Verkehr
A3-Ausbau: Retter nutzen Schleichwege

Bei Unfällen an der Baustelle kommt der Notarzt über eigene Zufahrten auf die Autobahn. Neutraublinger haben viele Fragen.

05.03.2018 | Stand 16.09.2023, 6:16 Uhr

23 Gleise überspannt die Eisenbahnbrücke Burgweinting. Sie muss einem breiteren Neubau weichen. „Technisch sehr anspruchsvoll“, sagen die Planer. Noch laufen die Vorarbeiten. Foto: Lex

Der A3-Ausbau beschäftigt Anwohner und Pendler aus der Region. 150 Bürger kamen am Montagabend in die Neutraublinger Stadthalle, um mit Fachleuten der Autobahndirektion Südbayern zu diskutieren. Sie wollten wissen, wie bei Vollsperrungen umgeleitet wird, wie schnell nach dem Abriss der alten Lärmschutzwände neue gebaut werden und wie Einsatzkräfte eine Unfallstelle erreichen.

Bei letzterer Frage gab Projektleiterin Katharina Häusler gleich Entwarnung: Notarzt und Rettungswagen kommen über eigene Zufahrten von außen auf die Autobahn, da wegen der Spurverengung keine Rettungsgasse gebildet werden kann. Wo die Notzufahrten eingerichtet werden, verriet die Bauingenieurin nicht, weil die Autofahrer sie auf keinen Fall nutzen sollen. Eines wurde klar: Die Mehrheit wünscht sich den Ausbau, da sich täglich der Verkehr staut. Eher ungewöhnlich: Häusler von der Autobahndirektion hörte von vielen Seiten Lob für die bürgernahe Informationspolitik.

100 000 Fahrzeuge pro Tag

Den Infoabend eröffnete der Neutraublinger Bürgermeister Heinz Kiechle mit den Worten: „Ich erwarte mir für ganz Neutraubling einen wesentlich verbesserten Lärmschutz.“ Doch werde es sicherlich auch Ärger geben in den sechs Jahren. „Es kommen Dinge, die man nicht vorher berechnen kann.“ Ab 2023 aber, wenn der Ausbau zwischen dem Autobahnkreuz Regensburg und der Anschlussstelle Rosenhof abgeschlossen wird, werde es „weniger Staus, bessere Luft und mehr Lärmschutz“ geben.

Bis zu 100 000 Fahrzeuge pro Tag rollen in Spitzenzeiten, also an Brückentagen und Ferienwochenenden, auf der A3 bei Regensburg. Durchschnittlich sind es 40 000 Pkw und Brummis täglich zwischen Straubing und Parsberg, im Bereich der Stadtautobahn Regensburg sogar 70 000, weil der örtliche Verkehr hinzukommt.

Projektleiterin Katharina Häusler sagte, der Ausbau dauere so lange, weil keine Alternativrouten existieren. „Wir bauen kleinteilig, denn es ist wenig Platz.“ Da die Autobahn stadtnah liegt, verlaufen jede Menge Versorgungsleitungen im Boden. Sie müssen verlegt werden. Das schwierigste Bauwerk ist die Bahnbrücke Burgweinting, die abgerissen und neu errichtet wird. Sie führt über 23 Bahngleise, die nutzbar bleiben müssen.

Häuslers gute Nachricht: die Regensburger Galgenbergbrücke und die Umgehung Neutraubling werden durchgängig zur Verfügung stehen.

Kurze Zeit fehlt der Lärmschutz

Im Plenum und an Stellwänden mit den Plänen hatten Pendler die Möglichkeit, ihre Fragen loszuwerden. „Wie schaut es mit dem Busverkehr aus, wenn Brücken gesperrt sind?“, wollte ein Zuhörer wissen. Katharina Häusler wagte die Prognose, der Öffentliche Personennahverkehr werde funktionieren wie bisher. Alles andere sei kontraproduktiv, da man hoffe, dass Pendler auf den Bus umsteigen – und aufs Fahrrad. „Wir stimmen mit dem Regensburger Verkehrsverbund ab, wie ein Bus am besten umgeleitet werden kann.“

Einige Bürger befürchteten, dass sich der Rückstau von der überlasteten A93 so stark auf die A3 zwischen Kreuz Regensburg und Anschlussstelle Universität auswirkt, dass der Ausbau nichts bringt. Ein Gutachten, das die Autobahndirektion in Auftrag gab, widerlegt das. Demnach wird die A3 so leistungsfähig sein, dass sie funktioniert. Ab 2023 stehen drei Fahrstreifen zur Verfügung. Falls ein Auto liegenbleibt, soll der Standstreifen entlasten.

