Innovation
Mitarbeiter tüfteln hier in der Wildnis

Mächtige Findlinge markieren das Revier der IRS GmbH in Schwaig. Beim „Tag der offenen Tür“ geht es um Technik und Natur.

23.05.2019 | Stand 16.09.2023, 5:44 Uhr

Das naturnah und bedürfnisorientiert gestaltete Firmengelände mit hoher Aufenthaltsqualität bietet den Mitarbeitern zahlreiche direkte Zugänge „vom Arbeitsplatz ins Freie“ so wie in diesen „Freiluftbüros“. Das trägt dazu bei, Stress abzubauen und sichert wertvolle Kreativität. Foto: Beiderbeck

Wer auf dem Burgensteig wandert, kommt bei Schwaig durch ein lebendiges Fleckchen Erde mit mächtigen Eichen. Dazwischen verstecken sich mehrere Gebäude. Man könnte meinen, das wäre ein Freizeitressort – ist es aber nicht. Hier ist die IRS Systementwicklung GmbH mit 70 Mitarbeitern beheimatet. „Wenn uns Kunden zum ersten Mal besuchen, passiert es gelegentlich, dass sie mitten im Firmencafé stehen und fragen, wie sie zu IRS kommen“, lacht Geschäftsführer Reinhard Schiegl. Er hat den Betrieb 1991 als Ein-Mann-Unternehmen gegründet. Seit der ersten Baumaßnahme setzt er auf Instrumente zur Förderung der Artenvielfalt.

Arbeiten zwischen den „Buxn“

Die Büros und Werkstätten umgibt ein naturnaher Firmengarten, eine Idylle aus hügeligen Wäldchen, die mit ortstypischen Findlingen durchsetzt sind. Ingenieure und Elektroniker arbeiten quasi zwischen den „Buxn“. Da kann es vorkommen, dass sie beim Tüfteln am Laptop von Blindschleiche, Specht und Kleiber beobachtet werden. Igel und Wiesel fühlen sich wohl. Firmengebäude und Parkplätze wurden „um die Natur herum und zwischen die Natur hinein“ gebaut. Die Symbiose aus Wirtschaft und natürlichem Lebensraum erfährt internationale Aufmerksamkeit. Im LIFE-Programm der EU ist IRS als Vorbildunternehmen gelistet (www.biodiversity-premises.eu).

Das Firmengelände war früher eine Wiese, die zur Nebenerwerbslandwirtschaft von Reinhard Schiegls Eltern gehörte. Die Verbundenheit mit jener Zeit, als er hier beim Heuen half, war einer der Gründe für das behutsame Vorgehen bei der Umgestaltung. „Es hat mich schon auch gereizt, Kritikern zu beweisen, dass ich nicht einfach eine Halle aufstelle und rundum alles zubetoniere“. Mit dieser Einstellung war er damals ein Exot – heute nicht mehr. „Schließlich geht es um nichts weniger als um die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen und um die Konventionen zur biologischen Vielfalt“, sagt Planer Anton Robl. „Darin werden ganz explizit Unternehmen als notwendige Akteure genannt, die gebraucht werden, um das Blatt zu wenden“.

„Wir wollen so wenig wie möglich versiegeln.“Reinhard Schiegl, IRS-Geschäftsführer

Bei IRS ist es nicht nur erlaubt, sondern erwünscht, dass jeder Mitarbeiter einen Teil seiner Arbeitszeit für gemeinnützige Zwecke verwendet. Das sind soziale Projekte wie die Fußball AG an der Grundschule oder der Seniorentreff. Ökologie ist eine weitere Möglichkeit, dem regionalen Umfeld zu dienen, sei es durch Betreuung der firmeneigenen Bienenstöcke oder das Anbringen von Nisthilfen. Da kommt es schon vor, dass hoch qualifizierte Experten für Mess- und Prüftechnik bei der Obsternte oder beim Apfelsaftpressen mit anpacken.

Nach so einem Ausflug ins praktische Leben macht das Tüfteln an innovativen Lösungen wieder doppelt Spaß. Gerade erst konnte im Bereich Automobiltechnik nach monatelanger gemeinsamer Arbeit die Entwicklung eines Elektromotorensimulators erfolgreich abgeschlossen werden. Enorme Energieeinsparung wird dadurch möglich.

Filiale in Wörth-Wiesent

Was es mit der Technik bei IRS und mit der firmeneigenen Biodiversitätsstrategie auf sich hat, das können Besucher am Freitag, 24. Mai, ab 14 Uhr beim Tag der offenen Tür mit Sensen-Schnupperkurs erleben. Alle Infos gibt es unterwww.irs.systems/de.

Im Verlauf der letzten 20 Jahre wurde der IRS-Standort in mehreren Etappen vergrößert. Das mittelständische Unternehmen arbeitet für 430 Kunden in aller Welt und braucht schon wieder mehr Platz. „Eine Erweiterung ist auf dem Gelände hier in Schwaig leider nicht mehr möglich“, bedauert Reinhard Schiegl. Er wird deshalb 2020 im Gewerbegebiet Wörth-Wiesent eine zweite Niederlassung bauen. „Für mich ist es eine reizvolle Herausforderung, auch dort innovative Arbeitslandschaften im Grünen zu schaffen“. Von den 12 000 Quadratmetern, die er im östlichen Teil des Gewerbeparks ausgesucht hat, will er nur 25 Prozent bebauen und den größten Teil der Natur widmen. „Wir wollen so wenig wie möglich versiegeln und planen deshalb ein Parkdeck in Holz-Stahl-Bauweise“, verrät er über seine Pläne.