sich immer stärker gesellschaftlich durchsetzte, spürte die Kindergartenleiterin vor allem am gestiegenen bürokratischen Aufwand, der damit einherging. „Früher musste ich einmalig zwei DIN-A-4-Blätter ausfüllen, um Förderungen zu erhalten“, erinnert sie sich. „Heute sitzt man den halben Tag lang am PC.“ Um allen Anforderungen gerecht zu werden, ist ein großer dokumentarischer Aufwand nötig. „Bei vielen Dingen sollte hinterfragt werden, ob es sinnvoll ist“, sagt sie. Darüber hinaus musste sie in den vergangenen Jahren auch bei den Mitarbeiterschulungen am Ball bleiben. Denn auch hier legt der Gesetzgeber ein besonderes Augenmerk auf Einrichtungen mit einem Integrationsgedanken.

Die zunehmende Bürokratie veränderte auch ihren Arbeitsalltag. Während sie früher trotz der Leitungstätigkeit noch im Gruppendienst tätig war, musste sie diesen in den vergangenen Jahren komplett einstellen. „Sie kommt manchmal zum Essen zu uns“, berichtet die fünfjährige Ella über die Kindergartenleiterin.

Ein Leben für den Kindergarten

Ihre Großmutter Christa Heinz, die früher als Erzieherin in der Einrichtung tätig war, erinnert sich noch an Angelika Rödl als Praktikantin. Denn abgesehen von einer kurzen Zeit, in der Rödl in Schwandorf arbeitete, war sie ihr ganzes Berufsleben in dem Lappersdorfer Kindergarten tätig. Nach ihrer Ausbildung kehrte sie als Erzieherin zurück und war etliche Jahre im Gruppendienst tätig. 1995 übernahm sie dann das Ruder. Bürgermeister Christian Hauner dankte der scheidenden Einrichtungsleiterin für die stets gute Zusammenarbeit mit dem Markt und wünschte der aktuell bereits tätigen Leiterin Johanna Broja alles Gute.