„Momentan ist der Lärm noch annehmbar. Man kann damit leben. Aber wenn zwei Spuren mehr kommen, fahren noch mehr Lkw.“Helene H. (61)Anwohnerin

Auf die Frage, warum gleichzeitig A3 und Staatsstraße 2660 ausgebaut werden, antwortete die Projektleiterin, der Knotenpunkt der Staatsstraße müsse verbessert werden, um „dem A3-Ausbau zu dienen“. Ein Bürger stellte fest, es werde grundsätzlich keine Umleitungen geben, doch was sei für die Tage der Vollsperrung geplant? Häusler erwiderte: „Eine Umleitung durch die Stadt macht keinen Sinn. Aber bei der Vollsperrung müssen wir umleiten:über die Staatsstraße 2660 zum Odessaring und zur Franz-Josef-Strauß-Allee.Schon ab Deggendorf werden Schilder die Fahrer auffordern, großräumig zu umfahren, falls sie nicht direkt Regensburg ansteuerten.

Der Appell der Autobahndirektion: Fahrzeiten anpassen, auf Rad und ÖPNV umsteigen

Ein Neutraublinger stellte fest, dass der Stadtverkehr offenbar einen sehr hohen Anteil des Verkehrsaufkommens ausmache, weil bei Regensburg der Fahrzeugstrom auf 70 000 anschwillt. Das bejahte Bauingenieurin Katharina Häusler. Zugleich appellierte sie ans Publikum, wenn möglich die Fahrzeiten anzupassen, auf Fahrrad und ÖPNV umzusteigen.

Am Rande der Veranstaltung sagte Unternehmer Reinhard Raith, er mache sich keine Sorgen, denn es sei „wichtig, die A3 auszubauen“. Die Infrastruktur müsse sich weiterentwickeln. „Ein gut ausgebautes Straßennetz ist für uns überlebensnotwendig.“ Raith betreibt einen Kfz-Teilehandel in Regensburg. Er lobte wie einige andere die Autobahndirektion, die auf die Bürger eingehe und äußerst gut informiere.

Zum Abriss der alten Lärmschutzwände meinte ein Anwohner: „Ich hoffe, sie werden bald wieder aufgebaut.“ Die Bauingenieurin räumte ein, es werde eine gewisse Zeit ohne Lärmschutz geben, „wenn der alte weg ist und der neue noch nicht da.“ Die Bedenken des Neutraublingers Wilfried Hebeda über Lücken im Lärmschutz treffen laut Häusler nicht zu. „Es gibt keine Lücke“ – allenfalls so weit von der Bebauung entfernt, dass sie sich nicht auswirkt.

Werden bald Autos auf Schleichwegen rollen?

Einige Radpendler, die täglich Feldwege von der Neutraublinger Gärtnersiedlung zu Ikea und den Unternehmen in der Regensburger Leibnizstraße nehmen, sorgen sich, dass Autofahrer diese als Schleichwege entdecken. „Das müsste man beobachten und die unzulässige Nutzung beenden“, erklärte Häusler. Zuständig ist die Polizei. Ein Problem sieht auch die Projektleiterin: Nach einem Bagatellunfall kommt zwar ein Dritter in der Regel trotz der Spurverengung vorbei, doch wenn auch nur überprüft werden muss, wer schuld ist, wird sich alles stauen.

Michael Melcher aus Neutraubling sagte, er hege größte Bedenken wegen der Unvernunft und des Leichtsinns der Autofahrer. „Die könnten Unfälle verursachen.“ Die Planung sei gut durchdacht. Zum Glück arbeite und wohne er in Neutraubling und benötige die Autobahn nur zwei bis dreimal in der Woche, um zur Firmenzentrale zu kommen.

Otto Politzka gab zu bedenken, dass es vier Spuren gebe. Aber keine Standspur mehr. Das werde bei Unfällen schwierig werden. Auch Katharina Häusler räumte das ein. Nach einer Karambolage komme zwar ein Dritter in der Regel trotz der Fahrbahnverengung noch vorbei, doch wenn auch nur überprüft werden müsse, wer schuld sei, staue sich alles.

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Die Hauptschlagadern der Oberpfalz: eine Multimedia-Reportage zu den Autobahnen A3 und A93

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